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Creditreform

Regelmäßig, wenn Dietmar Zembrot das Parkhaus eines großen Düsseldorfer Hotels durchquert, trübt fahles, kühles Licht seinen professionellen Blick. „Dort sind offenbar Leuchtstoffröhren einfach durch LED-Retrofit-Lampen ersetzt worden“, sagt der Geschäftsführer des Arnsberger Leuchtenherstellers Trilux und Präsident des Industrieverbandes Lightning Europe. Das Ergebnis: ein wenig einladendes Licht, das überdies nicht ausreichend hell ist.

Seit längerem sorgen LED-Retrofit-Lampen als Ersatz für Leuchtstofflampen für Furore. Leuchtstoffröhre raus, LED-Röhre rein – schon soll man sparen können, von bis zu 80 Prozent weniger Stromverbrauch ist die Rede. „Es gibt zahlreiche Anbieter im Markt, die mit unseriösen Versprechen locken“, sagt Uwe Jansen, Geschäftsführer der Papenburger InnoGreen GmbH, die sich auf LED-Systeme spezialisiert hat. Auch der „Creditreform“-Beitrag über das Thema in Ausgabe 4/13 sorgte für Aufsehen. Denn für den gewerblichen Bereich raten Experten aus mehreren Gründen vom simplen Austausch ab. „Sie erhalten mit LED-Retrofit-Lampen, die eins zu eins gegen Leuchtstoffröhren getauscht werden, noch nicht dieselben Lichteigenschaften“, erläutert Dietmar Zembrot. Nur in wenigen Fällen kann der Austausch tatsächlich Vorteile bringen. „Es ist zum Beispiel möglich, LED-Röhren so zu installieren, dass eine Deckenbeleuchtung in 3,50 Meter Höhe einen Arbeitsplatz mit gleicher Stärke ausleuchtet und dafür weniger Energie aufgewendet werden muss“, erläutert Uwe Jansen. Wer aber ein gleichmäßiges Licht möchte, muss zusätzliche LED-Leuchten installieren.

Wer aktuell an den Ersatz herkömmlicher Leuchten durch LED-Technik auf großer Fläche wie Hallen oder Büros denkt, muss nicht nur etwas tiefer in die Tasche greifen, sondern sich auch mit der komplexen Materie der LED-Lichtwelt auseinandersetzen (siehe Kasten). „Vor wenigen Jahren noch erforderte der Umstieg auf LED-Tech-nik hohe Investitionen. Inzwischen sind die Preise gefallen und LED ist hip. Noch aber ist LED-Technik deutlich teurer als herkömmliche Beleuchtung. „Firmen sollten daher sehr genau ermitteln, mit welchen Techniken sich die gewünschten Lichtverhältnisse am effizientesten erreichen lassen“, so Jörg Buschmann, der bei der Energieagentur NRW Unternehmen in Sachen Energieeffizienz berät.

Ein Weg in Industriehallen sind sogenannte LED-Lichtbandsysteme. Mitsamt einer Lichtleiste, auf der mehrere Dutzend einzelner LED eingelassen sind, sowie Träger und passender Optik können die LED-Lichtbandsysteme herkömmliche Leuchtstoffsysteme komplett ersetzen – und das bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen. Auch die Lichtfarbe von LED-Bändern lässt sich den Anforderungen anpassen: von warm-weiß bis tageslichtweiß.

Der Komplettaustausch bedeutet einen höheren Aufwand, kann sich aber dennoch rechnen. Gegenüber T8-Leuchtstofflampen mit einem Elektronischen Vorschaltgerät (EVG) erreicht man zum Beispiel mit dem LED-Lichtbandsystem Coriflex von Trilux eine Stromersparnis von 24 Prozent, so eine Rechnung des Arnsberger Unternehmens. Zudem fallen die Wartungskosten niedriger aus. „Eine Besonderheit von Coriflex ist eine kurze und einfache Montage“, erläutert Trilux-Chef Zembrot. Die Osram-Tochter Siteco bietet mit dem Produkt Modario ein vergleichbares LED-Lichtbandsystem an, bei Philips heißt das entsprechende Produkt Maxos.

