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Männer dominieren die Finanzindustrie, Frauen haben noch immer eine Nebenrolle inne. Dabei liefern sie bessere Investmentergebnisse, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Geldanlage ist Männersache. Frauen managen nur 10,8 Prozent der Investmentfonds. Viele sind abgeschreckt von einem Arbeitsumfeld, das häufig nicht mit einem Familienleben zu vereinbaren ist. Dabei liefern Frauen unter guten Rahmenbedingungen bessere Ergebnisse als Männer. Das zeigt eine aktuelle Studie eines Forscherteams unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Kempf vom Centre for Financial Research an der Universität Köln.
So haben Fondsmanagerinnen seit dem MeToo-Skandal in den USA zwischen Oktober 2017 bis zum Herbst 2019 eine Mehrrendite von drei Prozent gegenüber den Portfolios von Männern erzielt. Die Wissenschaftler haben dabei knapp 2.000 Aktienfonds in den USA untersucht.
„Das Ergebnis ist kein Zufall. Auch in der Fondsindustrie hat der Skandal rund um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein zu einem Umdenken geführt“, sagt Kempf.
Zahlreiche Unternehmen in den USA hätten im Zuge der Debatte die Arbeitsbedingungen verbessert und sich etwa von Mitarbeitern wegen Vorwürfen von sexueller Belästigung getrennt, erklärt Kempf. Sein Team analysierte 176 solcher Fälle in der US-Fondsindustrie zwischen 1992 und 2019.
„Die verbesserten Arbeitsbedingungen haben bei vielen Frauen Kräfte und Fähigkeiten freigesetzt“, betont Kempf. In einem guten Arbeitsumfeld könnten sie ihre Stärken voll entfalten: „Fondsmanagerinnen zeichnen sich durch ein gutes Risikomanagement aus. Zudem neigen sie weniger stark zur Selbstüberschätzung.“
Prof. Dr. Alexander Kempf, Centre for Financial Research an der Universität Köln
Frauen nur selten im Vorstand
Nicht nur in der Fondsbranche, auch in der Finanzindustrie generell wird das Potenzial von Frauen nicht voll genutzt. Bei Finanzdienstleistern in Deutschland finden sich nur selten Frauen in Führungsjobs.
Zwar ist die Anzahl von Frauen in den Vorständen deutscher Finanzdienstleister von zehn Prozent im Jahr 2016 auf aktuell 15 Prozent gestiegen, doch damit liegt Deutschland nur auf dem 24. Platz unter 37 untersuchten Ländern, wie eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman zeigt.
Häufig fehlt es an Verständnis und einer passenden Ansprache von Frauen als Zielgruppe: „Frauen stellen die größte unterversorgte Kundengruppe der Finanzdienstleistungsbranche dar“, sagt Astrid Jäkel, Partnerin bei Oliver Wyman und Co-Autorin der Studie.
Die Konsequenzen sind immens: „Die Unternehmen lassen sich erhebliche Umsatzchancen entgehen, weil sie ihren Kundinnen nicht richtig zuhören und deren Lebenssituation und Anforderungen an Finanzprodukte nicht wirklich verstehen.“