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Creditreform

„Wir beobachten steigende Bewertungen bei verschiedenen Kapitalanlagen“, berichtet Zimmerer, im Vorstand der Allianz SE verantwortlich für die Investments der Gruppe. Es drohe „eine Blasenbildung, wenn die Zinsen nicht allmählich ihr künstlich niedriges Niveau verlassen“. (mil)

Hier die ausführlichen Einschätzungen:

Druck auf Renditen

Für die USA erwartet die Allianz mittelfristig einen allmählichen Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik, sobald die US-Notenbank ausreichend Anzeichen für ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum sieht. Auch wenn dies nicht zwangsläufig eine Erhöhung der Leitzinsen bedeute, könnte die angekündigte Rückführung der expansiven Geldpolitik (Tapering) bereits kurzfristig zu einem leichten Anstieg des Zinsniveaus beitragen. Der Druck auf die Renditen dürfte dennoch anhalten.

Auswirkung auf Zinsen

Sobald es in den USA erste Anzeichen einer Zinswende gebe, werde sich dies unmittelbar auch auf die Zinsen im Euroraum auswirken. „Historisch haben die europäischen Zinsen die Entwicklung der US-Zinsen zumindest teilweise nachvollzogen“, so Zimmerer. „Dies dürfte sich auch in den kommenden Monaten zeigen – trotz der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank.“

Kaum stimulierende Effekte

Die Wirtschaft im Euroraum habe die Rezession in diesem Sommer überwunden, die Allianz rechnet für die kommenden Monate mit einem moderaten Aufwärtstrend. „Deshalb war aus unserer Sicht eine wiederholte Senkung der EZB-Zinsen nicht nötig“, urteilt Zimmerer. „Die Frage ist: Wer profitiert von der erneuten Zinssenkung? Künstlich niedrige Zinsen reichen alleine nicht aus, um aus der Finanzkrise zu kommen. Die Zinssenkung dürfte kaum noch stimulierende Effekte entfalten.“

Preisblase in Einzelsegmenten

Das niedrige Zinsumfeld berge besondere Herausforderungen für die Kapitalanlage. Anhaltend niedrige Zinsen schlagen sich laut Allianz unweigerlich auch in den Bewertungsniveaus anderer Anlageklassen nieder. Das könne in einzelnen Segmenten zu nicht dauerhaft haltbaren Überbewertungen, also einer Vermögenspreisblase führen.

Langer Atem erforderlich

„Die Identifikation von Übertreibungen ist in der heutigen Zeit eine unserer wichtigsten Aufgaben geworden“, kommentiert Zimmerer. „Die langen Zeithorizonte unserer Verpflichtungen sind für uns als Investor einerseits natürlich eine Herausforderung, andererseits jedoch auch ein großer Vorteil. Diesen gilt es zu nutzen.“ Interessant für die Allianz seien daher seien nicht-börsennotierte Anlageklassen wie Immobilien, besicherte Darlehen oder alternative Investitionen wie Infrastruktur, die kurzfristig orientierten Investoren nicht in gleicher Form offen stehen. „Sie erfordern jedoch einen langen Atem und entsprechende Managementkapazität, um die notwendigen Kompetenzen aufzubauen und einen direkten Marktzugang zu erhalten“, so Zimmerer.

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