Keine Verlängerung des Kreditrahmens, Aufforderungen, mehr Informationen offenzulegen, Ablehnung der Finanzierung – Probleme mit der Hausbank sind der Gau für jeden Unternehmer. Finanzberater Joachim Brueser erläutert im Interview, was zu tun ist.
Herr Brueser, wie viel Hausbank braucht ein Unternehmen?
Klar ist, jeder Betrieb braucht eine Bankverbindung und damit auch eine Hausbank. Je nach Größe und Geschäftsmodell ist es ausreichend, mit zwei Instituten zusammenzuarbeiten.
Worauf kommt es dabei am meisten an?
Auf eine solide Vertrauensbasis, die auch in schlechteren Zeiten stabil ist. Ich warne Unternehmer davor, die Bankverbindung zu wechseln, nur weil ein anderes Institut ein paar Euro weniger für die Kontoführung verlangt oder der Kontokorrentkredit dort 0,2 Prozentpunkte günstiger ausfällt. Wer seine Hausbank wechseln will, sollte dies nur aus besonders wichtigen Gründen tun, zum Beispiel weil es in der Zusammenarbeit ernste Probleme gibt.
Woran merkt man, dass es knirscht?
Firmenchefs nehmen ein gestörtes Vertrauensverhältnis meist erst dann wahr, wenn es dem Betrieb schlecht geht. Dann ist plötzlich eine kurzfristige Überziehung zur Vorfinanzierung des wichtigen Auftrags nicht mehr möglich, der Bankberater reagiert nur noch zögerlich auf Anfragen oder Anträge und am Ende wird sogar der Kreditrahmen gekürzt oder ganz aufgekündigt.
Zur Person
Joachim Brueser aus Korschenbroich berät seit mehr als 25 Jahren Unternehmer in Sachen Finanzierung, Strategie, Umstrukturierung und Nachfolge. Er ist Referent unter anderem an der Hochschule Niederrhein und für das Bundeswirtschaftsministerium.
Vertrauen basiert auf Gegenseitigkeit. Wann wird ein Bankberater hellhörig?
Zum Beispiel, wenn der Unternehmer seine Auswertungen und Abschlüsse nur verzögert und nach ausdrücklicher Aufforderung vorlegt. Banken lieben die Transparenz – deshalb rate ich meinen Klienten dazu, ihre Zahlen und Planungen regelmäßig, also auch in guten Zeiten offenzulegen, wenn Umsatz und Rendite stimmen. Diese Offenheit zahlt sich mit Sicherheit in schwierigen Zeiten aus.
Aber was sollen Firmenchefs tun, wenn die Vertrauensbasis nachhaltig erschüttert ist?
Mein Rat: Reden hilft! Leider gehen noch immer zu wenige Unternehmer aktiv und offen auf ihre Bankberater zu, legen ihre Auswertungen und Pläne auf den Tisch und weisen auf ihre Chancen, aber auch auf die Risiken hin. Manchmal hilft es auch, wenn ein Dritter, etwa ein Consultant oder der Steuerberater beim Termin dabei ist und hilft, die aktuellen Zahlen richtig zu deuten.
Der Wechsel sollte also nur dann erfolgen, wenn es nicht mehr vermeidbar ist?
Richtig. Zudem sollte der Schritt gut vorbereitet sein. Optimal wäre es, wenn die neue Bankverbindung behutsam aufgebaut wird – parallel zur Nutzung der alten Hausbank –, bis sich die neue Beziehung stabilisiert hat. Dies dauert in der Regel bis zu einem Jahr oder länger. Was man unbedingt vermeiden sollte: im Streit gehen. Meist erkundigt sich das neue Institut beim alten über die Firma …
Wann müssen die Geschäftspartner davon erfahren?
Wichtige Kunden und Lieferanten sollten möglichst früh eingeweiht werden. Anderenfalls wundern sie sich über eine neue Bankverbindung, ziehen Erkundigungen ein, die im Moment vielleicht nicht so positiv ausfallen, oder reagieren übersensibel auf jede Abweichung vom bisher üblichen Geschäftsgebaren – obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gibt.