Für Familienunternehmen gibt es viele Wege, um an frisches Geld zu kommen. Neben der Hausbank werden auch Minderheitsgesellschafter, also private Investoren, immer attraktiver für die Betriebe. Wo die Chancen und Risiken dieser Art der Finanzierung liegen.
Die Eigenkapitalquoten von Unternehmen stehen weiter im Fokus – trotz attraktiver Fremdfinanzierungsmöglichkeiten und hoher Kapitalmarktliquidität. Einer der Gründe für hohe Eigenkapitalquoten ist, dass die Bedeutung eines guten Ratings immer mehr Unternehmen bewusst wird. Damit sind nicht nur bessere Konditionen verbunden. Unternehmen mit günstigem Rating erschließen sich auch Finanzierungsquellen, die von ungünstig gerateten Unternehmen nicht genutzt werden können.
Nicht wenigen Unternehmen ist auch noch in Erinnerung, wie sich die Hausbanken bei der letzten Bankenkrise verhalten haben. Hohe Verschuldungsgrade und Finanzierungslücken führten dazu, dass Unternehmen gezwungen waren, alternative Finanzierungsquellen zu erschließen. Eine nicht geringe Zahl von Unternehmen ist seinerzeit sogar an Finanzierungslücken gescheitert.
Wettbewerbsfähigkeit durch Finanzierung stärken
Die Märkte haben sich verändert. In vielen Branchen wird die Kosten- oder Preisführerschaft angestrebt. Die Minimierung der Kosten erfordert oft hohe Investitionen. Andere Unternehmen verfolgen die Strategie der Differenzierung. Dazu zählt zum Beispiel den Service und die Qualität zu stärken – in diesen Bereichen dürfen keine Abstriche gemacht werden. Sehr viele Unternehmen bemühen sich, über die Internationalisierung neue Märkte zu erschließen.
Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit sind unter anderen:
- Marktanteile in wichtigen Segmenten
- Qualität der Marktleistung: Preis, Service, Logistik, Systemlösungen
- Sortimentsbreite und -tiefe
- Beschaffungskosten, Herstellkosten, Vertriebskosten, Kostenvor- und -nachteile
- Image der Organisation sowie einzelner Produkte
- Anwendungs- und Produktionstechnologien
Die Ausprägung der wichtigsten Erfolgsfaktoren bestimmt die Wettbewerbsstärke gegenüber den Wettbewerbern.
Ideen, wie die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gestärkt werden kann, haben viele Unternehmen. Die Umsetzung scheitert häufig an fehlenden Finanzierungsmitteln. Gerade Familienunternehmen möchten die konservative Finanzierungspolitik nicht aufgeben, da damit die Befürchtung verbunden ist, dass die Unternehmen zu risikoreich geführt werden.
In vielen Branchen gibt es in der derzeitigen Marktphase erhebliche Chancen, sich neu zu positionieren. Damit sind jedoch – zum Teil sehr hohe – finanzielle Anforderungen verbunden.
Kapitalbedarf beim Generationswechsel
Bis 2018 muss die Nachfolge von 135.000 Unternehmen geregelt werden. Bei der Übertragung eines Unternehmens von einer Generation auf die nächste gibt es vielfältige finanzielle Herausforderungen. Die Senioren möchten die eigene Altersversorgung gern komfortabel absichern. Nach Abgabe der Führungsverantwortung möchten sie insbesondere nicht mehr für betriebliche Kredite haften oder gar Privatvermögen dinglich für betriebliche Finanzierungen belasten. Sie möchten auch das Vermögen zur Absicherung der Altersversorgung risikoarm strukturieren.
Das „Klumpenrisiko Unternehmen“ scheint vielen Familien zu gewagt zu sein. Letztlich ist hinreichend bekannt, dass der Generationswechsel häufig eine Nachfolgekrise auslöst, sodass in den ersten 5 Jahren nach dem Generationswechsel die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt. Ist die finanzielle Absicherung der Senioren-Familie – gleich, ob durch Pensionen oder Entnahmen – vom Unternehmen abhängig, kann es im persönlichen Lebensbereich größere Probleme geben, wenn diese Finanzierungsquelle versiegt.
Deshalb werden mit Abgabe der Führungsverantwortung die thesaurierten Gewinne ausgeschüttet und Gesellschafterdarlehen zurückgezahlt, damit die Altersvorsorge durch eine risikoarme Vermögensstruktur gesichert ist.
Firmennachfolger müssen Investitionsstau beseitigen
Gleichzeitig stellen die Nachfolger häufig fest, dass während der letzten Jahre vor dem Generationswechsel sehr zurückhaltend investiert worden ist. Häufig wird von einem Investitionsstau gesprochen. Die Nachfolger, die die Führungsverantwortung übernommen haben, müssen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit investieren. Das erfordert Kapital, welches vielen Familiengesellschaften nicht zur Verfügung steht.
Sehr viele Unternehmerfamilien erwarten die finanzielle Absicherung des Alters durch Einnahmen aus dem Unternehmen. Die Bildung von Privatvermögen wird häufig völlig vernachlässigt. Nicht selten reichen allerdings thesaurierte Gewinne und Gesellschafterdarlehen nicht aus, die Altersversorgung sicherzustellen. Damit die Senioren-Familie den Lebensunterhalt angemessen finanziell sicherstellen kann, ist es erforderlich, die Gesellschaftsanteile auf die nächste Generation entgeltlich zu übertragen. Die Schenkung der Gesellschaftsanteile lässt sich bei fehlender privater Vorsorge nicht ermöglichen. Als Instrumente werden gewählt:
- Verkauf der Gesellschaftsanteile gegen baren Kaufpreis, sodass die Nachfolger häufig gezwungen sind, Existenzgründungsdarlehen zur Finanzierung aufzunehmen. Der damit verbundene Kapitaldienst belastet später die finanziellen Möglichkeiten und kann zur Verminderung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
- Übertragung der Gesellschaftsanteile gegen Leibrente.
- Nachfolgeregelung mit Nießbrauchvorbehalt.
- Zurückbehaltung von Betriebsimmobilien, die dann an das Unternehmen verpachtet werden
- Verpachtung des Gesamtunternehmens, sodass die Substanz bei den Senioren verbleibt.
All diese Gestaltungen haben eins gemeinsam: Die zukünftige Unternehmensfinanzierung wird erschwert. Erwirtschaftete Ergebnisse können nicht thesauriert werden, da die Mittel zur Bedienung von Krediten bzw. zur Zahlung an die Seniorenfamilie verwandt werden müssen.
Bekannt sind auch Vergütungszahlungen ohne angemessene Tätigkeit. Auch außergewöhnlich hohe Vergütungen für den Beirat werden gelegentlich als Instrument der Altersversorgung angesehen.
All diese Maßnahmen erschweren die Unternehmensfinanzierung. Nicht selten scheitern Unternehmen an den damit verbundenen Belastungen.
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