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Creditreform

Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.

Bisher hat der große Ausverkauf noch nicht stattgefunden. Zwar wurden die Aktienmärkte durch die sich wiederholt zuspitzende Lage in Nordkorea verunsichert, doch die Kurse haben sich immer wieder wenigstens teilweise erholt. Die Anleger bleiben optimistisch, obwohl das Niveau historisch gesehen sehr hoch ist, gemessen an den durchschnittlichen Kurs-Umsatz-Verhältnissen in den USA und Deutschland.

Nun steht uns noch der Oktober bevor. Meist brachte der ja in den letzten 20 Jahren bereits wieder Kursgewinne, die das bekannte Sommerloch von Juni bis September wieder stopften. Aber viele Anleger erinnern sich noch an die Oktober-Crashs der Jahre 1987, 1989 und 1997 sowie an den scharfen Absturz im Oktober 2008 anlässlich der Finanzkrise und der Lehman-Pleite. Wir blicken auf die maßgeblichen Indikatoren des Gesamtsystems und schauen dabei bekanntlich auf:

a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,

b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie

c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.

Wie dürfte es also weitergehen an den Märkten?

Anleihezinsen: Sie bleiben auf niedrigem Niveau, liegen aber im Jahresvergleich immer noch höher als der Durchschnitt. Für den Aktienmarkt sind steigende Anleihezinsen negativ. Aber bedrohlich ist das nicht, denn Anleihen sind noch längst keine Konkurrenz für Dividendenpapiere.

Zinsstruktur: Die Kurve notiert wieder leicht schwächer bei 0,42 Punkten. Solange die langen Zinsen deutlich höher bleiben als die kurzen, droht jedenfalls keine Weltrezession.

Ölpreis: Er hat sich auf einen Wert über 50 US-Dollar stabilisieren können. Da dies für Unternehmen und Verbraucher höhere Kosten bedeutet, ist dies negativ zu werten. Aber auch hier gilt, dass ein Ölpreisstand von nur 52 Dollar noch keine Gefahr für die Konjunktur bedeutet.

Trendsignal: Dax und Dow Utility befinden sich in einer Seitwärtsbewegung. Der Nasdaq-Composite-Index bleibt aber sehr stark. Er müsste im Oktober weit auf 5.800 Punkte abstürzen, um eine Baisse zu signalisieren.

CRB-Index: Mit diesem Wert, der die Rohstoffpreisentwicklung anzeigt, beobachten wir längerfristigere Trends als beim Ölpreis. Der Index ist in der ersten Jahreshälfte meist gefallen. Seit zwei Monaten geht er wieder langsam nach oben. Noch aber liegt er unterhalb des Vorjahresniveaus. Das bedeutet, dass derzeit keine Inflation droht.

Saisonfaktor: Dieser Indikator ist seit 28. April negativ; da begann die oft schwierige Sommersaison. Das negative Signal bleibt weiter so stehen.

US-Dollar: Der US-Dollar bleibt gegenüber dem Euro schwach. Mittlerweile sprang der Euro sogar über die Marke 1,20 US-Dollar. Zuletzt konnte sich der Dollar jedoch wieder stabilisieren. Für ein positives Signal müsste er jedoch gegen den Euro noch um rund zwölf Prozent steigen.

Fazit: Der Seitwärtstrend am Aktienmarkt bleibt uns wahrscheinlich auch im Oktober noch erhalten, nachdem sich an den Indikatoren nichts geändert hat. Gut laufende Aktien muss man nicht verkaufen, da es ja objektiv kein Signal zum Ausstieg gibt. Weil die Zinsstruktur und der Indextrend momentan nur bei einer sehr starken Bewegung negative Signale geben können, sollte man vorsichtig bleiben und Neukäufe zunächst einmal weiter zurückstellen. Das Kursniveau ist einfach zu hoch.

Zinsstruktur

Mehrheit* aus

• Anleihezinsen
• Ölpreis
• CRB-Rohstoffindex
• US-Dollar
• Saisonfaktor

Trendsignal

* Dieses Börsensignal richtet sich nach der Mehrheit von fünf Einzelindikatoren, die im jeweiligen Monat entweder positiv (grüne Schrift), neutral (gelbe Schrift) oder negativ (rote Schrift) sind.

Mehr Infos: www.boersensignale.de