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Volker Busch

Gesundheit ist Kopfsache, weiß Prof. Dr. Volker Busch. Der 49-Jährige ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Professor an der Universität Regensburg. Als Arzt, Autor, Vortragsredner und Coach begleitet er Menschen auf dem Weg zu psychischer Gesundheit sowie zu Motivation und Inspiration für Beruf und Alltag. © Dr. Volker Busch

 

Aufmerksamkeit ist als Ressource nicht unerschöpflich, sondern begrenzt. Unser Kolumnist Dr. Volker Busch erklärt, wie wir achtsam mit Aufmerksamkeit umgehen.

Wissen Sie, was eine der unterschätztesten Leistungen unseres Gehirns ist? Es ist unsere Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit, sich einer Sache bewusst zuzuwenden und sich ganz auf sie einzulassen. Viele andere Fähigkeiten ergeben sich dann ganz von selbst, denn unser Gedächtnis, unser Konzentrationsvermögen und sogar unsere Empathie sind von dem Maß unserer Aufmerksamkeit abhängig. Je stärker wir etwas in unseren geistigen Mittelpunkt rücken, desto intensiver ist die Sinneswahrnehmung. Die Tiefe macht den Unterschied.

Aufmerksamkeit ist jedoch als Ressource nicht unerschöpflich, sondern begrenzt. Schon Aristoteles schrieb von der „limitatio attentionis“. Zwar können wir sie verteilen, aber ihren Summenwert kaum erhöhen. Bei (zu) vielen gleichzeitigen Dingen sind wir überall ein bisschen, aber nirgends richtig. Die Fragmentierung der Aufmerksamkeit macht Denkprozesse oberflächlicher und Gedächtnisspuren schwächer.

 

„Wohin du deine Aufmerksamkeit richtest, bestimmt, wer du wirst …“ (Epiktet)

 

 

Länger bei einer Sache zu bleiben, fällt uns heutzutage schwer, auch deshalb weil wir uns die Aufmerksamkeit bereitwillig stehlen lassen. In der (medialen) Welt ist der ganze Tag ein einziger Raubzug nach dem kostbaren Gut. Jede SMS, jede E-Mail und jeder Newsticker-Alert stehlen uns Aufmerksamkeit. Dadurch fehlt sie an einer anderen Stelle, etwa am Schreibtisch, im Straßenverkehr, und im Dialog mit unseren Mitmenschen. Ein Tauschgeschäft, das sich nicht immer lohnt.

 

Was ist wirklich wichtig?

Machen Sie sich klar: Nicht alles um Sie herum braucht Ihre Zuwendung. Und nicht alles verdient sie. Wenn Sie mal wieder umzingelt werden von (digitalen) Aufmerksamkeitsräubern, die Sie alle zur sofortigen Zuwendung verführen, treten Sie innerlich einen Schritt zurück und stellen sich folgende Frage: Was ist jetzt gerade relevant? Was ist wirklich wichtig? Diese kurze Reflexion stärkt Ihre Impulskontrolle und verhindert den Diebstahl. Sie können das Wesentliche wieder leichter im Fokus halten.

 

Natürliches Hirndoping

Holen Sie sich Ihre Aufmerksamkeit zurück! Sie ist Ihr intimes geistiges Besitztum. Sie dürfen (und sollten) selbst bestimmen, wofür Sie sie einsetzen. In einer reiz- und informationsdurchfluteten Welt bleibt das zweifellos auch in Zukunft herausfordernd. Aber es ist auch ein erstrebenswertes Ziel, denn Ihr Gehirn belohnt Sie dafür mit einer allgemeinen Leistungssteigerung. Mehr Aufmerksamkeit ist natürliches Hirndoping, ganz ohne Medikamente. Wenn Ihnen ein Psychiater schon einmal ein solches Angebot macht, sollten Sie zugreifen.

 

Dr. Volker Busch
Gesundheit ist Kopfsache, weiß der 49-Jährige. Er ist Facharzt für
Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Professor an der
Universität Regensburg. Als Arzt, Autor, Vortragsredner und Coach
begleitet er Menschen auf dem Weg zu psychischer Gesundheit sowie
zu Motivation und Inspiration für Beruf und Alltag. drvolkerbusch.de

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