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Creditreform

Bei den meisten Deutschen ist mittlerweile die Erkenntnis gereift, dass die umlagefinanzierte Rentenversicherung aufgrund der steigenden Überalterung der Bevölkerung nicht mehr funktioniert. Jahr für Jahr werden die Rentenkassen mit mehr als 80 Milliarden Euro bezuschusst, ansonsten wären sie längst kollabiert.

Zählt man die gesetzliche Rentenversicherung zur Anlageklasse der festverzinslichen Wertpapiere hinzu, so halten selbst Anleger, die meinen, sie seien schon optimal investiert, den Großteil ihres Vermögens in Geldwerten. Denn Staatsanleihen zählen auch dazu, während Sachwerte wie Aktien in den meisten privaten Vermögensbilanzen unterrepräsentiert sind. Schätzungsweise stecken 80 Prozent des Vermögens deutscher Anleger in Geldwerten – und nur 20 Prozent in Sachwerten. Zu den Geldwerten zählen neben der gesetzlichen Rente auch die privaten und betrieblichen Lebens- und Rentenversicherungen, die das Vermögen ihrer Kunden ihrerseits weitgehend in Rentenpapiere investieren. Rund 90 Prozent der 757,9 Milliarden Euro an Kundengeldern der deutschen Lebensversicherer sind laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Schuldentiteln angelegt. Dazu zählen Staats- und Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und Genussrechte, sowie entsprechende Rentenfonds.

Obwohl die Verzinsung von Tagesgeldkonten erneut auf ein Rekordtief von durchschnittlich gerade mal 1 Prozent Zinsen pro Jahr gefallen ist, bunkern die Deutschen einen großen Teil ihres Vermögens auf Tages- und Festgeldkonten. Auch bei Festgeldern mit einer Laufzeit von zwei Jahren gibt es kaum mehr Banken guter Bonität, die mehr als 2 Prozent Zinsen gewähren.

Geldwerte richtig steuern

Grundsätzlich gilt für alle Anlagen: Nach Abzug von Inflationsrate und Steuern sollte eine positive Rendite erzielt werden. Diesen Anspruch erfüllen in diesem Zinsumfeld weder Tagesgeld noch Sparbuch und keineswegs deutsche Staatsanleihen. Empfehlenswert ist deshalb eine gute Streuung über Aktien- und Mischfonds als Sachwerte. Letztere vereinen alle Anlageklassen und reagieren flexibel auf die sich permanent verändernden Kapitalmärkte. Ausgewählte Einzeltitel und Rohstoffe sollten in einem ausgewogenen Depot ebenso nicht fehlen.

Förderung mitnehmen

Folgendes Musterbeispiel verdeutlicht die optimale Vermögensstreuung: Ein 50-jähriger Ehemann und seine Frau, Jahrgang 1968, verfügen über frei verfügbares Vermögen von 50.000 Euro. Davon sind 35.000 Euro im Festgeld, 10.000 Euro in Aktien und 5.000 Euro in Anleihen angelegt.

Ferner besitzt das Ehepaar eine eigengenutzte Immobilie mit einem Wert von 250.000 Euro und einer Restschuld von 50.000 Euro. Der Ehemann hat eine Kapitallebensversicherung mit einem Kapitalwahlrecht und einem aktuellen Rückkaufswert von 25.000 Euro. Geht man von der durchschnittlichen Vermögensverteilung bei Versicherungen von 90:10 aus, entfallen 22.500 Euro auf Rentenpapiere und 2.500 Euro (zehn Prozent) auf Sachvermögen wie Aktien und Immobilien.

Beide Ehepartner zusammen haben eine Anwartschaft aus der gesetzlichen Rentenversicherung von 1.600 Euro pro Monat, wobei die des Ehemanns einen Anteil von 1.200 Euro ausmacht. Der aktuelle Barwert der gesetzlichen Rente beträgt rund 178.000 Euro. Das ist das Kapital, das aufgebracht werden muss, um eine nominal sichere Rente bei einer Versicherung zu erhalten – sofern man einen Diskontzins von 3,5 Prozent unterstellt sowie einen Aufschub bis zum gesetzlichen Rentenbeginn mit 67 Jahren und eine Bezugsdauer von 26 Jahren.

