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Creditreform

Zu viel Cash, teure Bankprodukte und eine zu große Konzentration auf Wertpapiere deutscher Unternehmen in den Depots kosten Anleger viel Geld. Vermögensexperten raten zu Exchange-traded funds (ETF), die DAX-Investoren in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Prozent mehr Rendite beschert hätten als aktiv gemanagte und daher teurere Fonds.

In deutschen Anlegerdepots herrscht ein regelrechter Anlagenotstand. In vielen Depots gefährden zu hohe Cash-Bestände, teure Bankprodukte sowie unsystematische Risiken – durch eine zu starke Gewichtung von Wertpapieren deutscher Unternehmen, von einzelnen Branchen oder gar von Einzeltiteln – die Rendite der Anleger. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Berliner quirin bank.

Bei zu hohem Cash-Bestand: Liquidität abbauen und in den Aktienmarkt investieren

In den Depots vieler Anleger liege ein viel zu hoher Cash-Bestand von rund 45 Prozent, so die Bank. Das sei deutlich mehr als empfehlenswert, denn angesichts der niedrigen Zinsen gehe damit ein reeller Kaufkraftverlust einher. „Nichtstun ist dennoch keine Alternative. Jeder, der etwas für die Altersvorsorge tun oder das eigene Vermögen sichern will, muss zwingend im Aktienmarkt investiert sein“, sagt Stefan May, Leiter Vermögensverwaltung der quirin bank. „Systematisches Investieren in die globalen Aktien- und Rentenmärkte sichert Anlegern auch künftig Erträge bei kalkulierbarem Risiko.“

Teure, aktiv gemanagte Produkte meiden und auf kostengünstige ETFs setzen

In fast 80 Prozent der Depots fanden Mitarbeiter der Bank zudem hauseigene Bankprodukte wie aktiv gemanagte Fonds. Diese schmälerten mit hohen Provisionen, Ausgabeaufschlägen und jährlichen Managementgebühren Jahr für Jahr die Rendite des Anlegers. „Die bessere Wahl sind kostengünstige ETFs“, sagt May. Ein Vergleich macht deutlich: Mit einem ETF (Exchange-traded fund, engl. für „börsengehandelter Fonds“) auf die 30 DAX-Werte konnten Anleger bei einem Einsatz von 100.000 Euro laut der quirin bank im Verlauf von elf Jahren 42.000 Euro mehr Ertrag erzielen als mit einem aktiven, auf den DAX bezogenen Fonds. Das bedeutet: Anleger hätten mit einem ETF 20 Prozent mehr Rendite erzielt.

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Unsystematische Risiken meiden – Systematisierung führt zu Mehrertrag im Depot

Viele Depots wurden laut der Bank zudem unsystematisch zusammengestellt – oft sind heimische Werte, einzelne Branchen oder Einzeltitel übergewichtet. So ist etwa ein Drittel der Depots mit deutschen Aktien, Staats- oder Unternehmensanleihen stark auf Deutschland fokussiert. Der sogenannte Home-Bias könne wertvolle Rendite kosten. „Bereits auf mittlere Sicht ist die Entwicklung international ausgerichteter Depotstrukturen deutlich risikoärmer. Weltweit investiert zu sein, bedeutet, an der Wertschöpfung internationaler Marktwirtschaften teilzuhaben“, so May weiter.

Insgesamt wiesen die untersuchten Depots zwar nur ein geringes bis mittleres Risiko auf, allerdings sei die damit einhergehende Rendite zu gering. So ließe sich – eine entsprechende Systematisierung vorausgesetzt – durch eine Erhöhung des Wirkungsgrades der Depots bei gleichem Risiko mindestens 1,5 Prozent mehr Rendite im Jahr erwirtschaften. Das Ergebnis: 25.000 Euro mehr Ertrag nach zehn Jahren.

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Voraussetzung sei eine genaue Überprüfung durch unabhängige Experten, denn die Untersuchung zeige: Sehr oft passten die Depotstrukturen nicht zur angegebenen Anlegermentalität. Zu hohe Risiken bei eigentlich risikoscheuen Anlegern fanden sich genauso häufig wie zu geringe Aktienquoten bei Anlegern, die eigentlich mehr
Risiko aushalten wollen. „Deshalb sollten Anleger ihre Depots regelmäßig auf den
Prüfstand stellen und auf Effizienz optimieren“, so May.