Der Mensch denkt, um anschließend zu handeln. Denken hat keinen Selbstzweck, außer Sie wollen Philosoph werden (Schopenhauer oder Nietzsche waren jedoch wahrlich keine glücklichen Menschen). Handeln ist das Grundbetriebssystem des Gehirns. Nur dadurch erleben wir uns selbstwirksam.

Gesundheit ist Kopfsache, weiß Prof. Dr. Volker Busch. Der 49-Jährige ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Professor an der Universität Regensburg. Als Arzt, Autor, Vortragsredner und Coach begleitet er Menschen auf dem Weg zu psychischer Gesundheit sowie zu Motivation und Inspiration für Beruf und Alltag. drvolkerbusch.de © Dr. Volker Busch
So haben wir auch Gehen gelernt: Ein Handeln in Reinform, ein motorisches Ausprobieren zwischen Wackeln und Hinfallen. Iterativ irrten wir nach vorne und wurden kompetenter, Schritt für Schritt. Das Denken war hieran nicht beteiligt.
Raus aus der Opferrolle
Je älter wir werden, desto mehr verlieren wir diese Herangehensweise an das Leben, denn unser Denkapparat wird größer und funkt ständig dazwischen. Das kann das Handeln einerseits besonnener machen, andererseits aber auch zögerlicher und hasenfüßiger.
Wir überschreiten die Grenze des „Zerdenkens“ im Alltag oft ganz unbewusst. Dann fühlen wir uns ohnmächtig und manövrieren uns immer stärker in die Opferrolle. Auch die Corona-Politik Deutschlands versucht derzeit den schwierigen Spagat zwischen einem rationalen, wissenschaftlich evidenten Vorgehen und einem unbürokratischen und schnellen Handeln.
Perfektionismus lähmt
Eine fehlende Handlungsbereitschaft ist typisch für eine saturierte Gesellschaft, die Wohlstand und Sicherheit gewohnt ist. Gewachsene Anspruchshaltungen stehen dem beherzten Tun oft im Weg. Wir haben uns einen Perfektionismus angewöhnt, der uns jetzt lähmt. Wir haben uns eine Effizienz antrainiert, die uns jetzt Mut kostet.
Experimentierfeld Krise
Krisen lassen sich besser überstehen, wenn man die schwierigen Lebensumstände als Lernprozess und als Experimentierfeld begreift: Wer seinen Homeoffice-unerfahrenen Mitarbeitern die gleiche Produktivität abverlangt wie in Zeiten vor der Krise, wird diese überfordern.
Und wer im Homeschooling von seinen Kindern die gleiche Leistung erwartet wie im Jahr zuvor, tötet deren Restlust auf Schule. Das allerwichtigste in Krisen ist nicht „optimal“ zu sein, sondern von überzogenen Erwartungen zurückzutreten und „spielerischer“ mit der Situation umzugehen. Handeln ohne Perfektion, aber schrittweise nach vorne. So entstehen Mut und Zuversicht.
Aktiv bleiben
Es gibt im Leben nur ein Commitment, dem sich alles andere unterordnet: Es muss weitergehen! Aktiv zu bleiben, ist das Beste, was Sie in Zeiten eines solchen Neuanfangs tun können. Oder wie mir ein Seemann einmal sagte: „Am Morgen erst mal raus aufs Meer. Den Kurs nachkorrigieren kann man immer noch.“ Als Psychiater möchte ich hinzufügen: Wer früh mit seinem Schiff Richtung Horizont fährt, der sieht auch als Erster die Sonne aufgehen.
Sehr guter Bericht bzw. Erkenntnisse. Stehe ich voll dahinter. Diesen Bericht den Politikern und auch Virologen zur Verfügung stellen – viele leiden stark unter einer Profilierungsneurose.