Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.
Noch bleiben die Aktienmärkte auf Haussekurs. Zwar ist der Dax mittlerweile wieder auf seinen April-Stand zurückgefallen. Aber das kann immer noch einer sommerlichen Flautezeit angelastet werden. Das wäre dann nur eine vorübergehende Korrektur und noch nicht der Beginn einer Aktienbaisse. Die Konjunkturdaten sehen bis jetzt auch noch gut aus; der Ifo-Geschäftsklimaindex ist weiter gestiegen. Und die Börse folgte in den letzten Jahren meist dem Konjunkturtrend. Wir blicken auf die maßgeblichen Indikatoren des Gesamtsystems und schauen wie immer auf:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Einzelindikatoren.
Wie dürfte es also weitergehen an den Märkten?
Zinsstruktur: Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang weitet sich der Abstand zwischen langen und kurzen Zinsen wieder aus. Solange die langen Zinsen deutlich höher bleiben als die kurzen, droht jedenfalls keine Weltrezession.
Trendsignal: Dax und Dow Utility melden weiterhin Schwächen, aber solange der wichtige Technologieindex Nasdaq Composite immer wieder neue Höchststände meldet, kann man nicht von einem Beginn einer Aktienbaisse reden.
Anleihezinsen: Der mittelfristige Aufwärtstrend der Anleihezinsen geht nur langsam voran. Doch immerhin scheinen die Zinsen ihre Tiefpunkte hinter sich zu haben. Für den Aktienmarkt sind steigende Anleihezinsen negativ. Aber bedrohlich ist das noch nicht, denn Anleihen sind noch längst keine Konkurrenz für Dividendenpapiere.
Ölpreis: Der Ölpreis hat sich von seinem Tief bei 45 US-Dollar erholt und meldete mittlerweile wieder ein Sechswochenhoch. Da dies für Unternehmen und Verbraucher höhere Kosten bedeutet, ist die Entwicklung negativ zu werten. Aber auch hier gilt: Der derzeitige Ölpreisstand bedeutet noch keine Gefahr für die Konjunktur.
CRB-Index: Beim CRB-Index, der die Rohstoffpreisentwicklung anzeigt, beobachten wir längerfristigere Trends als beim Ölpreis. Er ist in der ersten Jahreshälfte meist gefallen. Aber seit zwei Monaten geht er wieder langsam nach oben. Wenn der Anstieg weitergeht, wird das als negatives Signal gewertet – wegen Inflationsgefahren. Doch noch ist es nicht so weit.
US-Dollar: Der US-Dollar bleibt gegenüber dem Euro schwach. Mittlerweile sprang der Euro sogar über die Marke 1,18 US-Dollar. Die europäischen Exportwerte haben darauf bereits negativ reagiert; daher auch der schwache Dax.
Saisonfaktor: Dieser Indikator ist seit dem 28. April negativ; da begann die oft schwierige Sommersaison. Das negative Signal bleibt bis mindestens Ende September so stehen.
Fazit: Insgesamt sind die Signale mit 2 zu 1 noch im positiven Bereich. Es ist also noch nicht nötig, am Aktienmarkt komplett auszusteigen. Freilich ist immer zu bedenken, dass das jetzige Kursniveau schon recht hoch ist und sowohl Dow Jones als auch Dax als auch SMI überbewertet sind. Solange jedoch die Stimmung gut ist und der Trend nicht kippt, sollte man nicht auf Verdacht aussteigen – es sei denn, man fährt in den Urlaub und will angesichts des oft schwachen Monats September nichts riskieren.
Mehr Infos: www.boersensignale.de