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Akzeleratoren und Inkubatoren unterstützen Gründer beim Markteinstieg. Doch um in den Genuss einer solchen Förderung zu kommen, brauchen Firmenchefs ein innovatives Produkt und die passenden Partner. Wie Jungunternehmer sich richtig aufstellen.

Reparando hat es geschafft. Das junge Unternehmen mit Sitz in Stuttgart offeriert seinen Kunden die Möglichkeit, sich vor Ort – wo auch immer sich der Kunde gerade aufhält – das Smartphone reparieren zu lassen. Die Firma wirbt damit, dass der Techniker noch am selben Tag kommt und höchstens 30 Minuten braucht, um etwa ein defektes Display oder einen Akku auszutauschen. Derzeit gibt es den mobilen Service in 13 großen Städten in Deutschland, die Metropolen inklusive.

Das Konzept war so erfolgreich, dass im Februar 2017 die Telekom als Partner beim Startup einstieg. Der Bonner Konzern engagiert sich als sogenannter Inkubator mit einem Investment und auch als strategischer Partner von Reparando. Gemeinsam mit Hub:raum werden nun Kooperationen mit weiteren Vor-Ort-Partnern ausgearbeitet, der Teleeinkauf ausgebaut und die Marketingstrategie aufgestellt.

Inkubatoren wie Hub:raum der Telekom beraten, coachen und geben oft auch Geld – beispielsweise indem sie Büroräume und die notwendige Infrastruktur für Gründer bereitstellen oder sich finanziell an der Firma beteiligen. Daneben gibt es die recht junge Gattung der Akzeleratoren: Sie fördern in der Regel die Unternehmen in Gruppen mit anderen Startups.

Inkubatoren erzielen Vorsprung im Wettbewerb

Die Vorteile solcher Partnerschaften liegen auf beiden Seiten: Die Jungunternehmen erhalten qualifizierte Unterstützung, auch finanziell. Die Inkubatoren und Akzeleratoren ihrerseits generieren neues Wissen. „Führende Unternehmen investieren in innovative Firmen und können so ihren Wettbewerbsvorsprung weiter ausbauen“, sagt Michael Brigl, Partner der Beratungsgesellschaft BCG, der sich in einer Studie mit den Vorteilen solcher Kooperationen beschäftigt hat.

Die Telekom gründete vor fünf Jahren dafür den Inkubator Hub:raum. „Wir fördern Unternehmen, die für uns strategisch relevant sind“, sagt Investment Director Florian Steger. So beteiligt sich die Telekom-Tochter mit bis zu 300.000 Euro an den Startups. In Berlin und in Krakau stellt Hub:raum für die Gründer Büroräume zur Verfügung. Außerdem bekommen die geförderten Unternehmen Kontakt zu einem großen Netzwerk verschiedener Mentoren wie Fachanwälten, Ingenieuren oder Technikern. „Wir bringen die Jungunternehmer überdies mit den entscheidenden Personen innerhalb unseres Hauses zusammen. Sie haben dann gleich den richtigen Kontakt, um eine strategische Partnerschaft aufzubauen und zu entwickeln“, sagt Steger.

Im Vordergrund: die Geschäftserweiterung

Um bei Hub:raum anzukommen, sollten mehrere Geschäftsführer mit unterschiedlichen Ausbildungen und Kompetenzen zusammen ihre Geschäftsidee umsetzen. „Wir finden es gut, wenn sich diese Teams schon eine Weile kennen“, meint Steger. Für die Experten steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt erfolgreich verläuft. Kommt es nach zwei bis vier Jahren zum Exit, sollte sich der Wert der Firma um ein Mehrfaches gesteigert haben. So will auch die Telekom mit ihrem Reparando-Investment zwar Rendite erzielen. „Im Vordergrund steht aber auch, dass wir nun diesen neuen Service als Kundenbindungsinstrument anbieten können“, erklärt Steger.

