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Creditreform

Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“. 

Die Kursabschläge haben sich wie erwartet mittlerweile fortgesetzt. Es sind nicht nur die politischen Unsicherheiten – der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Kündigung des Atomabkommens mit Iran, der unklare Brexit, Italiens Haushalt oder drohende Dieselfahrverbote –, die kein gutes Gemisch für die Stimmung abgeben. Auch die Konjunkturprognosen sind eindeutig wieder im Abwärtstrend (US-Einkaufsmanagerindex, IFO-Geschäftsklimaindex und ZEW-Index Deutschland).

Wenn in einer solchen Lage auch die kurzfristigen Zinsen nach oben gehen, wie in den USA, dann lockt das nicht zu Käufen am Aktienmarkt. Zwar ist unser Gesamtsystem zum Redaktionsschluss immer noch deutlich im Plus, sogar mit 3:0. Das lag aber nur daran, dass sich der Index-Trend noch knapp gehalten und die Zinsstrukturkurve die Nulllinie noch nicht nach unten durchbrochen hat. Außerdem stützen der steigende Dollar und der fallende Ölpreis den Markt – sonst hätten wir bereits ein Verkaufssignal.

Bei der Analyse berücksichtigen wir die folgenden Indikatoren:

a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.

Zinsstruktur: Der geglättete Zinsabstand zwischen langen und kurzen Zinsen liegt bei 0,28 Prozent. Eine Rezession droht daher weiterhin nicht. Aber der Abwärtstrend bleibt, was eine schwächer werdende Weltkonjunktur anzeigt.

Trendsignal: Der Nasdaq-Composite-Index hatte Ende Oktober bereits ein 26-Wochen-Tief gemeldet und gibt damit den Weg frei für ein Baisse-Signal. Auch der Dax ist sehr schwach. Momentan hält nur noch der stabile Dow Utility das Trendsignal im positiven Bereich. Sollten die US-Anleihezinsen weiter steigen, wird er aber ebenfalls kippen. Das kann auch kurzfristig jederzeit möglich sein.

Anleihezinsen: Ein positiver Trend gilt eigentlich nur noch für die deutsche Umlaufrendite, die über 0,55 Prozent steigen müsste, um von „steigenden Zinsen“ und damit von einem negativen Zinstrend sprechen zu können. Anfang November lag sie bei 0,27 Prozent. In den USA sind die zehnjährigen Staatsanleihezinsen mittlerweile mit 3,20 Prozent weiterhin relativ hoch, verglichen mit dem Stand der letzten acht Jahre.

Ölpreis: Der Brent-Ölpreis (73 US-Dollar) ist aufgrund der schwächeren Weltkonjunktur wieder gefallen. Für Unternehmen und Verbraucher ist das eine gute Nachricht, weil ein fallender Ölpreis die Kosten senkt. Doch wenn man die Gründe für den fallenden Ölpreis im Hinterkopf hat, ist das nicht sehr beruhigend.

CRB-Index: Die Rohstoffpreise (CRB zuletzt bei 192) stagnieren und gingen zuletzt wieder etwas zurück. Wichtig bei der Analyse ist aber der geglättete Jahresvergleich. Er zeigt immer noch höhere Rohstoffpreise an. Freilich ist dieses Signal sehr knapp. Sinken die Rohstoffpreise weiter, wird das Signal ebenfalls ins Plus drehen.

US-Dollar: Der US-Dollar (zuletzt 0,879 Euro) bleibt im Aufwärtstrend. Eigentlich müsste er aufgrund seines großen Zinsvorteils sogar noch stärker steigen. Aber es bleibt die Frage, ob die Dollarstärke nicht vielmehr eine Euroschwäche ist. Gegen den Euro spricht auch der ungeklärte Brexit und die Beunruhigung über den italienischen Haushalt. Daher muss das positive Dollar-Signal derzeit skeptisch betrachtet werden.

Saisonfaktor: Normalerweise sind die Wintermonate bis Ende April eher börsenfreundlich. Ausnahmejahre hat es in der Vergangenheit aber auch gegeben, zuletzt 2015/2016.

Fazit: Trotz eines Stands von 3:0 beim Gesamtsystem sieht es am Aktienmarkt nicht nach einer Jahresendrally aus. Wenn es nicht zu weiter fallenden Kursen kommt, sollten Anleger vor einem Einstieg in den Aktienmarkt auf jeden Fall abwarten, ob der bisherige Tiefstand am Aktienmarkt (Dax bei 11.051 Punkten am 26. Oktober) noch einmal getestet und nicht unterschritten wird. Dass die Kurse nach oben davonlaufen, ist nicht zu erwarten.