Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Maschine kaufen, verkaufen und trotzdem die Nutzungsrechte per Leasing sichern: Die klassische Sale-and-Lease-Back-Finanzierung steht bei vielen Mittelständlern hoch im Kurs. Wann sich diese Liquiditätsquelle anbietet.

Zahlreiche Mittelständler machen es: Ein Objekt verkaufen und sofort wieder zurückleasen, damit sie es weiter einsetzen können. Jedes Jahr erzielen die deutschen Leasinggesellschaften einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro mit dieser Finanzierungsvariante, Sale-and-Lease-Back genannt.

Das Prinzip funktioniert ganz einfach: Die Leasinggesellschaften bieten Unternehmen die Möglichkeit, etwa eine Maschine oder eine Immobilie an sie zu verkaufen und gleichzeitig einen Leasingvertrag für die weitere Nutzung des Objekts abzuschließen. Der große Pluspunkt: Liquidität sofort – ohne Einschränkung im Firmenalltag. Das Baumarktunternehmen Hornbach zum Beispiel finanziert einen Teil seiner Immobilien seit mehr als 15 Jahren auf diese Weise. „Die so gewonnenen liquiden Mittel stellen eine Säule für die Finanzierung des künftigen Wachstums dar“, heißt es im Geschäftsbericht.

Keine Angst vor komplexen Gütern

Die Rheinland-Pfälzer sind kein Einzelfall: „Die Technik des Sale-and-Lease-Back wird in den meisten größeren Unternehmen angewandt“, weiß Richard Gimesch, Spezialist für IT-Leasing bei der Deutschen Leasing in Stuttgart. Im Prinzip handelt es sich eigentlich nur um eine Variante des klassischen Leasings. „Im Regelfall wird diese Erwerbsform aus rein abwicklungstechnischen Erfordernissen gewählt. Zum Beispiel, weil die Lieferung des Leasingguts an den Leasingnehmer bereits erfolgt ist oder der Direkterwerb vom Hersteller oder Lieferanten wegen der Komplexität des Objekts für eine Leasinggesellschaft nicht praktikabel ist“, sagt Christoph Halstrick, Geschäftsführer der Commerz Real Mobilienleasing GmbH. Zum Vergleich: Beim klassischen Leasing kauft die Gesellschaft das Objekt direkt vom Hersteller, indem sie in die vorherige Bestellung des Leasingnehmers eintritt.

Doch die Unternehmen profitieren gleich von diversen Begleiterscheinungen – zum Beispiel entlastet diese Finanzierung die Bilanz und verbessert die Bonität. Die wichtigsten Details im Überblick:

Die Technik

Beim Sale-and-Lease-Back wird der Leasinggeber neuer Eigentümer des Objekts. Er aktiviert das Wirtschaftsgut in seiner Bilanz. Die Maschine, das Firmenfahrzeug oder die Hard- und Software bleiben aber beim Leasingnehmer, das Unternehmen kann sie also weiter betrieblich einsetzen. Statt Zinsen und Tilgung für einen Kredit zahlt die Firma künftig eine Leasinggebühr, die sie als Betriebsausgabe steuerlich geltend machen kann. „Das Finanzamt stellt besondere Anforderungen an die Verträge. Wir empfehlen deshalb, prinzipiell einen Steuerexperten einzubeziehen“, sagt Gimesch. Wichtig ist, dass sich das Wirtschaftsgut noch nicht zu lange im Unternehmen befindet. Es darf also nicht schon komplett abgeschrieben sein. Im Idealfall wird das Objekt noch vor Ende der halben Abschreibungsdauer transferiert.

Der Effekt

Durch den Verkauf erzielt der Leasingnehmer einen Liquiditätszufluss, gleichzeitig verkürzt sich die Bilanz. Entsprechend erhöht sich das Eigenkapital, was wiederum verschiedene Pluspunkte nach sich zieht: Das Rating des Betriebs bei der Hausbank verbessert sich – Folgekredite sind deshalb in der Regel leichter und billiger zu bekommen. Der Unternehmer kann den Verkaufserlös alternativ in neue Anschaffungen investieren und damit Fremdkapitalzinsen sparen.

Die Objekte

Zumeist verkaufen die Firmen ihre Fahrzeuge, Produktionsmaschinen, IT-Anlagen oder Immobilien. „Bei immateriellen Wirtschaftsgütern wie Patenten oder Lizenzen wird es schwieriger, weil sich deren Wert zum Ende der Laufzeit schwer bemessen lässt“, sagt Gimesch. Im Schnitt beträgt die Leasingdauer zwischen 36 und 54 Monaten. Der Unternehmer kann den Vertrag so gestalten, dass er am Ende der Laufzeit zum marktüblichen Vergleichswert wieder zurückkaufen kann. Alternativ kann das Unternehmen das Objekt weiter leasen oder zurückgeben. „Sale-and-Lease-Back unterscheidet sich hier nicht vom klassischen Leasing“, erklärt Horst Fittler vom Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen in Berlin.

Die Kosten

Diese ergeben sich aus verschiedenen Faktoren. Wesentliche Bemessungsgrundlage der Leasingraten sind die Anschaffungskosten beziehungsweise die Herstellungskosten des zu finanzierenden Objekts. Der Leasinggeber kalkuliert im ersten Schritt den Verkehrswert, beispielsweise mithilfe eines Gutachtens. „Zudem zählen die Vertragslaufzeit sowie die Bonität des Leasingnehmers, aber auch die zu erwartende Verkehrswertentwicklung des Objektes“, kommentiert Experte Halstrick. Darüber hinaus orientiert sich die Höhe der Leasinggebühren am aktuellen Marktzinsniveau für Fremdfinanzierungen.

