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Creditreform

Anfang Januar 2013 waren in den USA die Silbermünzen ausverkauft. China führte 2012 Rekordmengen an Gold ein – und das, obwohl das Reich der Mitte der größte Goldproduzent der Erde ist. Doch auch abseits der Edelmetalle wird die Flucht der Anleger hin zu den wahren Werten, den Sachwerten, immer deutlicher. Nicht zuletzt signalisieren dies die steigenden Immobilienpreise in den Metropolen Deutschlands.

Zwei grundlegende Faktoren treiben die meisten Anleger bei ihren Entscheidungen an. Zum einen wollen sie Sicherheit, zum anderen soll eine reale Rendite die Ersparnisse vermehren. Die Liste der Sachwerte, die sich dafür im Gegensatz zu reinen Papier- und Nominalwerten anbieten, ist lang. Sie reicht von Immobilien über Edelmetalle bis hin zu Beteiligungen an Schiffen oder Containern. Letztere bieten den Anlegern stetige und planbare Einnahmen über einen mittelfristigen Anlagehorizont.

Ideale Sachwertquote

Professionelle Vermögensverwalter haben die Vorzüge der Sachwerte längst erkannt. Gemäß der Studie „Sachwerte bei institutionellen Investoren“ der Steinbeis-Hochschule glauben 92 Prozent der institutionellen Investoren, dass Sachwerte einen wirkungsvollen Schutz vor den Folgen steigender Inflationsraten bieten. Die überwiegende Mehrheit ist überzeugt, dass Sachwerte Portfolios krisenfest machen, um eine breite Diversifikation zu erzielen. Die ideale Sachwertquote liegt bei rund 20 bis 25 Prozent bei professionellen Investoren. Bei Privatanlegern hingegen nimmt das private Eigenheim oftmals einen sehr hohen Anteil am Gesamtvermögen ein. Obendrein zählt es zu den extrem illiquiden Anlageformen. Bleibt Spielraum für zusätzliche Sachwerte, stehen vielfältige Alternativen zur Verfügung.

Container sind stabile Sachwerte. Sie sind fester Bestandteil des Welthandels und der weltweiten Warenströme. Sie sind sehr begehrt, denn in den letzten zehn Jahren wurden jedes Jahr durchschnittlich rund drei Millionen TEU (=“twenty foot equivalent unit“ – standardisierte Maßeinheit zum Vergleich unterschiedlicher Containertypen) neuer Container benötigt. Die Linienreedereien mieten gut 40 Prozent der Container, die sie benötigen mit steigender Tendenz.

Eine Frage des Alters

Moderne Container nehmen bis zu 28 Tonnen Ladung auf – bei einem Eigengewicht von nur gut zwei Tonnen. Standardcontainer werden aus einer widerstandsfähigen Spezial-Legierung hergestellt, dem Corten-Stahl. Bei einem 20-Fuß-Standardcontainer entfallen darauf mehr als 70 Prozent des Gewichts. Der Großteil wird in China hergestellt wegen der günstigen Herstellungskosten. Dort besteht die höchste Nachfrage nach Leercontainern. Neue Container werden in der internationalen Transportlogistik eingesetzt. Gebrauchte Container werden mit einem Alter von durchschnittlich rund zwölf Jahren in den Zweitmarkt verkauft. Sie sind weltweit sehr gefragt: Gebrauchte Container werden unter anderem als wetterfester, robuster Abstell- oder Lagerraum, als stabile Verpackung für Transporte in entlegene Gebiete oder als Baucontainer verwendet. Der Trend geht zum Leasing. Viele Reedereien mieten lieber Container, statt sie selbst zu kaufen. Die Reedereien benötigen etwa zwei Container pro Stellplatz auf den Schiffen, so lautet eine Faustformel. Demnach benötigt ein Schiff mit einer Kapazität von 14.000 Stellplätzen 28.000 20-Fuß-Stahlcontainer. Oftmals kostet dies eine Reederei nochmals so viel wie ein halbes Schiff. Deshalb mieten die Reedereien einen guten Teil der benötigten Stahlboxen an. Diese wiederum mieten die Container von einer Containerleasinggesellschaft, die ein weltweites Netz aus Containerdepots unterhalten. In Mietverträgen werden die Konditionen geregelt: Rückgabeorte, Reparaturverpflichtungen und Versicherungen.