Wie verteilt sich das Vermögen des Musterpaares also auf Sach- und Geldwerte? Heute verfügen die Eheleute über ein Gesamtvermögen von rund 453.000 Euro. Davon sind rund 54 Prozent in Geldwerten angelegt und nur 46 Prozent in Sachwerten. Würde die selbstgenutzte Immobilie mit einem Wert von 200.000 Euro aus dieser Betrachtung herausgenommen, wäre der Geldwertanteil noch deutlich höher. Das ist realistisch, weil viele Menschen keine Wohnung oder ein Haus besitzen. Die Rentenzusage wird in diesem Musterbeispiel als Staatsanleihe betrachtet und fällt in der Gesamtbetrachtung mit etwa 39 Prozent Geldwertanteil stark ins Gewicht.

Dieser Musterfall kann nur eine Orientierung sein, weil viele noch eine betriebliche Altersvorsorge neben der Lebensversicherung besparen. Sinnvoll ist eine 50:50 Aufteilung zwischen Geld- und Sachwerten. Ratsam ist es dabei, die Sachwertquote zu etwa gleichen Teilen in Aktien, Edelmetallen und Rohstoffen zu investieren (jeweils etwa 16,7 Prozent).

Wer noch nicht ausreichend für sein Alter vorgesorgt hat – das dürfte auf die Mehrzahl der Bundesbürger zutreffen -, sollte auch die staatlichen Fördermöglichkeiten bei Rentenpolicen in seiner Vermögensplanung berücksichtigen. Abhängig von der jeweiligen Versorgungssituation, Lebensalter und individueller Anlageneigung sind unterschiedliche Depotstrukturen sinnvoll.

Bei jungen Anlegern geht es vor allem um die Frage: „Wie viel kann ich monatlich auf die Seite legen, um meine Anlageziele zu erreichen?“ Hingegen sollten Anleger über 40 prüfen: “ Wie viel muss ich monatlich auf die Seite legen, um im Alter versorgt zu sein?“ Die Lebensplanung ändert sich allzu oft, und in jungen Jahren gibt es meist keine nennenswerten Vermögensbausteine. Es gibt also mehr Fragen als Antworten. Wichtig bei der Analyse ist, die Inflation nicht außer Acht zu lassen: 1.000 Euro sind in zehn Jahren bei einer durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent nur noch 820 Euro wert. Und in 40 Jahren reduziert sich der Betrag auf 450 Euro. Die Vermögenswerte eines heute 30-Jährigen reduzieren sich also bei einem Rentenbeginn in 40 Jahren auf weniger als die Hälfte.

Gabriele Radl

Wie sollte ich mein Vermögen als 30-Jähriger aufteilen? Wie als 40-Jähriger? Und wie Mitte 50? Drei Beispiele für unterschiedliche Altersklassen erhalten Sie, wenn Sie unseren QR-Code scannen.

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1. Ermitteln Sie Ihre Sparmöglichkeiten: Vereinfacht geht es darum, die Ausgaben von den Einnahmen abzuziehen und den Überschuss gut anzulegen.

2. Ermitteln Sie Ihren Bedarf im Ruhestand: Das sind die heutigen Ausgaben plus/minus künftiger Ausgabenänderungen (Finanzierungsrate Immobilie, Riester-Rate und Berufsunfähigkeits-Absicherung).

3. Analysieren Sie, welche Vermögensbausteine schon bestehen und welchen Beitrag sie für die Ruhestandsplanung liefern: Hier geht es um einen umfangreichen Vermögensstatus mit einer detaillierten Depotanalyse und Datenaufnahme.

4. Bruttovermögen = Liquides Vermögen/Barreserven + Wertpapiere + Beteiligungen + Lebensversicherungen + Rentenversicherungen + Sonstiges Vermögen + Immobilien (eigengenutzt/vermietet) abzüglich Verbindlichkeiten (Immobilien-, Konsumkredite) = Nettovermögen

5. Prognostizieren Sie Ihre Einkommenslücke im Alter: Der inflationsbereinigte Bedarf im Alter wird den vorhandenen Einnahmequellen (gesetzliche, betriebliche und private Rentenversicherung) gegenüber gestellt.

6. Ermitteln Sie Ihr Kapital bei Rentenbeginn: Wie viel muss angespart werden, um Ihr Sparziel zu erreichen?