Der Spezialfall

Die meisten Leasinggesellschaften bieten die zuvor beschriebene Variante an. Die Mehrheit ist beim Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen gelistet (www.leasingverband.de). In den vergangenen Jahren haben sich einige Mitglieder darauf spezialisiert, Firmen in Krisensituationen zu finanzieren. Zum Beispiel die Maturus Finance GmbH in Hamburg: „Für eine erste Einschätzung genügt immer schon ein detaillierter Anlagespiegel. Wir können zeitnah angeben, über welche Reserven ein Unternehmen verfügt“, erklärt Geschäftsführer Carl-Jan von der Goltz. Anschließend erfolgt eine vorläufige Bewertung des Anlagevermögens. Nach Annahme des Angebots kommt dann ein Gutachter in die Firma, um den exakten Zeitwert des Maschinenparks zu ermitteln. „Dieser bildet die Basis für den Sale-and-Lease-Back-Vertrag“, so von der Goltz. Innerhalb von sechs bis acht Wochen hat die Firma das Geld auf dem Konto.

So war das auch bei der Hugo Karrenberg & Sohn GmbH & Co. KG in Velbert. Das Familienunternehmen hat sich auf die Herstellung von Präzisionsdrehteilen für die Bereiche Automobil, Baubeschlagsindustrie, Elektrotechnik sowie Hydraulikindustrie spezialisiert. Vor knapp drei Jahren fielen fest eingeplante Auftragszuwächse aus. Gemeinsam mit einem Unternehmensberater startete die Führungsspitze eine Restrukturierung. Der Kapitalbedarf konnte durch einen Mix aus Sale-and-Lease- Back des Maschinenparks mit klassischen Finanzierungsmitteln wie Bankdarlehen, Kontokorrentkredit sowie Factoring gedeckt werden. Durch den Verkauf des Anlagevermögens sicherte die Führungsspitze die Liquidität der Firma.

© Samtoon, iStock/ Creditreform-Magazin 02/2015

© Samtoon, iStock/ Creditreform-Magazin 02/2015

„Sale-and-Lease-Back kann sogar dann noch infrage kommen, wenn die Firma bereits Insolvenz angemeldet hat“, kommentiert Experte von der Goltz. Entscheidend wird es hier allerdings sein, dass zum Beispiel die Gläubiger bereit sind, Sicherheiten im Anlagevermögen freizugeben und einem Verkauf zuzustimmen. „Die Finanzierungsform eignet sich zur Finanzierung eines Insolvenzplans oder einer Übernahme“, so der Maturus-Geschäftsführer.

Das gelang zum Beispiel bei der Großbäckerei Stauffenberg mit Sitz in Gelsenkirchen: Der Betrieb wurde im Rahmen einer übertragenden Sanierung verkauft. „Im Fall der Großbäckerei konnten wir den Maschinenpark vom Insolvenzverwalter sowie von Drittrechtsinhabern erwerben. Anschließend wurden die Maschinen an die Nachfolgegesellschaft verleast“, so von der Goltz. Das Modell konnte funktionieren, weil nicht die Bonität des Unternehmens, sondern die Werthaltigkeit der anzukaufenden Maschinen für Maturus Finance die zentrale Rolle spielte.

SALE-AND-LEASE-BACK – DIE VOR- UND DIE NACHTEILE

Lager und Inventar binden Kapital. Umso wichtiger ist es, die richtige Finanzierungsform zu wählen. Pro und Contra der Kapitalvariante:

Pro

Der Leasingnehmer verbessert auf einen Schlag deutlich seine Liquidität, gleichzeitig kann er das Objekt weiterhin betrieblich nutzen.

Es bedarf anders als beim Darlehen keiner Sicherheiten.

Die Bilanzsumme verkürzt sich. Die Bonität verbessert sich, da eine höhere Eigenkapitalquote ausgewiesen wird. Die Innenfinanzierung wird gestärkt.

Die Aufwendungen sind planbar. Es handelt sich wie bei einer Miete um langfristige kalkulierbare Raten, die sich steuerlich geltend machen lassen. Die Leasingraten bleiben bei der Gewerbeertragsteuer anders als Dauerschuldzinsen außen vor.

Das Unternehmen verschafft sich mehr Unabhängigkeit von der Hausbank.

Im Idealfall hat der Firmenchef das Geld aus dem Verkauf innerhalb weniger Tage auf dem Konto, im Schnitt dauert es zwischen sechs und acht Wochen.

Contra:

Der Leasingnehmer verpflichtet sich für eine feste Laufzeit. Ein Ausstieg von seiner Seite ist in der Regel nicht möglich.

Gerät der Unternehmer in Zahlungsverzug, darf die Gesellschaft den Vertrag kündigen. Bei einer Darlehensfinanzierung geht er ein ähnliches Risiko ein, falls er Zins und Tilgung nicht aufbringt.

Die Leasingbeiträge liegen abhängig von der Bonität über den Kosten für einen Kredit. Die Aufwendungen für die Wertermittlung des Objekts fließen in den Leasingvertrag mit ein. Sale-and-Lease-Back-Finanzierungen bewegen sich im Bereich der Risikofinanzierung – kosten also oft ähnlich viel wie Mezzanine-Kapital oder Beteiligungen.

Der Verwaltungsaufwand bei Mietrückkauf ist für die Gesellschaften relativ hoch, entsprechend geht es meist um Investitionsgüter im Wert von mindestens einer Million Euro.