Eine ähnliche Strategie fährt beispielsweise auch der Konzern Talanx-Gruppe. Das Versicherungsunternehmen interessiert sich vor allem für Firmen, die spezielle IT-Programme für die Branche entwickeln. Ziel ist es, zukunftsorientierte Technologien und digitale Geschäftsideen entlang der eigenen Wertschöpfungskette zu erkennen. „Im Gegenzug stellen wir den jungen Unternehmen unsere Branchenkenntnisse, unsere Kompetenz und unsere Erfahrung als starker, erfahrener Partner zur Verfügung. Beide Seiten erhalten also Impulse“, sagt Herbert K. Haas, Vorstandsvorsitzender der Talanx AG. Dafür arbeitet das Unternehmen seit 2016 etwa mit Startupbootcamp Insurtec in London zusammen. Geboten wird ein Programm über drei Monate, das Monitoring, Kontakte zu Business Angels und Venture-Capital-Gebern einschließt. Zu den Partnern von Startupbootcamp gehören auch andere Assekuranzen wie die Allianz, Ergo oder HDI.

Wie wichtig Netzwerke und Förderer für innovative Gründer sind, hat auch die Bundesregierung im Visier. Das Wirtschaftsministerium unterstützt deshalb im Rahmen des Programms „German Accelerator“ deutsche Startups aus den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie Life Sciences speziell dabei, den US-amerikanischen Markt zu erschließen. Die Firmen können mehrere Monate ihre Geschäftsidee, Produkte und Dienstleistungen vor Ort testen. Außerdem erhalten sie Hilfe bei der Kundenakquise, beim Aufbau von strategischen Partnerschaften und bei der Suche nach Investoren.

Hier unterscheiden sich die Angebote der Inkubatoren und Akzeleratoren kaum. Firmenchef Osterloh und seine beiden Kollegen jedenfalls profitieren mit der Telekom im Hintergrund von einem großen Netzwerk: Reparando agiert nämlich erst seit knapp zwei Jahren und verzeichnete bisher bereits mehr als 12.000 Aufträge.

So finden Startups den richtigen Partner

Inkubatoren, Akzeleratoren, Venture-Capital-Geber oder Business Angels – was diese Institutionen grundsätzlich unterscheidet und was sie gemeinsam haben:

Inkubatoren. Sie wollen über eine längere Zeit das junge Unternehmen unterstützen – und investieren dafür im Zweifel auch höhere Summen in Form einer Beteiligung. Sie führen die jungen Firmenchefs mit Entscheidern zusammen, beraten und stellen die notwendige Infrastruktur für den Ausbau der Firma. Die Inkubatoren steigen in der Regel erst ein, wenn das Startup bereits einen Prototypen entwickelt hat, der beim potenziellen Kunden vorgestellt werden kann.

Akzeleratoren. Sie agieren eine Nummer kleiner. Diese Beschleuniger wollen dazu beitragen, die Umsetzung der Idee zu forcieren. Sie bleiben zwischen drei und etwa sechs Monaten engagiert. Die Jungunternehmer müssen oft für die Unterstützung nichts bezahlen. Es kann sein, dass sich der Akzelerator an der jungen Firma be­teiligt.
Venture-Capital-Geber. Sie steigen mit Wagniskapital ein und wollen von der Wertsteigerung der Firma profitieren. Sie investieren gern in technologieorientierte und innovative Unternehmen, die neu am Markt agieren, oder auch in jene, die sich auf Expansionskurs bewegen. Sie sind Mitgesellschafter. VC-Gesellschaften bringen ihre Branchen- sowie ihre Führungsexpertise mit ein und wollen über die Entwicklung der Firma informiert sein.

Business Angels. Die privaten Investoren arbeiten eng mit dem Unternehmen zusammen. Sie tragen mit risikotragendem Kapital zum Erfolg bei und sind Teilhaber mit Minderheitsanteilen. Ins operative Geschäft mischen sie sich nur bei Bedarf ein, behalten sich aber vertraglich bei strategischen Entscheidungen ein Vetorecht vor.