Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Die Volkswirte der großen deutschen Banken und Bankenverbände erwarten für das Jahr 2021 ein geringes Wirtschaftswachstum. Immerhin. Denn die gesamtwirtschaft­liche Gemengelage unübersichtlich wie nie zuvor. Was Unternehmer hinsichtlich ihrer Finanzierung beachten sollten.

 

Carl-Dietrich Sander

© privat

Bei den Banken wurde in den vergangenen Monaten mehr als deutlich: Sie befürchten zusätzliche Risiken im Kreditgeschäft, die sie in vergangenen Jahren nicht mehr kannten. Ihre Kunden, die Unternehmen, kämpfen mit schwankendem Umsatz und Ertrag – das belastet – bei allen staatlichen Unterstützungen – die Liquidität.

Wie passen diese zwei Situationen zusammen, um die Krise gemeinsam erfolgreich zu überstehen? Die wichtigste Voraussetzung ist klare Kommunikation von beiden Seiten! Die Kreditinstitute müssen ihre Risikoeinschätzung in Rating, Kapitaldienstfähigkeit und Sicherheiten deutlich benennen.

Zudem sollten sie Firmenkunden klar sagen, welche Anforderungen sie an Unterlagen und Informationen zur Dokumentation der bisherigen und zukünftig geplanten Geschäftsentwicklung haben.

 

Unternehmerische Risiken im Blick

Die Unternehmen wiederum sollten den Risikoblickwinkel ihrer Banken bewusst aufnehmen, prüfen und mögliche Konsequenzen ableiten. Und sie sollten ihn mitnehmen in die Entwicklung ihrer Ziele und der daraus abgeleiteten Planungen für 2021 und 2022 – bei allen Unwägbarkeiten, die bleiben.

Aus den bisherigen Erfahrungen lassen sich zwei Mindeststandards ableiten. Für den Rückspiegel: Der Jahresabschluss 2020 wird für viele Kreditgeber unabdingbare Voraussetzung für weitere Kreditvergaben im Jahr 2021 sein.

Sie wollen auf Basis endgültiger Zahlen entscheiden. Das bedeutet für Unternehmen und ihre Steuerberater, die Prozesse der Jahresabschluss-Erstellung deutlich zu beschleunigen. Für den Blick nach vorne: Ziele für 2021 diskutieren sie in mindestens zwei Szenarien.

Das vorsichtig Erwartete und eine davon negativ abweichende Konstellation mit (weiteren) Umsatzausfällen. Diese beiden Szenarien werden in Ertrags- und Liquiditätsplanungen übertragen – als Basis für die Unternehmenssteuerung und als Grundlage für die Finanzierungsstrategie sowie die erforderlichen Kreditgespräche mit dem Ziel eines stabilen und breiten Finanzierungs-Mixes.

 

StaRUG: ohne Insolvenzverfahren in die Restrukturierung

Und wenn es trotzdem nicht reichen sollte? Dann bieten ab Jahresbeginn 2021 der präventive Restrukturierungsrahmen und das Stabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) die Chance, ohne Insolvenzverfahren in die Restrukturierung zu gehen. 75 Prozent der Gläubiger müssen dem zustimmen. Auch dabei wird den Kreditinstituten eine wichtige Rolle zukommen. Und auch dafür werden die zwei genannten Mindeststandards Jahresabschluss 2020 und Szenarien für 2021 zwingende Voraussetzung sein.

Zur Person

Carl-Dietrich Sander kennt beide Seiten des Besprechungstischs in Finanzierungsfragen: 20 Jahre war er in der Firmenkundenbetreuung von Banken tätig, zuletzt neun Jahre als Vorstandsmitglied der Volksbank Neuss. Seit 1998 ist er selbstständig tätig, als freiberuflicher UnternehmerBerater, Trainer und Fachautor rund um die Themen Liquidität, Finanzierung, Rating und Bankenkommunikation.