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Creditreform

In den Aussagen der Mittelständler spiegeln sich die Konsequenzen der Finanz- und Wirtschaftskrise und der damit einhergehende Vertrauensverlust der Finanzbranche ebenso wider wie die Unsicherheit angesichts der bevorstehenden – und noch anzupassenden – Kreditvergaberichtlinien nach Basel III. Darüber hinaus soll vorangestellt werden, dass ein wichtiges Thema die hierarchischen Strukturen vieler Kreditinstitute behandelt. Denn hier ist es vielen Unternehmern wichtig, über mögliche Veränderungen in den Aufgabenbereichen der jeweiligen Gesprächspartner sowie über deren individuelle Kompetenzen rechtzeitig und laufend informiert zu werden. Dies gilt übrigens unabhängig von der jeweiligen Finanzdienstleistung. Diese Aussage gilt ebenfalls für die Begriffe „Offenheit“ und „Transparenz“, die – so wird unternehmerseitig oftmals argumentiert – nicht nur vom Kreditkunden, sondern auch von der Bank kommen sollten. Um Ihnen die Wünsche anderer Mittelständler möglichst strukturiert näher zu bringen, werden diese nachfolgend in die drei wesentliche Finanzbereiche unterteilt.

Zahlungsverkehr/Auslandsgeschäft

· Informationen über eine Optimierung des jeweiligen Kontoführungsmodells: Noch immer haben zu viele Kunden ihr Kontoführungsmodell keiner Prüfung unterzogen.

· Bankdienstleistungen durch „ElectronicBanking“ unterstützen: Hier sehen viele Betriebsverantwortliche große Optimierungsmöglichkeiten.

· Modalitäten bei Kontoüberziehung klar benennen: keine kommentarlose Rückgaben von Lastschriften oder teure Überziehungszinsen mehr. Das diesbezügliche Prozedere werde bankseitig kaum vermittelt, so die Kritik

· Alternativen zum Überziehungs- oder Kontokorrentkredit auf dem Geschäftskonto aufzeigen sowie Details über die Preisfindung der jeweiligen Zinssatzhöhe. Auch hier wird vielerorts zu wenig mit dem Kunden geredet und erklärt.

· bankseitige Hinweise zu möglichen Umschuldungen, wenn das Geschäftskonto seit Längerem einen Debetsaldo ausweist

· Zusatzdienstleistungen wie etwa Beratung bei Einzel- und Gemeinschaftskonten, Kontovollmachten und Verfügungen über das Ableben des Kontoinhabers hinaus. Eigentlich handelt es sich hier um Randthemen, die aber in den nächsten

Jahren wichtiger werden dürften, Stichwort: Erbfolge, Änderung in Unternehmenshierarchien.

· Einschätzungen über Wechselkurserwartungen zumindest der wichtigsten Währungen · Absicherungsmöglichkeiten bei Währungs- und Zinsrisiken

· fundierte Brancheneinschätzungen sowohl auf in- und ausländischen Märkten
· Detailinformationen zu alternativen Zahlungsmöglichkeiten wie Akkreditiven

Geldanlage

· Kostentransparenz bei jeder Form von Geldanlage – sowohl bei Transaktions- und Verwaltungskosten als auch bei jenen Kosten, die etwa in Investmentfonds versteckt sind

· ergänzende Angebote auch von Finanzanbietern, die nicht aus der eigenen Bankengruppe stammen

· bankseitige Überwachung und Beratung bei Strategieänderungen der Anlagepositionen, soweit diese über das Normalmaß etwa von Tages- oder Termingeldkonten hinausgehen

· Hinweise seitens der Bank, wenn sich höhere Geldbeträge auf dem Geschäftskonto befinden, die in der Regel entweder gar nicht oder nur minimal verzinst werden

Kreditgeschäft

· mehr Transparenz im Vorfeld von Kreditentscheidungen: Diese Transparenz sollte neben den Kriterien der individuellen Kreditentscheidung die Zinsen und sonstigen Gebühren ebenso umfassen wie weitere, im Kreditvertrag formulierte Details: eventuelle Kreditverkäufe, Kreditsicherheiten, vorzeitige Tilgungen.

· bankseitige Begleitung des Kreditengagements und des jeweiligen Kreditbedarfs während der gesamten Kreditlaufzeit (Umschuldungsvorschläge, Einbindung von öffentlichen Kreditgebern und Bürgschaftsbanken) sowie wiederholte Darstellung der Entwicklung der Kreditwürdigkeit/ Bonität (vor allem Erläuterung der Beurteilungsverfahren)

· regelmäßige Gespräche über die Bewertungskriterien der Kreditsicherheiten und gegebenenfalls bankseitige Hinweise auch auf eine mögliche Verringerung der ursprünglichen Sicherheiten

· In Abstimmung mit dem Verantwortlichen wird zumindest sporadisch auch eine betriebliche Beratung gewünscht, meist gemeinsam mit dem Steuerberater. Damit ist keine zweite Geschäftsführung, sondern lediglich Unterstützung gemeint.

Michael Vetter