Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.
Die Frankreich-Wahl dürfen wir wohl inzwischen abhaken. Marine Le Pen, die Frankreich aus EU und Euro führen wollte und damit Crash-Kurse an den europäischen Aktienmärkten ausgelöst hätte, hat jedenfalls die Mehrheit der französischen Wähler nicht überzeugen können. Das wurde schon nach dem ersten Wahlgang klar, weshalb die Börsen geradezu euphorisch reagierten. Dennoch sollten Anleger jetzt vorsichtig bleiben. Die Aktienmärkte sind weltweit hoch bewertet. Außerdem läuft die Konjunktur weltweit nicht so gut, wie in den meisten Medien behauptet wird. Ob die geplanten Steuererleichterungen in den USA und Frankreich finanzierbar sind, muss sich erst noch zeigen.
Unsere Indikatoren geben ebenfalls einige Warnzeichen, auch wenn das Gesamtsystem noch positiv bleibt. Bei der Einschätzung schauen wir auf folgende Signale:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.
Wie also dürfte es an den Märkten weitergehen?
Zinsstruktur: Unser Konjunkturindikator, der den Abstand der langfristigen Zinsen von den kurzfristigen Zinsen in den USA und in Deutschland misst, liegt zwar im positiven Bereich. Die Anleihezinsen sind deutlich höher als die kurzfristigen Geldmarktzinsen. Aber der Anstieg ist ins Stocken geraten. Zuletzt waren es nur noch 0,44 Prozent Abstand nach 0,45 vor einem Monat.
Trendsignal: Der Trend der Aktienindizes bleibt klar aufwärts gerichtet, besonders beim Technologie-Index Nasdaq Composite. Hier kann es so schnell kein Warnsignal geben, es sei denn, dass die Aktienindizes crashartig abstürzen.
Anleihezinsen: Tiefstände bei den Zinsen gab es im letzten Herbst. Seither steigen die Anleihezinsen im Trend, weshalb dieser Indikator negativ ist. Für den Aktienmarkt ist das aber noch nicht gefährlich. Denn Anleihezinsen können mit den Dividenden noch lange nicht konkurrieren, zumal der Zinsanstieg schon wieder ins Stocken geraten ist.
Ölpreis: Der Ölpreis fällt wieder. Anfang Mai lag der Brent-Rohölpreis bei 49,5 Dollar. Niedrigere Preise bedeuten geringere Kosten für Unternehmen und Verbraucher, und auch eine geringere Inflationsrate. Aber die fallenden Ölpreise zeigen auch, dass die Weltkonjunktur nicht gut läuft.
CRB-Index: Anfang Mai lag der CRB-Index nur bei 177 Punkten. Im Januar und Februar gab es noch Kurse über 190 Punkten. Ein weiterer Rückgang wäre eine Kostenentlastung und ein Hinweis, dass keine Inflation droht. Hier messen wir den geglätteten Jahresvergleich. Der zeigt im Moment noch nach oben, aber es wird knapp. Bleibt der CRB-Index unter 180 Punkten, könnte sich das Signal im Juli ins Positive drehen.
US-Dollar: Der US-Dollar fiel weiter gegen den Euro. Anfang Mai kostete er nur noch gut 0,91 Euro. Um wieder ein positives Signal geben zu können, müsste er momentan die Marke 0,9480 überschreiten.
Saisonfaktor: Dieser Indikator ist seit dem 28. April negativ. Die oft schwierige Sommersaison hat begonnen.
Fazit: Unser Gesamtsystem bleibt insgesamt mit 2:1 positiv. Solange die Aktienindizes Dax und Nasdaq neue Jahreshöchststände melden, kann man am Aktienmarkt durchaus noch engagiert bleiben. Zukäufe würde ich aber angesichts der hohen Bewertungen und des beginnenden Sommers nicht mehr starten.
Mehr Infos: www.boersensignale.de