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Creditreform

Seit 2011 ist der Goldpreis auf dem Rückzug, in diesem Sommer mehrten sich die Zeichen für eine Bodenbildung. Wer jetzt auf das Edelmetall setzt, könnte dennoch einen langen Atem brauchen.

Er besteht aus 113 Feinunzen Gold im Wert von 154.000 US-Dollar: Der Pokal, den Philipp Lahm, Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft, am 13. Juli nach dem gewonnenen WM-Finale in die Höhe stemmte. Das DFB-Team präsentierte die begehrteste Trophäe im Weltfußball tags darauf stolz den Fans in Berlin.

Nicht nur im Fußball ist Gold ein Inbegriff für Erfolg, Macht und Reichtum. Seit Jahrtausenden ist das Edelmetall vor allem als Wertaufbewahrungsmittel gefragt. Gold gilt als sicherer als Papiergeld, als sicherer Hafen – gerade in Krisenzeiten. Deswegen ist das glänzende Edelmetall in Ländern wie Indien oder der Türkei ein typisches Hochzeitsgeschenk und steht auch bei den Deutschen in Form von Barren oder Münzen hoch im Kurs.

Der Preisverfall seit den Höchstkursen von 2011 hat viele auf dem falschen Fuß erwischt. Damals überstieg der Goldpreis die Marke von 1.900 Dollar – nur um danach mehr als 35 Prozent an Wert einzubüßen.

2014 ging es wieder zögerlich nach oben. Die Aktien von Goldminenbetreibern legten gar eine kleine Kursrallye hin. Dennoch scheinen alte Gesetzmäßigkeiten derzeit außer Kraft gesetzt zu sein: Selbst die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten wirken sich nicht stark auf den Kurs aus: „Gold wird als sicherer Hafen nicht mehr so stark nachgefragt. Das liegt am festen Dollar und am immer noch intakten Aufwärtstrend an den Aktienmärkten“, sagt Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Und obwohl die Notenbanken die Märkte nach wie vor mit billigem Geld überschwemmen, gibt es keine nennenswerte Inflation. Ein Wertverlust des Papiergeldes würde den Goldpreis nach oben treiben – nach alten Gesetzmäßigkeiten zumindest.

Die aktuelle Situation kommt Joachim Berlenbach bekannt vor. Er berät zwei Gold- und Rohstofffonds und ist als Geologe zudem ausgewiesener Experte für Goldförderung: „Die negative Stimmung erinnert mich an die Situation Ende der 1990-er Jahre, als der Goldmarkt massiv unter Druck kam.“ Nach Berlenbachs Einschätzung sind die Goldmärkte derzeit in den Fängen von spekulativen Investoren, die auf einen weiteren Preisverfall setzen. Immer wieder flammen zudem Gerüchte auf, der Goldpreis werde gezielt manipuliert, um im angeschlagenen Papiergeldsystem der hochverschuldeten Industriestaaten keine Alternative zu bieten. Ein sicherer Hafen also, der einfach nicht erwünscht ist?

Gold als Ladenhüter

Andere Argumente lassen sich besser überprüfen: So ist die Nachfrage in China, sonst der größte Abnehmer des Edelmetalls, im ersten Halbjahr 2014 um 19 Prozent gefallen. Auch Indien übt sich weiter in Zurückhaltung. „Wir rechnen in den kommenden Monaten nicht mit starken Impulsen vonseiten der Nachfrage“, so Briesemann. Immerhin zeichnet sich eine Bodenbildung ab: Der Preis schwankt zwischen 1.200 und 1.400 Dollar pro Feinunze. Viele Experten halten es nur für eine Frage der Zeit, bis Gold irgendwann auch wieder große Investoren anlockt. „Schon bei kleinsten Anzeichen einer inflationären Entwicklung wird die Nachfrage nach Gold
wieder sprunghaft steigen“, ist Berlenbach überzeugt. Fachleute gehen davon aus, dass einige Staaten ihre Schuldenberge nur mit dem Instrument der Inflation abbauen können.

Viele Vermögensverwalter und Banken empfehlen ihren Kunden nach wie vor, zehn oder gar 15 Prozent ihres Vermögens in Gold anzulegen. Das könnte auf unterschiedliche Weise geschehen: am leichtesten wohl über börsengehandelte Produkte (ETPs).  Deren Anteile sind ähnlich unkompliziertzu handeln wie Aktien, doch die Rechte der Käufer am verbrieften Gold sind physikalisch im Tresor hinterlegt. Bei Xetra Gold der Deutschen Börse  etwa, das pro Anteilsschein ein Gramm Gold verbrieft, kann sich der Anleger seinen Goldbestand auch nach Hause liefern lassen und somit leicht handelbares Papiergold in physikalisches tauschen.

Konsolidierung am Markt

Goldmünzen und Barren sind bei den Bundesbürgern ohnehin äußerst beliebt. Münzen können als Sammlerobjekt zusätzlich an Wert gewinnen. Allerdings müssen Anleger hierfür meist einen Aufschlag pro Barren bezahlen. Deswegen gelten Barren von 100 oder 250 Gramm bei einer Goldanlage als bessere Wahl.  Jedoch stellt sich bei dieser Goldvariante das Problem der Verwahrung: Ein Schließfach bei einer Bank kostet mindestens 30 Euro pro Jahr. Eine Alternative ist der  Tresor in den eigenen vier Wänden. Wer Münzen und Barren kauft, hat dafür steuerliche Vorteile: Der Verkauf ist steuerfrei, wenn der Investor das Gold mindestens ein Jahr gehalten hat.

(c) Creditreform-Magazin 9-2014

(c) Creditreform-Magazin 9-2014

Mit besagten Goldminenaktien eröffnet sich für spekulative Anleger noch ein  weiterer Anlageweg. Nach dem starken Kursverfall der Vorjahre konnten Fonds wie der Earth Gold Fund UI 2014 mehr als 40 Prozent zulegen. Denn aktuell wirken sich Übernahmen und Fusionen positiv auf die Aktienkurse von kleinen und mittleren Goldproduzenten aus, die zuvor stark an Wert verloren hatten. Der Grund: Viele der großen Goldfirmen fahren derzeit ihre Investitionen in neue Minen herunter. Stattdessen suchen sie nach Projekten, die  sie günstig übernehmen können, um so auch in Zukunft ihr Angebot aufrechtzuerhalten.

Auch die Zurückhaltung könnte  langfristig  helfen: „Zwar haben wir derzeit keinen   Engpass beim Angebot, aber mittelfristig werden die jetzt ausbleibenden Investitionen zu einer Knappheit führen“, so Berlenbach. Im Schnitt dauert es acht bis zwölf Jahre, um eine Goldmine vollständig zu erschließen. Die Aktien von börsennotierten Minengesellschaften sind in Indizes zusammenfasst, in die sich über kostenschlanke Indexfonds investieren lässt.

Der deutschen Nationalmannschaft können solche Probleme egal sein. In der DFB-Zentrale in Frankfurt lagert ohnehin nicht das Original. Seit 1974 muss sich der  Titelträger mit einer Bronzekopie begnügen. Der ursprüngliche Pokal, der „Coupe Jules Rimet“, war nach der WM 1970 in Mexiko gestohlen worden. Das wird die Freude über den vierten WM-Titel aber bestimmt nicht trüben.