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Creditreform

Kurzfristig orientierte Anleger achten auf Konjunkturdaten wie Verbrauchervertrauen, Geschäftsklima oder Arbeitsmarktzahlen – und selbstverständlich auf jedes Räuspern eines Notenbankers. Dabei gibt es Indikatoren, an denen sich der Zustand der Wirtschaft schon lange vorher ablesen lässt – ein wertvoller Hinweis auf die langfristigen Trends an den Weltbörsen.

Klicken Sie auf die Diagramme, um sie zu vergrößern. © Creditreform-Magazin 04/2016

 

Börsen-Signal 1 Wohnen wird in den USA teurer

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Was müssten US-Immobilienbesitzer an Miete zahlen, wenn sie nicht selbst Eigentümer des Objekts wären? Die Kennzahl zur kalkulatorischen Miete für selbst genutztes Wohneigentum jenseits des Atlantiks macht fast ein Viertel des gesamten Verbraucherpreisindex CPI aus. Zusammen mit Löhnen und Gesundheitsausgaben ist sie damit einer der wichtigsten Indikatoren für einen Anstieg der Inflation und wird von der US-Notenbank mit Argusaugen beobachtet – ein wichtiges Indiz für deren künftige Geldpolitik.

 

Börsen-Signal 2: Wo kein Handel, da kein Wachstum

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Es lohnt sich, das Wachstum des Welthandels im Auge zu behalten – besonders in Relation zum globalen Wachstum. „Legt der Welthandel weniger stark zu als das BIP, so ist dies ein Warnsignal, das auf Protektionismus, mangelnde Liberalisierung, abnehmende Wachstumsdynamik der Schwellenmärkte und eine anhaltende Wachstumskrise in Europa hindeutet“, sagt Oliver Maslowski, der unter anderem den „Swiss & Global AM Deutsche Aktien“ als Fondsmanager betreut.

 

Börsen-Signal 3: Rohstoffe günstig abzugeben

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Der Rohstoffindex CRB Rind ist eine Richtschnur für die Preisbewegung von 22 Rohstoffen, deren Märkte in der Regel als Erste von konjunkturellen Veränderungen beeinflusst werden. „Damit dient der Index als Frühindikator für bevorstehende Veränderungen der Geschäftsaktivität“, erklärt Gianmarco Mondani, Anlagestratege bei der Schweizer Vermögensverwaltung GAM, und ergänzt: „Wenn Unternehmen keine Rohstoffe wie Kautschuk, Talg oder Kakao kaufen, deutet dies eindeutig auf eine Konjunkturabkühlung hin.“ Wie um den drastischen Kurseinbruch bei Aktien zu Jahresanfang vorwegzunehmen, schwächelte der Index im Herbst 2015 und fiel bis auf 400 Punkte zurück. Seither zeigt er jedoch Anzeichen einer Erholung und konnte die Marke von 420 Zählern bis Redaktionsschluss zurückerobern, während sich parallel die Aktienmärkte wieder berappelten.

 

Börsen-Signal 4: Unternehmergeist in den USA

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Viele Anleger beurteilen die wirtschaftliche Lage anhand von Beschäftigungszahlen. „Doch die führen manchmal in die Irre“, warnt Jeremy Smouha von der Fondsgesellschaft Atlanticomnium. Der Experte für Unternehmensanleihen setzt dagegen auf die Differenz zwischen den Veränderungen der Zahl der Selbstständigen und die der Angestellten: Steigt die Zahl der Beschäftigten schneller als die der Unternehmer, so spreche das für einen bevorstehenden Konjunkturaufschwung.

 

Börsen-Signal 5: Weniger Wertpapierkäufe auf Pump in China

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Wie riskant und spekulativ der chinesische Aktienmarkt jeweils ist, lässt sich am Gesamtniveau der Wertpapierkredite ablesen: Im Juni 2015 erreichte dieser Wert einen Höchststand, als Aktien im Gesamtwert von 2,2 Billionen Yuan auf Pump gekauft wurden. Dieser Kaufeifer ließ sich auch am Aktienmarkt selbst ablesen, der im Sommer ebenfalls auf Höchststand notierte. Seither gingen die Kurse und das Volumen der Wertpapierkredite wieder deutlich zurück.

 

Börsen-Signal 6: (Agrar-)Rohstoffe auf Halde

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Nicht nur von Öl, auch von Getreide wurde zuletzt weitaus mehr produziert als verbraucht. In der Folge sind die Lagerbestände vieler Rohstoffe – gemessen in Tonnen, Fässern, Frachtkähnen und Scheunen – im historischen Vergleich ungewöhnlich hoch. Da zudem die Terminpreise die Spotpreise übersteigen, lohnt sich die Lagerung dieser Rohstoffe zusätzlich. Insgesamt dürften diese hohen Lagerbestände an Verbrauchsgütern einen starken Anstieg der Gesamtinflation verhindern, da nicht mit Lebensmittel- und Energieknappheit zu rechnen ist. Das wiederum spricht für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik – was wiederum dem Aktienmarkt zugutekommt.

 

Börsen-Signal 7: Gold oder Silber?

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Beides sind Edelmetalle – doch Silber ist darüber hinaus ein wichtiges Industriemetall, während Gold eher als Absicherungsmittel bei Anlegern beliebt ist. Entsprechend notiert der Silberpreis traditionell im Aufschwung fester. Die Stunde des Golds schlägt dagegen bei schwierigen Kreditbedingungen und abflauender Konjunktur. „Das Verhältnis beider Metalle hat in der Vergangenheit sehr aufschlussreiche Hinweise auf Wendepunkte im jeweiligen Konjunkturzyklus gegeben“, sagt GAM-Fondsmanager John Lambert. Allerdings ist der seit fünf Jahren vorherrschende Trend, bei dem Gold die Oberhand hat, nach wie vor intakt.