Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

© Fanatic Studio/Getty Images

PSD2 – das Kürzel klingt nach Bürokratie und die Einführung der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie war teilweise chaotisch. Doch in der Sache bewerten die Beteiligten die Reform als sinnvollen Schritt bei der Digitalisierung der Finanzbranche.

 

Seit dem 14. September sollte im europäischen Zahlungsverkehr alles einfacher sein. Eigentlich. An dem Tag endete die ursprüngliche Umsetzungsfrist der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, die Innovationen und Wettbewerb im Finanzsektor fördern, das bargeldlose Bezahlen revolutionieren und die Verbraucher schützen soll.

Für die Finanzmarktakteure war die Umsetzung der PSD2 allerdings eine Herausforderung. Sie mussten sich öffnen und neue Schnittstellen bereitstellen, über die Drittanbieter wie Fintechs auf Kontodaten der Bankkunden zugreifen können.

 

Mehr Prozesssicherheit für alle

In Deutschland sind diese Dienstleistungen nicht neu: „Auch zuvor gab es für Drittdienste die Möglichkeit, über Schnittstellen auf Kontodaten von Kunden zuzugreifen, wenn diese dem Zugriff zugestimmt hatten“, sagt Axel Weiß, Leiter der Gruppe Zahlungsverkehr/Payment beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

„Durch die PSD2 gibt es nun allerdings klare EU-einheitliche Vorgaben, was die Schnittstelle leisten muss und wer darauf unter welchen Bedingungen zugreifen darf“ sagt Weiß.

So stehen die Banken der Vision eines sogenannten europäischen Open Bankings durchaus aufgeschlossen gegenüber. Branchenexperten erwarten, dass Finanzinstitute und Fintechs verstärkt Partnerschaften eingehen, um Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen und sie umfänglich aus einer Hand zu bedienen.

„Wir beschäftigen uns schon seit mehreren Jahren mit dem Thema, das durch die PSD2 nun branchenweit noch einmal deutlich Fahrt aufgenommen hat“, sagt Gerhard Bystricky, Leiter Produktmanagement Zahlungsverkehr bei der Unicredit. „Fintechs sind für uns dabei ebenso Inspiration wie auch Kooperationspartner zur Entwicklung innovativer Angebote für unsere Kunden.“

Noch richten sich viele dieser Services vor allem an Verbraucher. Doch Stephan Ortolf, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs bei der DZ Bank, erwartet auch einen Ausbau der Leistungen für Unternehmen.

Für den Mittelstand könne die PSD2 mit ihren Schnittstellen etwa innereuropäische Geschäfte erleichtern. „Da Kunden für Zahlungen immer noch Kontoverbindungen im eigenen Land bevorzugen, stellt die Verwaltung und Einbindung von Konten im europäischen Ausland in die eigenen ERP-Systeme bisher noch eine große Hürde dar“, erklärt er.

 

Unternehmen als Finanzdienstleister

Was die Neuerungen darüber hinaus für Mittelständler bedeuten, hängt auch vom Blickwinkel und den fachlichen beziehungsweise technischen Möglichkeiten ab. Sie könnten sogar selbst in irgendeiner Art als Finanzdienstleister auftreten.

„Open Banking  eröffnet die grundsätzliche Möglichkeit für jedes Unternehmen, von Bankkundendaten zu profitieren“, sagt Dirk Thomas, Digitalisierungsexperte der Commerzbank. Die denkbaren Ansätze sind vielfältig.

„Es wird interessant sein, zu beobachten, ob mittelständische Unternehmen diese Ideen aufgreifen. Allerdings bedarf es je nach gewähltem Ansatz einer Registrierung oder Zulassung durch die BaFin und die Voraussetzungen hierfür sind teilweise sehr aufwändig.“

 

weitere Ergebnisse der Bankenumfrage 2019/2020

Wirtschaftswachstum, ja oder nein? Das erwarten die Chefvolkswirte für 2020.
So schätzen die Volkswirte die Kreditversorgung im Mittelstand ein.