Ersatz für Hochdruckdampflampen

Für Hochdruckdampflampen, die mit Quecksilber (HQL) oder Natrium (HQI) betrieben werden, gibt es inzwischen ebenfalls LED-Pendants, die stromsparender sind. Um vergleichbare Lichtverhältnisse zu erreichen, kommen LED-Hallenstrahler, wie sie die Papenburger Innogreen GmbH und andere Anbieter im Programm haben, schon heute mit knapp der Hälfte weniger an Strom aus. Weiterer Vorteil: Weil die LED sofort 100 Prozent Licht abgeben, eignen sie sich gut für eine Tageslicht- oder Präsenzsteuerung, was die Stromkosten weiter senken kann. Hochdruckdampflampen dagegen vertragen gesteuertes An- und Ausschalten nicht. Beachtet werden muss aber auch hier, dass nach einem Systemwechsel die Lichtwerte stimmen. „Bei sehr hohen Hallen fällt es der LED-Technik in der Regel schwer, mit derselben Anzahl an Lampen die gewünschten Lichtwerte zu erreichen“, erklärt Energieberater Jörg Buschmann.

Staat vergibt Fördermittel

Hilfreich: Die KfW gewährt für Investitionen in energieeffiziente Beleuchtung Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen. So übernimmt die KfW bis zu 80 Prozent der Kosten für eine detaillierte Energieberatung. Bei den Investitionen können Firmen zinsgünstige Kredite aus dem ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm in Anspruch nehmen. Speziell kommunalen Unternehmen bietet die KfW ein Programm, um herkömmliche Leuchtsysteme im Innen- und Außenbereich durch stromsparende LED-Technik zu ersetzen.

„In jedem Fall gilt es, den Strombedarf der Beleuchtung sowie die Lichtwerte vor und nach einem Umbau genau zu ermitteln“, empfiehlt Energieberater Jörg Buschmann. Seriöse Anbieter täten dies mit Hilfe entsprechender Software. Auch sollten sich Firmen eine Garantie über Funktion sowie den Lichtstromerhalt der neuen Beleuchtung geben lassen, denn auch an LED-Leuchten nagt der Zahn der Zeit. „Nach mindestens drei Jahren sollte die Beleuchtung noch 90 Prozent der ursprünglichen Werte erreichen“, erläutert Buschmann. Nur dann kann man sich wirklich sicher sein, dass die neue Beleuchtungstechnik langfristig hält, was der Anbieter versprochen hat.

Dirk Schäfer

Bei herkömmlichen Glühbirnen wusste man: 100 Watt bedeuten eher hell, 40 Watt eher dunkel. Bei der LED-Technik zählt anderes:

· Nicht die Wattzahl dient als maßgebende Orientierung, sondern zu aller erst der sogenannte Lichtstrom, die Messgröße heißt Lumen pro Watt (lm/w). Die Einheit besagt, wie viel Strom in Licht umgewandelt wird. Je mehr Lumen pro Watt die Leuchte erreicht, desto heller und stromsparender ist es. Zum Vergleich: Glühbirnen erreichen etwa 12 lm/ Watt, Leuchtstoffröhren um die 105 lm/Watt. Derzeit am Markt verfügbare LED-Leuchten bringen es maximal auf 120 lm/Watt.

· Eine andere Messgröße ist die Beleuchtungsstärke, sprich die Menge an Licht, die zum Beispiel auf einem Schreibtisch ankommt. Gemessen wird hier die Lichtmenge in Lux (lx). Je nach Tätigkeit sieht die Arbeitsstättenverordnung unterschiedliche Lux-Werte vor. Je anspruchsvoller die Tätigkeit, desto heller muss der Arbeitsplatz ausgeleuchtet sein. Für einen typischen Büroarbeitsplatz sind zum Beispiel 500 Lux vorgesehen, für eine Produktionshalle 200 bis 300 lx, für eine Elektronikwerkstatt 1500 lx.

· Bei den Lux-Werten können LED-Leuchten andere Technik oft abhängen, denn sie strahlen ihr Licht zielgerichtet ab, entsprechend ist es in den Bereichen heller. Per se gut geeignet ist die LED-Technik daher, um gezielt einzelne Bereiche hell auszuleuchten oder hervorzuheben.

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