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Creditreform

Kennzahlen bieten eine zuverlässige Basis zur Steuerung des Betriebs“, sagt Martin Wambach von der Kanzlei Rödl & Partner Köln. „Auf einen Blick ist erkennbar: Wie entwickelt sich das Unternehmen? Wie steht es im Branchenvergleich dar? Werden die vorgegebenen Pläne erfüllt?“, ergänzt Rainer Inzelmann, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei Schomerus & Partner, Hamburg. Immer vorausgesetzt, die ausgewählten Indikatoren werden kontinuierlich berechnet – im Idealfall in einem standardisierten, automatischen Prozess.

Was Firmenchefs beachten sollten: „Eine Kennzahl allein hat keine Aussagekraft“, so Experte Wambach. Erst wenn sie die einzelnen Werte im Zeitablauf und mit einer Benchmark vergleichen, wird erkennbar, in welchen Bereichen die Stärken und Schwächen liegen. Die folgenden zehn Kennziffern sollten in keinem Unternehmenscockpit fehlen.

Eigenkapitalquote

Bei keinem anderen Indikator wird wohl so genau hingeschaut. Dabei sagt die Zahl nicht nur aus, wie viel Prozent des Gesamtkapitals nicht durch Fremdkapital finanziert, sondern von den Gesellschaftern des Betriebs eingebracht wurden. Für Banken spielt die Eigenkapitalquote auch eine wesentliche Rolle bei der Bonitätsberechnung eines Unternehmens. Aber die Ziffer lässt auch reichlich Interpretationsspielraum: Je mehr die Firmenchefs von ihrer Geschäftsidee und ihrem Konzept überzeugt sind, desto mehr gehen sie finanziell ins Risiko.

Auftragsquote

Was nützt es dem Betrieb, wenn er sich regelmäßig um Aufträge bemüht, aber nur in seltenen Fällen auch den Zuschlag erhält? „Wenn sich das Verhältnis zwischen der Zahl der erstellten Angebote und der erhaltenen Aufträge verschlechtert, sollten Unternehmer herausfinden, woran es hapert“, sagt Berater Inzelmann. Die Gründe können vielfältig sein: Ist die Firma generell zu teuer? Fehlen wichtige Teile der Kalkulation? Werden Auftragsausschreibungen missverstanden?

Working Capital

Mindestens 55 Prozent der Bilanzsumme sollten über liquide Geldmittel dargestellt werden können“, sagt Wirtschaftsprüfer Wambach. Es gibt diverse Alternativen zur Optimierung, wie etwa durch Senkung der Vorräte, Reduzierung der Außenstände, Verkürzung der Forderungslaufzeit oder Aushandeln längerer Zahlungsziele bei den Lieferanten. Weitere Infos dazu vom Mittelstandsbotschafter Manuel Gese unter creditreform-magazin.de/working-capital.

Wertschöpfung je Mitarbeiter

Ein Indikator für die durchschnittliche Produktivität der Arbeitnehmer. Einflussfaktoren sind unter anderem die Qualifikation der Mitarbeiter, Rationalisierungsmaßnahmen oder auch Preiserhöhungen.

Sie sind unsicher, wie die einzelnen Kennziffern berechnet werden? Die Formeln finden Sie in der Creditreform-App oder unter creditreform-magazin.de/kennzahlen.

Kapazitätsauslastung

Je höher der Wert, umso besser die Auftragslage des Betriebs. Bei Vollauslastung ist der größtmögliche Erfolg erreicht und die Stückkosten sind auf den niedrigsten Stand gefallen, der realisierbar ist. Liegt der Wert unter eins, kann abgeschätzt werden, ob und in welchem Umfang zusätzliche Aufträge noch angenommen werden können.

Rohertrag

Bezogen auf nur ein Produkt, ergibt sich daraus die Handelsspanne. „Anhand dieser Kennziffer wird schnell deutlich, wie groß der Einfluss schwankender Einkaufspreise auf den Firmengewinn ist“, sagt Wirtschaftsprüfer Wambach. Aber auch andere Umstände beeinflussen den Wert, zum Beispiel ob die geplanten Verkaufspreise realisiert werden können, ob die Kunden häufiger als vorgesehen Skonto ziehen, oder ob die Firma selbst Skonti und Boni bei ihren Lieferanten ausreizen kann.

Cashflow

Mit dieser Kennzahl lässt sich messen, wie gesund die Firma in puncto Finanzen ist: Sie beziffert den Überschuss, der sich ergibt, wenn die Ausgaben von den Einnahmen abgezogen werden. „Vor allem Kapitalgeber sind über ein möglichst positives Ergebnis begeistert – zeigt es doch, dass die Firma in der Lage ist, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen“, so Experte Wambach.

Forderungsumschlag

Hand aufs Herz: Wissen Sie, wie viele Tage in der Regel vergehen, bevor Ihre Kunden offene Rechnungen begleichen? „Ein wichtiger Indikator, um die Liquidität der Firma im Blick zu behalten“, sagt Experte Inzelmann. Ein konsequentes, automatisiertes Inkasso oder der Verkauf offener Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft können den Wert stark beeinflussen

Umsatzrentabilität

Ein Hinweis zur Ertragsstärke der Firma. Ein Beispiel: „Bei einem Ergebnis von zehn Prozent bringt jeder zusätzliche Euro Umsatz zehn Cent Gewinn ein“, rechnet Steuerberater Inzelmann vor. Ein steigender Wert bei konstanten Verkaufspreisen ist ein Zeichen für die zunehmende Produktivität. Sinkt die Kennziffer, deutet dies auf sinkende Produktivität und folglich auf steigende Kosten hin.

Gesamtkapitalrendite

Der Wert gibt die Verzinsung für die gesamten Geldbestände im Unternehmen an, inklusive Fremdkapital. Ursachen für ein sinkendes Ergebnis können zum Beispiel zu hohe Forderungs- oder Lagerbestände sein.