2016 – das Jahr, in dem sich die Parteien warmlaufen für die Bundestagswahl 2017. Fünf Landtagswahlen stehen zudem auf der Agenda, unter anderem auch im Land der Familienunternehmen: Baden-Württemberg. Obwohl nur ein Achtel der deutschen Bevölkerung dort lebt, hat ein Fünftel der 500 größten Familienunternehmen seinen Standort in diesem Bundesland.
Egal in welchem Zipfel von Deutschland: Die größte Herausforderung im Jahr 2016 wird der nicht abreißende Flüchtlingsstrom sein beziehungsweise die Frage, wie wir Flüchtlinge zu Mitarbeitern und Kollegen machen. Nur wenn wir es schaffen, die Menschen in Arbeit zu bringen, können wir sie auch in unsere Gesellschaft integrieren. Dabei besteht die große Aufgabe darin, eine Million zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. So viele Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr zu uns gekommen. Eine neue Agenda 2010 wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es braucht ein Reformpaket, das weit darüber hinausgeht. Überlegt werden sollte in alle Richtungen. Nichts darf ausgeschlossen werden.
Denkbar wäre zum Beispiel eine dreifache Ausbildung: Neben die praktische Ausbildung und die Berufsschule tritt als dritte Säule der Spracherwerb, wodurch sich die Ausbildungszeit verlängert. Jeder Arbeitgeber, der einem Flüchtling ohne ausreichende Sprachkenntnisse einen solchen Ausbildungsvertrag gibt, kann mit dem Staat einen Dienstleistungsvertrag abschließen. Dafür, dass er im Betrieb den Flüchtlingen zusätzlich zu ihrem Sprachunterricht in der Berufsschule die Sprachpraxis und die berufliche Fachsprache vermittelt, erhält er ein Honorar von 1.000 Euro pro Monat für die ersten beiden Jahre des Ausbildungsvertrags, in denen der Auszubildende wegen der Sprachprobleme nur begrenzt einsetzbar ist.
Zur Person
Lutz Goebel ist Präsident des Verbands Die Familienunternehmer – ASU und geschäftsführender Gesellschafter der Henkelhausen GmbH & Co. KG.
Vor allem die Familienunternehmen werden als Arbeitgeber gefragt sein. Sie stellen fast 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze und rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland. Wichtig ist daher, es den Familienunternehmen zu erleichtern, neue Jobs zu schaffen, statt es zu erschweren. Doch die bisherige Regierungszeit der Großen Koalition war eher schwere Kost für die meisten Betriebe. Nach der Rente mit 63 Jahren, die die Fachkräfte aus den Firmen spülte – diejenigen, die heute zur Einarbeitung junger Menschen bitter nötig wären –, gab es den Mindestlohn, der die Unternehmen mit Bürokratie überschwemmte. Garniert wurde das Ganze noch mit steigenden Strompreisen und einer Erbschaftsteuerreform, die Familienunternehmen genau jenes Eigenkapital raubt, welches Arbeitsplätze schafft und wirtschaftliche Durststrecken absichert.
Doch Familienunternehmer schauen grundsätzlich nach vorne. Bewegung statt Stillstand ist für die meisten die Devise. Und vielleicht kommt ja noch etwas Bewegung in die Erbschaftsteuerdiskussion. Vielleicht erkennt die Große Koalition doch noch die Zeichen der Zeit. Im Jahr vor der Bundestagswahl dürfen die Parteien das Regieren nicht einstellen. Sie dürfen nicht nur die nächste Wahl im Kopf haben. Sie müssen die Basis für eine solide Zukunft schaffen.