Anleger werden Eigentümer

Ähnlich wie bei den Reedereien gehören Containerleasinggesellschaften nicht alle Container selbst. Viele davon sind im Eigentum von Investoren. Neben professionellen Investoren, wie Versicherungen oder Investmentgesellschaften können Privatpersonen Containereigentümer werden. Containeranleger profitieren von einem wachsenden Markt. Laut Prognose des Instituts für Seeschifffahrt und Logistik vom Februar 2013 soll der weltweite Containerumschlag bis 2020 jährlich um gut sechs Prozent zunehmen. Zudem passt sich das Angebot an Containern rasch der Nachfrage an. Denn Container werden erst produziert, wenn sie wirklich gebraucht werden. Deshalb sind die Marktschwankungen im Vergleich zur Containerschifffahrt nur gering ausgeprägt.

Ein Beispiel: Bei einem aktuellen Containerleasing-Angebot (für Details siehe Berechnungsbeispiel) erwirbt der Anleger einen Frachtcontainer von einem Unternehmen derselben Gruppe (Vertragspartner). Dieses mietet die Container anschließend vom Käufer zurück. Mietrate und -dauer sind festgelegt. Nach Ablauf der Mietdauer kauft der Vertragspartner die Container vom Käufer zurück. Der Rückkaufpreis wird bereits im Kaufvertrag fest vereinbart.

Container: Der Anleger erwirbt Container unterschiedlicher Typen und unterschiedlichen Alters. Der Kaufpreis für einen Container richtet sich nach dem Containertyp. Gleiches gilt für die Mindestabnahme. Bei Abnahme einer bestimmten Anzahl von Containern wird ein Rabatt gewährt.

Mietzahlungen: Der Anleger erhält die Miete quartalsweise nachschüssig vom Vertragspartner. Der Anspruch auf Miete beginnt am fünften Kalendertag nach Zahlungseingang.

Steuern: Steuerlich erzielt der Anleger (Privatperson in Deutschland) aus der Containerinvestition Einkünfte aus Kapitalvermögen. Sie unterliegen der Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und etwaiger Kirchensteuer. Die Mietzahlungen und der Verkaufserlös am Ende der Mietdauer bilden steuerlich einen Kapitaldienst für die Kapitalüberlassung. Die einzelnen Zahlungen werden in einen Zins- und einen Tilgungsanteil aufgeteilt. Der Tilgungsanteil ist steuerfrei, wenn keine Währungsgewinne anfallen. Der Überschuss, der aus der Vermietung und dem Verkauf der Container erzielt wird, bildet den gesamten steuerpflichtigen Zinsanteil. Damit unterliegen die Zinsanteile aus der Containerinvestition als Kapitalerträge maximal der Besteuerung mit der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 Prozent auf die Steuerschuld sowie gegebenenfalls Kirchensteuer. Beträgt der persönliche Einkommensteuersatz des Anlegers weniger als 25 Prozent, kann die Besteuerung mit dem niedrigeren persönlichen Steuersatz beantragt werden (Günstigerprüfung gemäß § 32d Absatz 6 Satz 1 Einkommensteuergesetz).

Währung: Insbesondere Standardcontainer werden in US-Dollar gekauft. Die Anleger erwerben deshalb die Container auf US-Dollar-Basis und können sich die Mieten und den Verkaufserlös in US-Dollar oder in Euro auszahlen lassen.

Während die Containerschifffahrt nur schwer aus dem Markttief seit 2009 herausfindet, hat sich das Containerleasing rasch erholt. Das Angebot an Containern passt sich rasch der Nachfrage an. Gleichzeitig gingen ältere Container aus dem Markt. Der Bestand schrumpfte. In den letzten Jahren kommt mehr Schiffskapazität in Fahrt als der Markt absorbieren kann. Deshalb baut sich der Überhang an Schiffen kaum ab. Die Überkapazitäten belasten viele Reedereien – ein wesentlicher Grund, warum sie Container lieber mieten als kaufen.

Gabriele Radl