
© Peugeot
Die Zulassungen von E-Autos haben sich seit Jahresbeginn verdreifacht. Und natürlich kommt dieser Zuwachs nicht von den Pkw allein: Auch Elektro-Nutzfahrzeuge erobern die Innenstädte. Wie beispielsweise der Peugeot E-Traveller, der mit der neuen, alternativen Motorisierung gegen Konkurrenz wie Mercedes eVito Tourer, Ford Galaxy, Seat Alhambra und Citroën C4 Spacetourer antritt.
Der Peugeot wurde gemeinsam mit Toyota und Opel entwickelt, die ihn als Toyota Proace Verso beziehungsweise Opel Zafira Life verkaufen. Zudem ist er baugleich mit dem Citroën Spacetourer.
Wie seine Geschwister wird der Traveller in drei Längen angeboten. Mein Testwagen kommt in der mittleren Ausführung (L2) mit 4,96 Meter, sie ist als „Business“-Ausführung und VIP Combispace-Variante für professionelle Personenbeförderer, Shuttledienste und Großfamilien gedacht. Noch familien- und zuladungsfreundlicher ist aber die Varianten L3 mit 5,31 Meter. Kompakter ist der L1 mit 4,61 Meter Länge.
Der Radstand bleibt bei allen Varianten mit 3,28 Meter stets gleich, das Längenwachstum findet beim hinteren Überhang, sprich Kofferraum statt. Und da sind die Unterschiede gewaltig: Passen in die L1-Variante 798 Liter hinein, so sind es in der L3-Version bis zu 3.300 Liter.
Relativ leicht können beide hinteren Sitzreihen ausgebaut werden, was die Lademöglichkeiten vervielfacht – bis auf 4.500 Liter. Da die Batterie unter dem Innenraum sitzt, verfügt das E-Modell über das gleiche Ladevolumen wie der Verbrenner.
Problemlos ins Parkhaus
Dank einer Höhe von 1,95 Meter fährt der E-Traveller problemlos in übliche Tiefgaragen und Parkhäuser. Praktisch in engen Parklücken sind auch die seitlichen Schiebetüren. In der Topausstattung Traveller Allure öffnen und schließen sie sogar elektrisch, das spart Kraft – und funktioniert auch per Knopfdruck vom Fahrersitz aus.
Eher mager fällt der Kofferraum aus, wenn alle Sitze noch drin sind: Hier passen gerade mal drei Einkaufstaschen nebeneinander, und die stehen noch auf den beiden Ladekabeln. Das ist wenig Platz für so ein großes Auto.
Man sollte genau planen, welche der angebotenen Fahrzeuglängen man braucht, die Unterschiede sind gewaltig. Viel Platz gibt es in allen dreien. Bei der täglichen Routine spielt der Peugeot seine Stärken im City-Verkehr aus. Ob er den Namen Traveller mit höchstens 320 Kilometer Reichweite verdient hat, muss jeder selbst entscheiden.
Frank Heide schreibt seit 16 Jahren über Autos. Für das Creditreform Magazin testet einmal im Monat die neuesten Firmenwagen. © Thomas Luther
Wer mehr will, greift also zur längeren Variante oder verschiebt Sitze beziehungsweise baut sie gleich ganz aus. Das geht erstaunlich leicht, weil das üppig belederte und langstreckentaugliche Gestühl auf Schienen gleitet. Die Variabilität lässt also nichts zu wünschen übrig.
Sehr durchdacht wirkt neben der Sitz-Variabilität und dem großen Platzangebot auch die Vielzahl von großen und kleinen Ablageflächen, Stauräumen, Klappen und Netzen. Allerdings strahlen nicht alle Materialien gehobene Pkw-Anmutung aus, es gibt reichlich grauen Kunststoff im Traveller-Innenraum, der nicht zuletzt deswegen ein bisschen nutzfahrzeugartig rüberkommt.
Zwar sind ein Zentraldisplay, ein Head-up-Display sowie einige Assistenten, Infotainment und Sicherheitssysteme an Bord. Aber nichts davon bewegt sich am oberen Ende des Leistungsspektrums, es geht eher volkstümlich zu.
E-Transporter mit Power-Modus für schwere Ladung
Auch das Fahrerlebnis ist unspektakulär, aber im positiven Sinne, weil hauptsächlich geschmeidig und leise. Die Ruhe, Gelassenheit und das sofortige Drehmoment des E-Antriebs entfalten vor allem im Stadtverkehr entspannende Wirkung. Schaltpaddles gibt es keine, mit denen man sich beschäftigen müsste, leider aber auch keinen One-Pedal-Betrieb mit besonders starker Rekuperation.
Dass der Van einen Power-Modus bietet, sollte man nicht mit einem Sport-Fahrprogramm verwechseln. Der so aktivierte Schub von 100 kW und 260 Newtonmeter Drehmoment auf die Vorderräder ist für extra schwere Beladung, Steigungen und Überholvorgänge gedacht.
Außerhalb der City auf Landstraße und Autobahn kommt es noch mehr auf den Akku an. Wer hier regelmäßig unterwegs ist, sollte zum stärkeren Batteriepack greifen. Den E-Transporter gibt es nämlich – für knapp 5.000 Euro mehr – mit 75-kWh statt 50-kWh-Akku. Damit schafft der E-Traveller beachtliche 322 Kilometer nach WLTP-Norm, sonst bleibt es bei maximal 227 Kilometer.
Zahlreiche Rabattangebote
Aufgeladen werden beide Akkuversionen mit bis zu 11 kW Wechselstrom oder mit bis zu 100 kW Gleichstrom. An der Schnellladestation dauert der Ladevorgang von null bis 80 Prozent 30 Minuten bei der kleinen Batterie und 45 Minuten bei der großen. Mit 11 kW Wechselstrom dauert es 4:40 beziehungsweise 6:55 Stunden.
Für eine angehobene Augenbraue sorgt bei diesem Van wohl vor allem sein gefühlt hoher Bruttopreis: Greift man zum L2 mit großem Motor und Business-VIP-Ausstattung, so sind 65.610 Euro fällig.
Dank des E im Namen darf man davon immerhin die übliche Förderung abziehen, außerdem sind bereits jetzt zahlreiche Rabattangebote im Markt.
Technische Daten
Antrieb: Elektromotor, Reduzierungsgetriebe mit fester Übersetzung, Frontantrieb
Leistung: 100 kW/136 PS
Maximales Drehmoment: 260 Nm
Beschleunigung: 0-100 km/h: 13,1 Sek.
Batterie: Lithium-Ionen-Akku mit 50 kWh, wahlweise 75 kWh
Reichweite: 227 km (50-kWh-Akku), 322 km (75-kWh-Akku)
Preis: ab 55.900 Euro;
Testwagen: 65.610 Euro