Manche Banken stellen sich stur, wenn Unternehmer bestehende Darlehen durch neue, günstigere Kredite ersetzen oder ergänzen wollen. Mit welchen Argumenten Umschuldungen und Anschlussfinanzierungen gelingen.
Immobilienkredite für unter zwei Prozent effektiv. Langfristige Betriebsmittelkredite bei guten Bonitäten für weniger als drei Prozent. Kontokorrentkonditionen von weit unter acht Prozent. Die Kreditzinsen bewegen sich anhaltend auf Niedrigniveau. Kein Wunder, dass Unternehmer langfristig bestehende Darlehen, für die sie zu viel zahlen, in billiges Geld umwandeln wollen. „Doch wird das bei Festzinskrediten häufig schwierig“, weiß Holger Fischer, Unternehmensberater bei Ecovis.
Schließlich liegen bei einer Umschuldung die Vorteile allein aufseiten der Betriebe: „Die Banken verhalten sich passiv. Sie haben kein Interesse daran“, so der Würzburger. Der Grund: Auch die Institute wollen ihre Gewinne maximieren. Entsprechend haben sie die Kredite vor Jahren kalkuliert und rückfinanziert. Lösen sie ein Darlehen auf, stellen sie sich automatisch schlechter. „In der Regel muss die Zinsbindungsfrist deshalb eingehalten werden“, sagt Fischer. Eine vorzeitige Kündigung von Seiten der Firmen ist nicht vorgesehen und rechtlich zumeist ausgeschlossen.
Ein weiteres Problem: „Bei Unternehmerverträgen wird fast immer eine Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen sein“, erklärt Armin Wahlenmaier, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht bei der Kanzlei Trewius in Eislingen. Es handele sich um eine Art Schadensersatz zugunsten der Bank für entgangene Zinsgewinne. Zu dessen Höhe lässt sich nur feststellen: „Es kommt immer auf den Einzelfall an, da es keine allgemeingültigen rechtlichen Vorgaben für die Verträge gibt“, sagt der Rechtsexperte.
Häufig kompensiert die Strafzahlung die Zinsersparnis durch eine Neufinanzierung. Dabei sind auch Honorare, etwa für einen qualifizierten Fachanwalt, mit einzurechnen. Dennoch: Bei einem niedrigen Kreditvolumen und einer kurzen Restlaufzeit bringt die Umschuldung immer einen finanziellen Vorteil.
Kündigung als Rechenexempel
Ein Kreditwechsel birgt aber noch einen weiteren Vorteil: Firmenchefs können versuchen, die zuvor eingesetzten Sicherheiten wieder freizubekommen. Ob dies gelingt, hängt wesentlich von den Klauseln im Darlehensvertrag ab. Lautet die Formulierung, dass die Immobilie, die Lebensversicherung oder das Festgeld gegenwärtig und künftig als Sicherheiten dienen sollen, kann die Bank sich weigern. Schwierig wird es auch, wenn ein und dieselbe Sicherheit private wie auch betriebliche Darlehen abdeckt. Generell gilt: Solange Zins und Tilgung für einen Teil noch nicht vollständig geleistet sind, geben die Geldinstitute in der Regel keine Freigabe.
Dass die Banken oftmals am längeren Hebel sitzen, sollte Firmenchefs aber nicht abschrecken. Bei teuren Krediten sind Umschuldungen immer einen Versuch wert. Am besten holt sich der Unternehmer Angebote bei mehreren Banken ein. Sie dienen dazu, den Druck zu erhöhen. Ist die Bonität seines Betriebs gut, steigen die Chancen des Unternehmers – und er kann entsprechend auftreten, um seine Interessen durchzusetzen. Letztendlich hängt viel davon ab, wie gut die Zusammenarbeit mit der Hausbank bisher war.
Gleiches gilt, wenn Chefs sich jetzt eine Anschlussfinanzierung sichern wollen. „Infrage kommt das etwa bei Immobilien, die langfristig getilgt werden“, so Fischer. Der neue Zinssatz kann hier bis zu drei Jahre im Voraus vereinbart werden. Ob sich das lohnt, hängt dann von der künftigen Zinsentwicklung ab. Ein Vabanquespiel: Denn die Bank wird einen Aufschlag berechnen, der mal 0,25 Prozentpunkte, aber auch mal über einen Prozentpunkt betragen kann.
Ähnlich ist die Situation, wenn sich die Firma per Zinsswap die günstigen Zinsen sichern will: Hierbei werden variable Vereinbarungen gegen feste Konditionen getauscht. Fallen die Zinsen, geht der Betrieb leer aus. Steigen sie, profitiert er. „Die Preisfindung eines solchen Swaps erfolgt nach komplizierten mathematischen Formeln“, so Carola Ritterbach, Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht bei der Kanzlei Brennecke & Partner. Unabhängig davon, ob Umschuldung, Anschlussfinanzierung oder Zinssicherung: Ein guter Anlass, solche Themen anzusprechen, sind die obligatorischen Jahresgespräche. Manuel Natterer, der das Unternehmen Jamara leitet – ein Spezialist für Modellbau- und Spielzeugtechnik sowie LED-Beleuchtungen –, arbeitet mit drei Sparkassen zusammen. „Mit ihnen stehen wir in regelmäßigem Kontakt“, so Natterer. Etwa, wenn es um die Positionierung des Unternehmens geht. „Wir erörtern mit den Beratern das gesamte Konzept und suchen nach Lösungen zur Optimierung der Finanzierung“, so Natterer. Das kann dann auch eine mögliche Umfinanzierung mit einbeziehen.