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Creditreform

Martin Beiten und Tobias Modjesch wollten sich bei der Finanzierung ihrer Firma nicht auf die Hausbanken allein verlassen. Das Unternehmerduo gründete vor rund drei Jahren die Firma YOUCOOK in Köln. Geboten werden frische Zutaten, geschnitten und portioniert für zeitlose Singles, die abwechslungsreiche Kost schnell auf dem Tisch haben wollen. Die Firma bewegt sich auf Erfolgs- und Expansionskurs. Ihre Fertiggerichte vertreiben die Unternehmer im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland und Belgien. Die Finanzierung des Wachstums stemmt das Unternehmen aus mehreren Quellen. Zum Beispiel holten Beiten und Modjesch die NRW.Bank in Düsseldorf mit einer Beteiligung des Venture Fonds ins Boot. „YOUCOOK ist ein junges Unternehmen, das sich sehr gut entwickelt“, begründet Stefan Hülsen, bei der NRW.Bank zuständig für den Bereich Venture Capital. Für die Förderbank ist die Firma zum einen technologisch sehr interessant, da YOU-COOK unterschiedlichste Produktionsverfahren einsetzt, die so noch nicht kombiniert wurden. „Die beiden Gründer verfügen zum anderen über betriebswirtschaftliches Know-how sowie über Erfahrung in Konzernstrukturen“, sagt Hülsen. Unterm Strich für die Düsseldorfer damit Potenzial genug, in die Firma einzusteigen. „Unsere Finanzierung ist für die nächsten Jahre gesichert“, freut sich Gründer Modjesch.

Mezzanine wieder gefragt

Kein Einzelfall: Immer mehr mittelständische Unternehmen nutzen die Chancen einer Beteiligung. „Wir verzeichnen derzeit eine hohe Nachfrage nach diesen Finanzierungslösungen“, sagt auch Klaus Sachse, Geschäftsführer der CBG Commerz Beteiligungskapital GmbH & Co.KG in Frankfurt.

Zumeist handelt es sich bei der Beteiligungsfinanzierung im Mittelstand um Mezzanine-Kapital als Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Verglichen mit einer klassischen Kreditfinanzierung wird es nachrangig bewertet. Im Falle einer Insolvenz kommen zuerst externe Darlehensgeber zum Zuge und erst danach die beteiligten Gläubiger. Mezzanine-Kapital wird daher in den Ratingsystemen der Banken als Eigenmittel anerkannt. Steuerlich wird es allerdings als Fremdkapital bewertet. Entsprechend sind die Zinsaufwendungen als Betriebsausgabe absetzbar. „Insbesondere wenn Firmen einen hohen Kapitalbedarf haben, etwa weil sie stark wachsen oder eine Nachfolgeregelung ansteht, kommt eine Beteiligung in Form von Mezzanine-Kapital häufig in Betracht“, sagt Sachse. Die Unternehmen geraten in diesen Situationen schnell an die Grenzen ihres vorrangigen Verschuldungspotenzials. Mit Blick auf das erhöhte Risiko fragen Mittelständler deshalb oft von sich aus nach dieser besonderen Form der Unternehmensfinanzierung. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften investierten die Geldgeber im ersten Halbjahr dieses Jahres 147,36 Millionen Euro im Bereich Industrieerzeugnisse und 17,55 Millionen im Segment Industriedienstleistungen. 105,98 Millionen Euro Beteiligungskapital gingen an Firmen der Computer- und Unterhaltungselektronik-Branchen.

