Immer mehr Verbraucher buchen ihre Urlaubsreise online. Laut einer Studie von Boniversum und VIR bevorzugen sie Zahlmethoden, die sie vom E-Commerce kennen. Text: Stefan Weber
Wie halten es die Deutschen mit dem Reisen? Auf diese Frage antwortet Martin Lohmann, Geschäftsführer des Tourismusforschungsinstituts NIT, gerne mit einem Vergleich: „Das ist ähnlich wie mit dem Tannenbaumkauf zu Weihnachten: Beides machen die Bundesbürger jedes Jahr.“ Tatsächlich verspricht auch 2017 ein starkes Reisejahr zu werden – ähnlich gut wie das vergangene Jahr. Da unternahmen die Menschen in Deutschland etwa 69 Millionen Urlaubsreisen und gaben dabei geschätzt 66 Milliarden Euro aus. Allerdings werden sich die Urlaubsströme infolge der Terroranschläge voraussichtlich weiter verschieben: Anstatt in die Türkei und nach Ägypten zu reisen, werden einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen zufolge erneut mehr Urlauber Ziele in Spanien und Griechenland ansteuern.
Ein weiterer Trend: Die Verbraucher buchen immer kurzentschlossener. Darauf stellt sich die Reisebranche ein und bietet zunehmend sogenannte dynamische Reisepakete an. Dabei werden die einzelnen Bestandteile der Reise wie Flug, Hotel, oder Transfer erst zum Zeitpunkt der Kundenanfrage kombiniert und kalkuliert. So erhält der Reisende ein individuell auf seine Wünsche zugeschnittenes Angebot. Nachteil für den Reiseveranstalter: Er trägt neben höheren Stornokosten das volle Haftungsrisiko gegenüber den Anbietern der einzelnen Reisebausteine.
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Die Boniversum-Studie findet sich hier: boniversum.de/studien/verbraucherumfragen/
Bei der Buchung ihrer Reise setzen immer mehr Bundesbürger auf das Internet. Untersuchungen zufolge haben bereits mehr als 43 Prozent der Urlauber mindestens einmal eine Reise online gebucht. Das sind gut 27 Millionen Verbraucher über 18 Jahre – Tendenz stark steigend. Mit dem Buchungsverhalten ändern sich auch die favorisierten Zahlmethoden. Creditreform Boniversum und der Verband Internet Reisevertrieb (VIR) haben in einer jährlich gemeinsam durchgeführten Umfrage herausgefunden, dass die Verbraucher zunehmend „moderne Bezahlsysteme“ nutzen möchten. Dazu gehören etwa PayPal oder Sofortüberweisung.de sowie digitale Rechnungsanbieter wie Klarna oder Billsafe. Bereits jeder dritte Befragte wünscht sich diese Bezahlverfahren. Die Anhänger traditioneller Systeme – dazu zählen Kreditkarte, Kauf auf Rechnung, Lastschriftverfahren, Vorauskasse, Ratenzahlung oder Nachnahme – sind zwar noch in der Mehrheit. Aber sie werden von Jahr zu Jahr weniger. Insbesondere die Bezahlung per Kreditkarte verliert der Befragung zufolge in allen Altersgruppen merklich an Attraktivität. Nur noch 20 Prozent der Befragten favorisiert eine Bezahlung auf diese Art. Im Jahr zuvor sind es noch 28 Prozent gewesen.
„Der Kunde wünscht auch bei der Buchung seiner Urlaubsreise Bezahlmethoden, die er vom klassischen E-Commerce kennt“, erläutert Marc Leske, Leiter des E-Commerce-Teams und Experte für die Reisebranche bei Boniversum. Darauf müsse der Reisemarkt reagieren. Nach Beobachtung von Leske haben bis vor kurzem selbst einige große Player allenfalls zwei Bezahlverfahren angeboten. Veranstalter schätzen traditionelle Zahlmethoden wie die Kreditkarte, weil sie dafür sorgen, dass ihr Ausfallrisiko gerade bei kurzfristig kombinierten und kalkulierten Reisepaketen überschaubar bleibt. „Das entspricht aber nicht mehr dem Kundenwunsch. Die Zahlungsarten müssen dem Kunden gefallen und dem Händler akzeptable Kosten bei einer hohen Abschlussquote ermöglichen“, betont Leske.