Unternehmer sollten nicht nur ihr Betriebs-, sondern auch ihr Privatvermögen im Auge behalten und dieses – gerade im Hinblick auf ihre Altersversorgung – sinnvoll auf- und ausbauen. Text: Ingo Schenk
Viele erfolgreiche Unternehmer investieren zu viel in ihre Firma und zu wenig in ihre privaten Rücklagen, mahnt Andreas Rapp: „Zwar gibt es die Trennung zwischen Privat- und Unternehmensvermögen auf dem Papier und auch bei den Konten, doch im täglichen Handeln steht sie häufig im Hintergrund“, so der Leiter Private Banking bei Ellwanger & Geiger Privatbankiers. Das Klumpenrisiko, das durch solch „unvorteilhafte Verteilung und einseitige Ausrichtung“ des Vermögens entstehe, betreffe den Unternehmer vor allem als Privatperson. Denn wirtschaftlich schlechtere Zeiten schlagen so unter Umständen direkt auf die private Vermögenssituation durch. Probleme entstehen etwa dann, wenn die Sicherung des Lebensunterhalts im Ruhestand in erster Linie auf Unternehmensgewinnen oder dem Verkaufserlös aufbaut – und diese einzige tragende Säule der Altersvorsorge unerwartet wegbricht. Denn gerade wenn es keine familiäre Nachfolge gibt, ist es durchaus möglich, dass die Veräußerung der Firma nicht genug einbringt, um den Ruhestand zu finanzieren.
„Erst mal ist darauf zu achten, dass überhaupt privates Vermögen entsteht“, ergänzt Christoph Leichtweiß, Geschäftsführer bei Ypos Vermögensmanagement. Denn häufig führe die steuerliche Belastung von Ausschüttungen auf die Gesellschafterebene dazu, dass deutlich mehr Kapital in der Firma liege als notwendig: „Emotional ist das nachvollziehbar, da für den Unternehmer auch das Vermögen auf dem Firmenkonto seins ist.“ Sachlich allerdings werde damit die haftungsreduzierende Wirkung der Gesellschaftsform reduziert, da das Kapital in der haftenden Gesellschaft liege.
Was enthalten einzelne Finanzprodukte genau?
Was also unternehmen? Privatbanker Rapp empfiehlt seinen Mandanten, ihre Anlagen frühzeitig auf verschiedene Standbeine zu stellen, statt alles auf eine Karte zu setzen. Schließlich gehe es auch darum, das Unternehmen und das Unternehmensvermögen in die nächste Generation zu bringen. „Deshalb ist die eigene Firma ein wichtiger Bestandteil im persönlichen Portfolio – parallel sollte aber auch in andere Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe investiert werden“, so der Experte. Nur durch eine breite Streuung des Vermögens lassen sich Risiken verringern und Ausfälle bei einzelnen Werten ausgleichen. Daher lohnt es, sich neben den Reinvestitionen im Unternehmen auch regelmäßig Positionen auszahlen zu lassen und damit die privaten Anlagebausteine nach und nach strategisch zu erweitern – auch als Sicherheit für den Ruhestand.
»Die eigene Firma ist ein wichtiger Bestandteil im persönlichen Portfolio – parallel sollten Unternehmer aber auch in andere Anlageklassen investieren.«
Andreas Rapp, Ellwanger & Geiger Privatbankiers
In der privaten Anlage wiederum sollten Unternehmer bei der Auswahl und Gewichtung der Assets deren Wechselwirkungen mit den Entwicklungen des eigenen Betriebs berücksichtigen, rät Andreas Rapp. So unterliegen Aktien aus der eigenen Branche auch ähnlichen Risiken. Konjunkturelle Tiefs, von denen die eigene Firma erfasst wird, betreffen dann auch das private Aktiendepot. Sinnvoller ist es deshalb, sich die Effekte von Anlagen zunutze zu machen, die eine negative Korrelation aufweisen. Dann kann die Privatanlage sogar in für den Betrieb wirtschaftlich schwierigen Phasen Aufwind erleben.
„Das Verständnis für die aktuelle Vermögensstruktur ist essenziell, um richtige finanzielle Entscheidungen treffen zu können“, findet auch Christoph Leichtweiß. Seiner Meinung nach greift die gängige Einteilung nach Produktkategorien wie Liquidität, Wertpapiere und Versicherungen für Unternehmer allerdings zu kurz. Viel sinnvoller sei es, die „Verpackung der Finanzprodukte“ zu entfernen und ihren Inhalt zu betrachten, rät der Experte, der auch als Mittelstandsbotschafter des Creditreform-Magazins zu Kapitalanlage-Themen bloggt (creditreform-magazin.de/autor/christophleichtweiss). Denn wirtschaftlich spiele es keine Rolle, ob sich eine Anleihe im eigenen Depot, einem Investmentfonds oder einer kapitalbildenden Versicherung befinde. Zudem stünden Unternehmer vor Entscheidungen, die für andere Privatanleger keine Rolle spielen: Welche Vermögensklasse soll wo und in welcher steuerlichen Verpackung gekauft werden? Sind Veräußerungsgewinne von Edelmetallen in Kapitalgesellschaften voll steuerpflichtig? „Zwar sorgt diese zusätzliche Ebene für Komplexität – sie biete einem Unternehmer aber auch viel Gestaltungspotenzial“, stellt Leichtweiß in Aussicht.
Wer wagt, gewinnt?
Die unternehmerische Mentalität überträgt sich – speziell bei vielen jungen Mittelständlern – auf das private Anlageverhalten und führt mitunter zu viel Risikobereitschaft. Drei Ratschläge für Heißsporne:
Das Profil junger Unternehmer gleicht dem einer Aktie:
große Chancen, geringe Planbarkeit, hohe Risiken. Bei der Auswahl von Kapitalanlagen entscheiden sie sich häufig für wachstumsorientierte Anlagestrategien.
Doch Vorsicht:
Das Vermögen, das Unternehmer in den Betrieb gesteckt haben, ist bereits Risikokapital. Privat sollten sie daher besonders umsichtig agieren und als Ausgleich zu ihren betrieblichen Risiken eine möglichst krisenfeste Basis für ihr Portfolio schaffen.
In den ersten Jahren empfiehlt sich eine eher defensive Anlage:
Hierbei sollten junge Unternehmer dem kühlen Kopf eines Beraters vertrauen. Sonst kommt es zu Diskussionen, wenn die Börse haussiert und der Anleger in – aus seinem Verständnis – zu defensiven Anlagen investiert ist.