Ein gemeinsames Essen kann den Weg zu guten Geschäften ebnen. Doch wer die Knigge-Regeln nicht beachtet, kann sich schnell blamieren. Zehn Tipps, um das nächste Treffen im Restaurant zu meistern. Text: Maren Lohrer
Wer sich mit Vorgesetzten oder Kunden zum Geschäftsessen trifft, kann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Bei gutem Essen und in entspannter Atmosphäre werden häufig wichtige Entscheidungen getroffen. Auch laden einige Unternehmen gerne Bewerber zum Essen ein – und testen so das Auftreten der Kandidaten. Die zehn wichtigsten Punkte, auf die Sie achten sollten, damit das Geschäftsessen nicht zur beruflichen Stolperfalle wird.
1. Die Einladung
„Stellen Sie von Beginn an klar, dass Ihr Geschäftspartner eingeladen ist“, empfiehlt Etikettetrainierin Liz Droste. Denn wer die Einladung ausspricht, übernimmt die Restaurantwahl und bezahlt. „Wer eingeladen wird, aber aufgrund von Compliance-Regeln der eigenen Firma nicht kommen kann, sollte dies in seiner Absage auch so formulieren“, sagt Personalberater Jürgen Hesse von Hesse/Schrader.
2. Die Restaurantwahl
Setzen Sie auf Bewährtes: „Wählen Sie ein Restaurant aus, in dem Sie schon gegessen haben. So können Sie sicher sein, dass Atmosphäre, Service und Essen tatsächlich gut sind“, sagt Hesse. Falls Sie unsicher sind, was Ihr Gast gerne isst, ob er beispielsweise Vegetarier ist oder religiösen Speisevorschriften folgt, rufen Sie vorher in seinem Sekretariat an.“ Im Zweifelsfall passt der gehobene Italiener immer – dort gibt es mit Fleisch, Fisch, Pasta, Pizza, Salaten und Suppen eine breite Auswahl. Knigge-Autor Kai Oppel ergänzt: „Fragen Sie bei der Reservierung nach einem gut platzierten Tisch und ob es dort nicht zu laut ist – denn das kann bei einem Geschäftsessen sehr störend sein.“
3. Der Dresscode
„Ein Geschäftsessen ist ein Geschäft – und erst in zweiter Linie ein Essen“, sagt Oppel und rät daher zu Business-Kleidung. „Mit einem Sakko sind Männer gut beraten. Frauen sind mit Blazer, Anzug und Kostüm passend gekleidet“, so Oppel. Beim Essen sollte leichte, nicht zu warme Kleidung getragen werden, denn Ablegen ist ein No-Go: „Was man bei der Vorspeise trägt, trägt man auch beim Dessert“, sagt Droste. Und die alte Stilregel „No brown after six“? „Sie gilt noch immer – braune Schuhe sind bei offiziellen Abendeinladungen tabu“, so die Etiketteexpertin.
4. Die Sitzordnung
Die klassische Form sieht Folgendes vor: „Speisen Sie zu zweit, sitzen Sie sich gegenüber. Sind Sie zu viert, sitzen Sie als Mann links von einer Frau und als Frau stets rechts vom Mann“, sagt Oppel. Moderner ist die Bonner Variante: Hier platzieren sich die Herren nebeneinander und die Damen ebenso. Bei einer größeren Festtafel gilt: „Nach internationalen Gepflogenheiten ist der Ehrenplatz rechts neben dem Gastgeber oder der Gastgeberin. In Deutschland kann der männliche Ehrengast auch links neben der Gastgeberin sitzen“, sagt Trainerin Droste.
5. Die Bestellung
Fünf Gänge – oder nur Pasta? Gäste sind oft unsicher, in welchem Preisrahmen sie bestellen dürfen. Gastgeber können Hinweise geben, indem sie eine Empfehlung aussprechen. Werden die Gäste jedoch im Unklaren gelassen, so ordern diese am besten nur ein Hauptgericht. Vor- und Nachspeise werden dann bestellt, wenn der Gastgeber dazu auffordert. Und: Am besten Speisen bestellen, die sich unfallfrei essen lassen.
