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Creditreform

Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.

Das Jahr 2018 können wir nun als Baisse-Jahr abhaken. Die Kurse sind „unten“. Es geht ab jetzt darum, den Wiedereinstieg nicht zu verpassen. Denn die Lage ähnelt sehr stark der Baisse von Mai 2015 bis Februar 2016. Damals sank der Dax um rund 28 Prozent, kletterte danach aber auf neue Rekordhochs. Auch damals hat unser Gesamtsystem keinen Ausstieg signalisiert, sondern blieb am Aktienmarkt engagiert und behielt schließlich Recht. Damals wie heute war eine Korrektur einfach deshalb fällig, weil die Kurse zu schnell gestiegen waren.

Gut, die Konjunkturprognosen haben sich abgeschwächt. Das ist aber an der Börse bekannt. Trotzdem besteht derzeit keine Rezessionsgefahr. Außerdem bleiben die Zentralbanken immer noch bei ihrer Liquiditätspolitik; auch die US-Zentralbank signalisiert, die Zinszügel derzeit nicht mehr weiter anziehen zu wollen. Schwach ist nur der Aktienmarkt. Deshalb hat unsere Index-Trend-Methode jetzt auch umgeschaltet. Aber die übrigens Indikatoren sind eindeutig positiv. Schauen wir uns den augenblicklichen Trend an. Wir analysieren:

a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.
Zinsstruktur: Der geglättete Zinsabstand zwischen langen und kurzen Zinsen liegt bei 0,25 Prozent. Das bedeutet weiterhin eine leichte Konjunkturabschwächung. Doch von einem Rezessionssignal (negativer Zinsabstand) sind wir noch weit entfernt.
Trendsignal: Die Indizes sind allesamt abgestürzt, haben aber in der Mehrzahl immerhin keine neuen Jahrestiefs gemeldet. Der Dow-Utility-Index, der amerikanische Versorgeraktien repräsentiert, hält sich nach einem vorübergehenden Rückgang wieder sehr stabil. Nachdem die US-Anleihezinsen nicht steigen, sondern sogar wieder unter die Drei-Prozent-Marke gefallen sind, bleiben gut rentierliche Aktien gegenüber Anleihen deutlich im Vorteil.
Anleihezinsen: Die Anleihezinsen haben wieder deutlich nach unten gedreht. Zehnjährige deutsche Anleihen rentieren nur noch mit 0,3 Prozent, zehnjährige US-Anleihen mit 2,9 Prozent. Dazu hat freilich die rückläufige Konjunktur beigetragen. Mittelfristig sind sinkende Anleihezinsen aber ein positives Signal für den Aktienmarkt. Denn sie senken Investitionskosten und schwächen die Konkurrenz der Anleihen.
Ölpreis: Der Brent-Ölpreis (62,6 US-Dollar) ist kräftig gefallen. Freilich ist auch das einer schwächeren Nachfrage geschuldet und Ausdruck dafür, dass momentan die Weltkonjunktur nicht gut läuft. Aber auch hier gilt, dass dieser günstige Ölpreis wegen seiner kostensenkenden Wirkung die Konjunktur wieder ankurbeln kann.
CRB-Index: Die Rohstoffpreise liegen deutlich unter ihrem Stand von vor einem Jahr und signalisieren damit null Inflation! Es hatte sich angedeutet, dass dieses Signal vor einer Trendwende steht. Sie ist inzwischen auch eingetreten.
US-Dollar: Der US-Dollar (zuletzt 0,883 Euro) bleibt im Aufwärtstrend. Bei steigendem Dollar sinken für das Importland USA die Einkaufspreise, während für Exportstaaten wie Deutschland die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen erleichtert wird. Daher ist ein steigender US-Dollar in der Regel ein Pluspunkt für den Aktienmarkt. Zu beachten ist nur, dass er ebenfalls Ausdruck einer Eurokrise sein kann: Stichworte Brexit und italienischer Haushalt. Noch kann man in Europa aber nicht von einer Konjunktur- oder Finanzkrise sprechen.
Saisonfaktor: Normalerweise sind die Wintermonate bis Ende April eher freundlich für den Aktienmarkt eingestellt. Ausnahmejahre hat es in der Vergangenheit aber auch gegeben, wie 2008/09 und 2015/16.
Fazit: Ob es im Januar zu einem Kursaufschwung kommt, ist noch nicht sicher, aber die Chancen stehen gut. Voraussetzung ist, dass die Nervosität am Aktienmarkt nicht weiter zunimmt, der Handelsstreit mit den USA nicht eskaliert und die Probleme Großbritanniens und Italiens sich in Grenzen halten. Sollte der Dax neue Tiefkurse unter 11.000 melden, wäre es ratsam, mit dem Einstieg noch zu warten, bis wieder ein neuer Boden gefunden ist.