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Creditreform

Wer heute 50 Jahre alt ist, dem bleiben in der Welt von Volker Looman statistisch noch 35 Jahre. Der renommierte Finanzanalytiker muss es wissen – regelmäßig schreibt Looman in der „FAZ“ über die neuesten Erkenntnisse und Trends zum Thema Altersvorsorge. Erkenntnisse wie diese: Will unser 50-jähriger Beispielmanager nach seinem 67. Lebensjahr über eine Rente von monatlich 5.000 Euro verfügen, dann wird er bis zum Tod Rücklagen in stolzer Höhe von 1,08 Millionen Euro benötigen und verzehren. Kaufkraftfressende Inflationsraten sind dabei nicht einmal berücksichtigt.

Um auf diese Summe zu kommen, müssen vorm Ruhestand bei einem jährlichen Anlagezins von zwei Prozent nach Steuern und trotz Zinseszins-Effekt stattliche 908.000 Euro zusammenkommen. Erreichbar ist diese Ansparsumme nur, wenn der 50-Jährige in den verbleibenden 17 Jahren bis Rentenbeginn monatlich 3.747 Euro in seine Altersvorsorge steckt. Verständlich, dass findige Entscheider da Wege suchen, ihre Rendite zu erhöhen oder Steuervorteile zu nutzen. Volker Looman kennt drei dieser Wege, um der heutigen „Magerzinszeit“ ein Schnäppchen zu schlagen, die sicherheitsbewussten Mittelständlern nicht alle gefallen dürften:

· die monatliche Sparrate auf unterschiedliche Altersvorsorgestrategien verteilen

· mehr Risiko in Kauf nehmen

· staatliche Förderungen konsequent nutzen

Bei den erwähnten Strategien unterscheidet der Reutlinger Finanzexperte zwischen „betrieblich“ und „privat“: Mit der Pensionszusage und der Gesellschafter/Geschäftsführer-Versorgung seien die betrieblichen Varianten „überschaubar“. Ganz anders der private Bereich, in dem je nach individueller Situation, Anlagezielen und Risikoneigung ein buchstäblicher Angebotsdschungel auf den Vorsorgesparer wartet. Wie immer gilt: Je höher das Risiko, desto höher die Chance auf mehr Rendite – aber eben auch die Gefahr einschneidender Verluste (mehr zum „Magischen Dreieck der Geldanlage“ finden Sie im Web-Service auf Seite 23).

Beim Thema „Förderungen“ sind nicht nur Steuersparmodelle zu berücksichtigen, sondern auch Vergünstigungen bei Finanzierung und Unterhalt, wie sie etwa bei denkmalgeschützten Immobilien bestehen. Für die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank) ganz klar „eine Sisyphusaufgabe“, die nur ein Experte lösen könne – Anlageberater, Finanzmakler, Bankmitarbeiter, Versicherungsvertreter. Dennoch sollte ein Gutverdiener über einige Grundangebote und Tendenzen Bescheid wissen (auch hierzu mehr im Web-Service auf Seite 23).

Rürup-Steuervorteile nutzen

Unter Steueraspekten ebenfalls sinnvoll sind Basisrenten, ursprünglich auch Rürup-Renten genannt. Der Gesetzgeber hat sie analog der gesetzlichen Rentenversicherung für Selbstständige geschaffen – somit ist eine lebenslange Rente garantiert. Sparer können Rürup-Verträge in unterschiedlichen Varianten abschließen. Es gibt sie in Form von klassischen oder fondsgebundenen Rentenversicherungen und inzwischen auch in Form von Banksparplänen. Vor Rentenbeginn gibt es keinen Zugriff auf die gezahlten Beiträge. Die Verträge sind nicht kapitalisierbar, das angesammelte Kapital ist auch nicht vererbbar. Die Höhe der jährlichen Einzahlungen, die sich steuermindernd auswirken, ist bei Singles auf 20.000 Euro, bei Verheirateten auf 40.000 Euro begrenzt. Beiträge aus diesem Jahr sind bis zu 76 Prozent steuerlich absetzbar. Danach seigt die Steuerquote jährlich um zwei Prozentpunkte bis auf 100 Prozent im Jahr 2025. Auch bei einer Einmaleinzahlung, bei der ein höherer Betrag aus einer Lebensversicherung oder Erbschaft einmalig einbezahlt und später über Monatsrenten abgegolten wird, bleiben die Steuervorteile bestehen.

Gefragt sind bis heute besonders die fondsgebundenen Policen: „Dabei nutzen Sparer bestmöglich ihre Renditechancen – gleichzeitig tragen sie allerdings das Risiko von Wertschwankungen“, sagt Ulrich Greim-Kuczewski, bei der LVM-Versicherung im Vorstand. Doch je länger der Anlagezeitraum sei, desto besser glichen sich Wertschwankungen im Zeitablauf aus. Unabhängig davon: „Schwankende Kurse ergeben oft einen positiven Cost-Average-Effekt“, so der LVM-Topmanager weiter. Bei fallenden Kursen werden mehr, bei steigenden Kursen weniger Fondsanteile erworben.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch gut gemanagte Fonds über Jahrzehnte hinweg bessere Renditen als Zinspapiere oder Gold bringen, stellt „Stiftung Finanztest“ fest. Allerdings: „Es ist immer von persönlichen Anlagezielen abhängig, welcher Fonds der richtige ist“, erklärt Thomas Hellener, Geschäftsführer der Fondsvermittlung24.de GmbH. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise gerieten offene Immobilienfonds in die Schlagzeilen, weil ihre Liquiditätsausstattung für die Welle von Anteilrückgaben häufig nicht ausreichte. Mehrere Fonds mussten geschlossen und abgewickelt werden. Was laut Steffen Sebastian, Professor für Immobilienfinanzierung an der Uni Regensburg, vor allem auf institutionelle Investoren zurückzuführen war, die in für Privatanleger gedachten Publikumsfonds investierten. Doch die seit 2013 geltende Neuregelung verhindere das künftig, denn möglich sind Anteilrückgaben nur noch mit einem Vorlauf von zwölf Monaten. „Auch Immobilienbeteiligungsmodelle zählen wieder zu den Spitzenreitern in der Gunst der Anleger“, freut sich Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Fondsverband (BVI).

„Stiftung Finanztest“ rät dennoch lieber zu offenen Immobilienfonds, da es bei dieser Form im Falle eines Verlusts, etwa durch Leerstände, keine Nachschusspflicht gebe. Wie immer gilt zudem: Breite Streuung senkt das Anlagerisiko. „Ein guter offener Immobilienfonds sollte über Jahre hinweg eine konstante Wertentwicklung aufweisen – sein Portfolio sollte nach Regionen, Sektoren und Objektgrößen breit diversifiziert sein“, empfiehlt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Wer direkt in Betongold investieren und eine Miet- oder eigengenutzte Immobilie erwerben möchte (auch hier winken Steuervorteile, siehe Web-Service), sollte dies übrigens spätestens 20 bis 25 Jahre vor Renteneintritt erledigt haben. So bleibt genug Zeit für die Tilgung – und im Alter lässt sich miet- und schuldenfrei wohnen. Der 50-jährige Chef aus Volker Loomans Berechnungsbeispiel sollte sich also sputen.

Gerd Zimmermann

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