6. Der Small Talk
Wetter, Reisen, Sport oder Hobbys – diese Themen sind die Klassiker des Small Talks. Grundsätzlich gilt: Beim Geschäftsessen steht das Kennenlernen im Vordergrund, das Geschäftliche wird erst gegen Ende besprochen. Also ist von allen Anwesenden Geduld gefragt. „Konkrete Verhandlungen sind aber tabu. Ausnahme: Geschäftspartner laden ausdrücklich zu einem Arbeitsessen ein“, so Oppel.
7. Die Tischmanieren
Sie sind das A und O. So wird bei mehreren Gängen das Besteck von außen nach innen benutzt. Für die Reihenfolge der Gläser gilt: Was als Erstes getrunken wird, steht am nächsten. „Vermeiden Sie Gestikulieren mit dem Besteck, das Reden mit vollem Mund sowie das Greifen über den Teller eines anderen“, zählt Droste grobe Fauxpas auf und ergänzt: „Hastiges Schlingen, zu große Bissen und Essgeräusche sind ebenso tabu.“ Oppel ergänzt, dass nur die Hände auf den Tisch gelegt werden, weder die Ellenbogen noch das benutzte Besteck gehören dorthin – das gilt ebenso für Brille, Portemonnaie, Autoschlüssel und Mobiltelefon.
8. Das Buffet
„Bei einem Stehempfang mit Buffet gelten die gleichen Regeln wie beim Restaurantbesuch“, sagt Hesse und rät: „Laufen Sie lieber mehrmals, statt den Teller zu überladen – bei jedem Gang wird ein neuer Teller geholt.“ Das Warten in der Schlange biete die perfekte Gelegenheit für Small Talk. Generell gilt: Der Gastgeber eröffnet das Buffet, die Ehrengäste greifen zu, es folgen die anderen Gäste. Diese springen nicht gleichzeitig auf, sondern gehen möglichst tischweise, so lässt sich die berühmte Schlacht am Buffet vermeiden. Die Gastgeber bedienen sich übrigens zuletzt.
9. Der Alkohol
„Er sollte, wenn überhaupt, nur maßvoll getrunken werden“, sagt Hesse. Zum Lunch sei Alkohol eher unüblich, beim Abendessen kann es schon mal ein Bier oder ein Wein sein. Und: Wer auf Alkohol verzichtet, muss dies grundsätzlich nie begründen.
10. Das Bezahlen
Idealerweise sollte zu Beginn des Essens geklärt sein, wer zahlt. Der Gastgeber bezahlt möglichst diskret, etwa per Kreditkarte am Tisch. Oder er geht an die Bar, kontrolliert und begleicht dort die Rechnung. Möglich ist es auch, sich die Rechnung ins Unternehmen schicken zu lassen.
… und wenn doch etwas schiefgeht? Was tun, wenn in Loriotscher Manier die Nudel an der Nase hängen bleibt oder das Glas Wein umkippt? „Versuchen Sie, eine entspannte Stimmung zu verbreiten. Denn noch wichtiger als das Einhalten von Knigge-Regeln ist, dass sich die Tischgesellschaft wohlfühlt – und dass auch zukünftig gerne miteinander gearbeitet wird“, sagt Hesse.
DREI KLASSISCHE STOLPERSTEINE
Das Brot. So verständlich es auch ist, dass man nach einen langen Bürotag hungrig ist – fallen Sie nicht über das Brot her. Vielmehr wird es in kleine Brocken gebrochen und kann dann mit etwas Butter bestrichen werden. Der Brotteller steht auf der linken Seite und sollte nicht in die Mitte verschoben werden.
Die Bouillon. „Nicht pusten, nicht schlürfen, nicht mit dem Brot tunken“, fasst Droste die Suppentabus zusammen. Cremesuppen sowie Suppen mit Einlagen werden gelöffelt. Klare Brühen dürfen hingegen auch getrunken werden – aber nur, wenn die Suppe in einer kleinen Tasse oder in einem Glas serviert wird.
Die Serviette. Auch wenn es praktisch wäre: „Die Serviette gehört nicht in den Kragen oder den Ausschnitt, sondern auf den Schoß“, sagt Oppel. Sein Tipp: „Nutzen Sie die Serviette immer dann, bevor Sie etwas trinken möchten. So bleibt das Glas ansehnlich. Verlassen Sie den Tisch, legen Sie die Serviette locker links neben Ihren Teller – nicht auf den Stuhl. Wenn Sie fertig gegessen haben, gehört die Serviette links neben den Teller.“