Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“. Text: Uwe Lang
Die Maßnahmen, die US-Präsident Donald Trump bislang traf, haben die Börsen zum Teil verunsichert und werden es vermutlich auch weiterhin tun. Das kann sich durchaus noch fortsetzen. Auch unser Gesamtsystem ist nicht mehr einhellig positiv gestimmt. Solange aber die Aktienindizes noch nicht gedreht haben, besteht kein Grund, den Aktienmarkt panikartig zu verlassen. Vorsicht allerdings ist ab sofort angebracht. Zur Erinnerung: Statistisch ist jedes dritte Jahr ein Baisse-Jahr. In Zeiten, in denen das wichtigste Staatsoberhaupt der Welt unberechenbar agiert und die Statistik vor fallenden Börsenkursen warnt, helfen uns jahrzehntelang bewährte Indikatoren bei einer Einschätzung.
Bekanntlich schauen wir auf folgende Signale:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden
Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den
Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf weiteren Indikatoren.
Wie also dürfte es nun weitergehen an den Märkten?
↑ Zinsstruktur: Unser Konjunkturindikator, der den Abstand der langfristigen Zinsen von den kurzfristigen Zinsen in den USA und Deutschland misst, sieht gut aus. Er steigt; der Abstand wird immer größer. Denn die Zentralbanken halten die kurzfristigen Zinsen auf niedrigem Niveau. In Europa sind sie sogar negativ. Der geglättete Abstand ist nun wieder bei 0,32 angelangt – vor einem Monat betrug der Abstand noch 0,20. Das bedeutet: Eine Rezession droht weder in den USA noch in Europa.

Mehr Infos: www.boersensignale.de
↑ Trendsignal: Auch mit dem Trend der Aktienindizes können wir zufrieden sein. Dax, Nasdaq Composite und Dow Utility – allesamt bewährte Frühindikatoren – stehen bei Redaktionsschluss noch stabil im Aufwärtstrend.
↓ Anleihezinsen: Die Anleihezinsen steigen, was früher als ein sehr wichtiges Warnsignal galt, als man noch Inflation bekämpfen musste. Steigende Anleihezinsen zeigen aber auch, dass die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Wenn dieser Anstieg weiterhin nicht rasant verläuft, droht noch keine Gefahr für den Aktienmarkt. Dennoch sollte man diese Entwicklung genau im Auge behalten.
↓ Ölpreis: Schwarzes Gold notierte Anfang Februar zwischen 57 und 58 US-Dollar. Das ist ebenfalls ein Warnsignal. Droht mehr Inflation? Trotzdem ist ein solches Preisniveau noch keine echte Belastung für Unternehmen und Verbraucher, vor Jahren lag der Ölpreis ja über 100 US-Dollar. Auf dem jetzigen Niveau wird der Ölpreis die Konjunktur noch nicht bremsen.
↓ CRB-Index: Die Rohstoffpreise insgesamt (CRB Anfang Februar bei 193) melden einen moderaten Anstieg. Sie liegen höher als vor einem Jahr – und ihr Anstieg fällt steiler aus. Das hatte sich schon vor einiger Zeit angedeutet. Sorgen vor einer ausufernden Inflation muss man aber noch nicht haben.
↑ US-Dollar: Zwar hatte der Dollar Anfang Februar einen Rückschlag erhalten, doch die erwarteten Zinserhöhungen in den USA halten ihn gegenüber dem Euro im Aufwärtstrend. Der Zinsabstand zwischen Dollar und Euro spricht für einen starken Dollar.
↑ Saisonfaktor: Dieser Indikator liegt seit dem 30. September und dem Beginn der Wintersaison im positiven Bereich. Denn die Wintermonate bringen zumeist steigende Aktienkurse. Er bleibt nun bis Ende April 2017 positiv.
Fazit: Unser Gesamtsystem bleibt positiv – wohl auch noch für einige Monate. Aufgrund der stabilen Konjunktur und niedriger Zinsen dürfte es in der Wintersaison zunächst weiter aufwärts gehen. Was danach kommt, darüber kann man schon wegen der unberechenbaren Politik Donald Trumps und der anstehenden Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich nur schwer spekulieren. Es wird künftig vor allem darauf ankommen, ob Europa zusammenhält oder weiter auseinanderfällt. Das wird sich dann schnell in den Trends der Aktienindizes zeigen.