Die Renditeerwartungen der Investoren liegen bei Mezzanine-Finanzierungen aktuell in Abhängigkeit von der Bonität zwischen 8 und 12 Prozent. Ein Teil davon entfällt auf gewinnabhängige Komponenten. Wie viel genau, hängt vom Einzelfall und von der Bonität des Unternehmers ab. Absolut gesehen liegen die Sätze damit grob auf dem Niveau des Kontokorrentkredits. Da sich durch das höhere wirtschaftliche Eigenkapital aber das Rating verbessert, lassen sich vielfach bessere Konditionen bei weiteren Kreditfinanzierungen erzielen. Die Kapitalgeber erwarten auch keine Sicherheiten. Das verschafft Luft für kurzfristige Finanzierungen. Außerdem hängt die Vergütung aus der Überschussbeteiligung vom Gewinn ab. In schlechten Jahren kann das Unternehmen weniger ausschütten und die Lücke in guten Jahren wieder füllen. In der Regel bleiben die Investoren fünf bis sieben Jahre dabei. Die Geldgeber haben bei Mezzanine-Kapital keine Mitspracherechte. Dem Firmenchef bleibt weiterhin freie Hand, die Geschicke der Firma zu leiten. Bei kapitalintensiven direkten Beteiligungen allerdings sieht das zumeist anders aus. Direkte Beteiligungen kommen zumeist auch noch teurer als die Mezzanine-Kapital-Varianten.

Claudia Mauch und Andreas Zumkeller haben sich bei der Nachfolgefinanzierung der Firma EZU Metallwaren in Königsheim unter anderem aus diesen Gründen für die stille Variante entschieden. Sie erhielten von der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg eine stille Beteiligung. „Unser Steuerberater hat uns dazu geraten, weil sich damit trotz Finanzierung die Eigenkapitalquote erhöhte“, so Betriebswirtin Mauch. Das war wichtig, um nach der Geschäftsübernahme vom Vater weiter auf Wachstumskurs steuern zu können. Die neuen EZU-Geschäftsführer investierten in neue Gebäude sowie Maschinen und Personal. Auch bauten sie sich mit innovativem Trockenzerspanen ein neues Standbein auf. Diese Finanzierungen hat die MBG Baden-Württemberg ebenfalls begleitet.

Realistische Planung wichtig

Die Geldgeber erwarten in diesen Fällen eine realistische Planung der Unternehmensentwicklung und führen mit dem Firmenchef immer ein persönliches Gespräch. „In diesen Terminen geht es um offene Fragen zum Konzept oder um Erläuterungen zur Finanzierungsstruktur“, sagt Dirk Buddensiek, Vorstand der MBG Baden-Württemberg. Clevere Unternehmer erstellen einen ausführlichen und schlüssigen Businessplan.

Die Investoren wollen erkennen können, dass der Betrieb die Renditeerwartungen erfüllen kann. Der Unternehmer sollte deshalb auch einen Plan B parat haben, falls sich die Firma schlechter entwickelt als erhofft. Kluge Firmenchefs können gegenüber der Beteiligungsgesellschaft bereits beim ersten Gespräch erläutern, welche Maßnahmen sie im Worst Case ergreifen wollen.

Die Investoren sehen sich die Firma zumeist auch von innen an. Wenn Maschinen veraltet sind oder das Betriebsgebäude saniert werden sollte, gestalten sich die Verhandlungen dann schnell schwierig.

Martin Beiten und Matthias Modjesch waren als Gründer hier von Anfang an gut aufgestellt. „Wir überzeugten unsere Geldgeber durch unsere innovative Geschäftsidee und wachstumsorientierte Unternehmensführung“, so Beiten.Eva Neuthinger

– Haben Sie festgelegt, welche Ziele Sie mit einer Beteiligung verfolgen?

– Können Sie klar definieren, welche Erwartungen Sie an die Kapitalgeber haben?

– Weist ihre Firma ein zeitgemäßes und leistungsstarkes Angebot auf?

– Haben Sie einen Businessplan inklusive Planzahlen für die nächsten drei Jahre für das Vorhaben erstellt?

– Geht daraus hervor, dass Sie die Renditeerwartungen der Investoren erfüllen können?

– Wollen Sie den Kapitalgebern gegebenenfalls Mitspracherechte einräumen?

– Haben Sie Vertrauen zu Ihren Geldgebern?

– Ergänzen Sie sich als Partner und stimmt die Chemie?

– Haben Sie klassische Instrumente wie eine Finanzierung über Förderprogramme bereits ausgereizt?

– Haben Sie einen Plan, wie Sie sich weiter finanzieren wollen, wenn in fünf bis sieben Jahren die Beteiligung ausläuft?