Nach Verhandlungen von mehr als zehn Monaten Dauer haben sich Vertreter der EU-Gesetzgeber und der Europäischen Kommission auf neue Eigenkapitalregeln für Banken („Basel III“) geeinigt. Ein Vertreter des EU-Parlaments spricht sogar vom „umfassendsten Bankenregulierungspaket“, das es in der EU jemals gab. So sollen die neuen Regeln nach einigen „technischen Anpassungen“ schrittweise von Januar 2014 an in Kraft treten. Ob dieser Zeitpunkt nun tatsächlich zu halten sein wird, muss sich nach den bisherigen Erfahrungen allerdings erst noch zeigen.
Kreditklemme unwahrscheinlich
Zur Erinnerung: Das vorrangige Ziel von Basel III ist es, die mehr als 8.000 Banken in der Europäischen Union zu mehr und vor allem zu „besserem“ Eigenkapital zu verpflichten. Darüber hinaus soll es Liquiditätsregeln geben, die Bankinstitute in die Lage versetzen, 30 Tage lang sämtliche ihrer Verpflichtungen zu erfüllen. Für Mittelbetriebe ist in diesem Zusammenhang vor allem eine Erleichterung, dass für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) keine höhere Kapitalunterlegung erforderlich sein soll. Hier hat sich offenbar die Erkenntnis durchgesetzt, dass es zu möglicherweise erheblichen Problemen – Stichwort: „Kreditklemme“ – mit fatalen Folgen für die Realwirtschaft kommen könnte, wären hier die Zügel weiter angezogen worden. Ob damit aber die bei vielen Betrieben bestehenden Unsicherheiten über die zukünftige Ausrichtung der Kreditvergabe quasi über Nacht beseitigt werden können, ist wohl eher unwahrscheinlich. Allein der sich hinziehende Entscheidungsprozess hat nicht gerade zur Vertrauensbildung zwischen Bank und Kunde beigetragen. Betriebsverantwortliche sollten daher auch weiterhin nicht darauf warten, was ihnen ihre Banken vorgeben. Die richtige und angemessene Strategie dürfte sein, sich schnellstmöglich mit den jeweiligen Hausbanken zusammenzusetzen und somit selbst initiativ zu werden. Dazu eignet sich beispielsweise ein Fragenkatalog, in dem durchaus auch eigene Ansprüche an die Kreditgeber formuliert werden (siehe Checkliste). Hilfestellung kann dazu der Steuerberater geben, der den wirtschaftlichen Hintergrund des Betriebes naturgemäß ebenso gut kennen sollte wie der Unternehmer selbst.
Informationsfluss forcieren
Unternehmer und Betriebsverantwortliche, die einen solchen Fragenkatalog zusammenstellen, werden möglicherweise auf den einen oder anderen überraschten Bankmitarbeiter treffen. Nach wie vor hat sich nämlich in vielen Betrieben eingebürgert, den jeweils nächsten Schritt zunächst der Bank zu überlassen. Reaktion statt Aktion lautet die Vorgehensweise. Dieses gängige Schema sollte jedoch dringend überdacht werden, da die Komplexität des Themas auch und vor allem den Unternehmer fordern wird. Es ist nämlich damit zu rechnen, dass Bankinstitute ihren kreditpolitischen Ansatz, die Zinskosten risikoorientiert festzusetzen, verstärken werden. Dies bedeutet für Betriebsverantwortliche wiederum, sich regelmäßig selbst mit der Entwicklung ihrer Kreditwürdigkeit und der Werthaltigkeit der zur Verfügung gestellten Kreditsicherheiten auseinanderzusetzen. Bekanntlich werden beide Kriterien, Bonität und Sicherheiten, verdichtet und führen im Ergebnis zur kundenindividuellen „risikoorientierten“ Zinsfindung. Wer als Kreditnehmer hier nicht selbst und aktiv mitarbeitet und die Bank zu einem regelmäßigen Informationsaustausch auffordert, läuft Gefahr, schnell nur noch auf Reaktionen statt auf eigene Aktionen angewiesen zu sein.
Michael Vetter
· Wie stellt sich die Bank zukünftig den Informationsfluss zum Unternehmen vor, dessen Inhalt durch die lange Vorbereitungszeit und die damit verbundenen mehr oder weniger regelmäßigen Anpassungen in den Regelungsdetails zu Basel III bis zum Inkrafttreten vermutlich noch zunehmen wird?
· Wie werden, im Vergleich zu den derzeitigen Kreditvergaberegelungen, die durch Basel III erforderlichen Änderungen im Einzelnen aussehen, wenn es um zukünftige Kreditanträge geht?
· Wie wird sich das Transparenzgebot entwickeln, das bisher bekanntlich vor allem vom mittelständischen Kunden und weniger von der kreditgebenden Bank ein hohes Maß an Offenheit verlangt?
· Wird es, womit oftmals gerechnet wird, durch Basel III eher zu steigenden Zinskosten kommen – oder treffen diese Befürchtungen eher nicht zu?
· Wie will die kreditgebende Bank sicherstellen, dass die bisher häufig vermisste Darstellung der Entwicklung der Rating- oder Scoring-Note als Maßstab für die Kreditwürdigkeit oder Bonität des Betriebes in der Zukunft besser und damit auch durchsichtiger für den Unternehmer wird?
· Wie lässt sich die Verbindung Kunde-Bank-Steuerberater vor diesem Hintergrund optimieren?
· Ist zukünftig eine bankseitig verbesserte betriebswirtschaftliche Begleitung des kreditnehmenden Betriebes zu erwarten?
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