Dass Gold ein rares Gut ist, veranschaulicht eine einfache Rechnung: Weltweit wurden in der Geschichte der Menschheit bislang rund 172.000 Tonnen des Edelmetalls aus der Erde befördert. Da Gold quasi unzerstörbar ist, darf davon ausgegangen werden, dass jede einzelne Unze auch heute noch existiert. Würde man sämtliches Gold einschmelzen und anschließend zu einem Würfel gießen, hätte dieser eine Kantenlänge von gerade einmal 20 Metern.
Ein ganz erheblicher Treiber für den Goldpreisanstieg der vergangenen Jahre war die Schmucknachfrage aus den Schwellenländern. Im Zuge der Finanzkrise hat auch die Investmentnachfrage spürbar zugenommen. Dabei setzen sich die Goldanlagen in der Regel aus physischen Käufen von Goldbarren, Anlagemünzen, Medaillen und Sammlermünzen sowie börsengehandelten Goldfonds und damit verwandten Produkten zusammen. Machte die Investmentnachfrage im Jahr 2000 erst rund vier Prozent des gesamten Goldmarkts aus, ist dieser Wert bis 2010 auf 38 Prozent nach oben geschnellt. Für den Anstieg in den Jahren von 2003 bis 2007 war vor allem die Einführung von Exchange Traded Funds (ETFs) verantwortlich. Dadurch konnte der hohe Nachholbedarf in Goldanlagen befriedigt werden. Eine wichtige Rolle im Goldmarkt spielen die Zentralbanken. Mehr als zwei Jahrzehnte traten sie als Nettoverkäufer auf. Doch dieser Trend hat sich 2010 umgedreht.
Physische Nachfrage legt zu
Für die aktuelle Korrektur, die im September 2011 begonnen hat – und den Goldpreis in der Spitze um fast 40 Prozent auf gut 1.180 US-Dollar je Feinunze abstürzen ließ – sind in erster Linie Spekulanten verantwortlich. Allein in den ersten beiden Quartalen 2013 kam es bei ETFs zu Abflüssen von 579 Tonnen. Dennoch halten Investoren nach wie vor beachtliche Goldbestände. „Das Volumen ist noch immer mehr als doppelt so hoch wie vor fünf Jahren“, sagt Andreas Nigg, Leiter Equity & Commodity Strategy bei der Schweizer Bank Vontobel. Nach der heftigen Korrektur im zweiten Quartal dieses Jahres scheint sich der Goldpreis in einer Spanne zwischen 1.200 und 1.400 US-Dollar einzupendeln. „Die physische Nachfrage nach Gold scheint den Preis pro Feinunze nach unten zu stützen“, so Nigg.
Für Anleger sind die Motive, einen Teil des Vermögens in Gold anzulegen, vielfältig: „Zahlreiche Studien belegen, dass eine Gold-Beimischung die Wertschwankung eines Portfolios verringert und somit die statistischen Portfolioeigenschaften verbessert“, sagt Gold-Experte Ronald-Peter Stöferle von der Incrementum AG. Im Vordergrund steht aber sicherlich der Schutzgedanke, vor allem seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008. Angesichts der weiterhin ungezügelten Geldpolitik in den Industrieländern nimmt Gold eine wichtige Stellung als Inflationsschutz ein. Schließlich blickt das Edelmetall auf eine lange Geschichte als monetärer Vermögenswert zurück. Langzeitdaten belegen, dass Gold seinen Wert sowohl im Vergleich zum US-Dollar als auch zum Euro stets bewahrt hat.
Der direkteste Weg, in Gold zu investieren, ist der physische Erwerb in Form von Münzen und Barren. Vor allem bei Anlagemünzen finden Anleger eine breite Auswahl vor. Sie werden von Regierungen und Prägeanstalten auf der ganzen Welt wie der Münze Österreich und der britischen Royal Mint herausgegeben. Die Münzen variieren nach Gewicht und Karat, wobei Karat als Maßeinheit für den Feingehalt von Gold fungiert. Übliche Münzgewichte sind 1/20, 1/10, 1/4, 1/2 und 1 Feinunze. Strikt zu unterscheiden von den Anlagemünzen sind Sammlermünzen, deren Wert nicht allein durch den Goldgehalt, sondern auch von ihrer Seltenheit, dem Design und der Bearbeitung abhängt. Goldbarren sind ebenfalls in unterschiedlichen Gewichten und Größen erhältlich. Nachteil des physischen Goldkaufs sind die hohen Kosten. Beim Kauf fällt ein Aufschlag auf den Materialwert an, mit dem sich die Prägeanstalten die Herstellung bezahlen lassen. Dieser fällt prozentual umso grösser aus, je weniger Gewicht eine Münze hat. Zum Beispiel müssen Anleger beim Kauf einer 1/10 Unze Gold derzeit mit einem Aufschlag von rund 14 Prozent zum reinen Materialwert kalkulieren. Bei der gängigen Größe 1 Feinunze beträgt das Agio auf den Materialpreis immerhin noch 3,5 Prozent. Bei einem Ein-Gramm-Goldbarren sind es rund 22,5 Prozent. Bei einem 1000-Gramm-Barren reduziert sich das Agio auf gut ein Prozent. Nach dem Kauf fallen bei der Lagerung in Bankschließfächern weitere Kosten an. Je nach Aufbewahrungsort beinhaltet der physische Goldbesitz auch umfangreiche Sicherheitsrisiken.
