
Hanna Holzberg verantwortet die Redaktion Change von solutions by Handelsblatt Media Group. In ihrer Kolumne „Zeit, was zu ändern“ macht sie Lust auf Veränderung. © planet c
Das Geheimnis effektiver Teams liegt tief im Innersten verborgen: Wie „psychologische Sicherheit“ das Schweigen brechen kann.
Das Büro ist modern eingerichtet, die Kaffeemaschine kann mit jedem Café in Italien mithalten und überhaupt: Alle fühlen sich wohl und es gibt keinen Grund zur Klage.
Oder etwa doch? Wie oft zerbrechen sich Führungskräfte den Kopf, wenn es im Team irgendwie doch nicht richtig läuft und alle betreten zur Seite schauen, wenn im Meeting Einsatz oder Meinung gefragt sind. Und das, obwohl doch eigentlich alle so gut harmonieren.
Die Antwort liegt häufig im Verborgenen. Und zwar im Innersten des Teams. Eine viel zitierte Studie von Google wollte vor wenigen Jahren herausfinden, was die Geheimnisse effektiver Teams sind.
Räumliche Nähe in einem Büro, das ideale Arbeitsaufkommen oder konsensorientierte Entscheidungen sind es in der Regel nicht. Was gutes von schlechtem Teamwork unterscheidet, ist die psychologische Sicherheit, die ihm zugrunde liegt.
Es ist also ziemlich egal, wer zu einem Team gehört. Viel entscheidender ist, wie die Mitglieder miteinander umgehen. Laut der Harvard-Professorin Amy Edmondson ist psychologische Sicherheit die gemeinsame Überzeugung aller Teammitglieder, dass es sicher ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen.
Wer nicht wagt, bleibt stumm
Wenn also ein Mitarbeiter damit rechnen muss, dass er einen blöden Kommentar erntet oder ihm jemand über den Mund fährt, wenn er Fragen stellt oder Kritik übt, dann bleibt er lieber stumm. Und das ist dramatisch. Zum einen zwischenmenschlich, zum anderen aber für die gesamte Organisation: Denn wie sollen schnell kluge Lösungen gefunden werden, wenn sich keiner traut, mitzudenken?
Damit dieses Vertrauen entstehen kann, braucht es Zeit und Führung, die sich nicht anfühlt wie ein Marschbefehl. Zwar geben Chefs und Chefinnen die Richtung vor – aber nicht die Antworten. Dafür ist das Team verantwortlich.
Gegenseitiges Feedback, Hilfestellungen, die nötigen Informationen und Raum zum Experimentieren sind die Rahmenbedingungen für lernende Teams. Wie immer sind Vorbilder gefragt – wer Offenheit predigt, muss sie auch selbst transportieren, Fragen stellen, Fehler einräumen und Wissen teilen.
Denn Leadership bedeutet nicht, eine kuschelige Atmosphäre im Café-Stil zu schaffen, sondern konstruktiv und wertschätzend zu führen. Und da darf auf der Sachebene auch ruhig mal das Porzellan scheppern. Hauptsache, es kommt jeder ungestraft zu Wort.