Kauf über die Börse
Eine wesentlich kostengünstigere Möglichkeit, in Gold zu investieren, bieten Goldfonds und Zertifikate, die in der Regel börsentäglich an- und verkauft werden können. Bei den Goldfonds gibt es zwei Arten: ETFs übertragen das gekaufte Gold als Sondervermögen an die Anleger. Doch dürfen beispielsweise in Deutschland maximal 30 Prozent des Fondsvermögens in Gold investiert werden. Keinerlei Grenzen sind Exchange Traded Commodities (ETCs) gesetzt. Im Gegensatz zu ETFs handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen, also Forderungen gegen den Emittenten. Um das Emittentenrisiko zu verringern, sind die meisten ETCs mit physischem Gold unterlegt. Ein solches Anlageinstrument hat beispielsweise die Börse Stuttgart mit dem „Euwax Gold“ herausgegeben. Jede dieser Schuldverschreibungen verbrieft ein Gramm Gold in der Form eines Kleinbarrens. Bei Bedarf ist es möglich, sich das hinterlegte Gold ausliefern zu lassen. Auch mit klassischen Zertifikaten lässt sich in Gold investieren. Wie ETCs sind diese Papiere ebenfalls den Schuldverschreibungen zuzurechnen. Ein Zertifikat, das eins zu eins am Goldpreis partizipiert hat beispielsweise die Deutsche Bank im Angebot (siehe Tabelle). Bei diesem Papier ist zusätzlich eine Währungssicherung eingebaut, die gerade bei langfristigen Anlagen in das Edelmetall unerlässlich ist.
Deutlich spekulativer sind Investments in Goldminenaktien. Sie bieten aber die Chance auf eine im Vergleich zum Preis des Edelmetalls überproportionale Kursentwicklung, da aufgrund der bestehenden Produktionskosten bei steigenden Goldpreisen eine Art „natürlicher Hebel“ besteht. Auf der anderen Seite sind Minenaktien aber auch mit höheren Risiken verbunden, sollte der Preis für das Edelmetall weiter einbrechen. Minengesellschaften werden nach ihrem Entwicklungsstand unterschieden: Majors sind große und etablierte Konzerne, die ihrer Geschäftstätigkeit schon seit langer Zeit nachgehen. Demgegenüber stehen Developer, die über nachgewiesene Edelmetallbestände verfügen, diese schon abbauen oder in Kürze damit beginnen. Bei den Explorern handelt es sich um Gesellschaften, die nach Gold suchen, aber noch über keine nachgewiesenen Bestände verfügen. Neben dem Goldpreis selbst beeinflussen zahlreiche weitere Faktoren die Kursentwicklung von Minenaktien. Dazu gehören unter anderem die vorhandenen Goldreserven der Minenkonzerne, der Erzgehalt, die Kosten, die Rentabilität, die Qualität der Bilanz und des Managements. Die Vielzahl der kursbeeinflussenden Faktoren verdeutlicht, dass Investments in Aktien von Minengesellschaften eher für erfahrene Anleger geeignet sind.
Ein auf Goldminen spezialisierter Aktienfonds ist etwa der „DWS Invest Gold and Precious Metals Equities“. Das Fondsmanagement investiert vor allem in Aktien in- und ausländischer Gesellschaften, deren Umsatzerlöse oder Gewinne überwiegend aus der Suche, der Gewinnung oder Aufbereitung von Gold, Silber, Platin oder anderer Edelmetalle resultieren. Diese Unternehmen können in der Erkundung, Gewinnung, Fertigung, Verarbeitung und dem Vertrieb tätig sein. An der Performance des Fonds hat der Einbruch des Goldpreises zwar deutliche Spuren hinterlassen: Seit Anfang 2011 haben die Fondsanteile fast zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt. Für Neueinsteiger kommt die Korrektur jedoch nicht zwingend ungelegen.
Christian Scheid