Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.
Unser Gesamtsystem ist darauf angelegt, nicht auf jede größere Schwankung umgehend zu reagieren. Die Signale für die Zinsstruktur und für die Aktienindizes, die für den 2:1-Stand sorgen, könnten sich momentan nur bei sehr starken Änderungen drehen. Doch es gibt Fakten, die auf eine baldige Beendigung der Aktienhausse hinweisen. So häufen sich zum Beispiel die Neuemissionen und die Übernahmen – was in der Regel ein typisches Zeichen einer fortgeschrittenen Aktienhausse ist. Aber sehen wir uns zunächst mal die Indikatoren des Gesamtsystems an. Wir schauen bekanntlich auf
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf weiteren Indikatoren.
Zinsstruktur: Der Abstand zwischen den langen und kurzen Zinsen sinkt tendenziell, bleibt aber von der Nulllinie weit entfernt. Er wird daher auch in den kommenden zwei Monaten wohl noch kein Warnsignal liefern können. Aber der zurückgehende Abstand zeigt, dass die Weltkonjunktur nicht so stark ist, wie der gestiegene deutsche Geschäftsklimaindex und der im Juni wieder auf 57,8 gestiegene Einkaufsmanagerindex in den USA glauben machen.
Trendsignal: Zwar musste der Dax zuletzt deutliche Einbußen hinnehmen. Die Marke 13.000 ist mittlerweile wieder weit entfernt. Und auch der Technologie-Index Nasdaq Composite fiel durch kräftige Rückschläge auf. Doch dieser müsste derzeit unter 5.600 Punkte fallen, um ein Alarmzeichen auszulösen. Dazu ist der Abstand mit gut acht Prozent noch zu groß.
Anleihezinsen: Nachdem es eine Weile schien, als ob die Anleihezinsen wieder den Tiefständen von 2016 zustreben, sind sie zuletzt wieder gestiegen. Der Grund: Es wird damit gerechnet, dass die Zentralbanken allmählich ihre Nullzinspolitik aufgeben. Steigende Zinsen sind aber für den Aktienmarkt sehr gefährlich, sobald die Konjunkturerwartungen nicht mehr so hoch sind wie im Moment.
Ölpreis: Er hat sich von seinem Juni-Tief bei 45 US-Dollar wieder erholt. Es gilt als Warnsignal, wenn er über 49 US-Dollar notiert. Höhere Ölpreise bedeuten höhere Kosten. Daher wird ein steigender Ölpreis in unserem System negativ gewertet.
CRB-Index: Monatelang ist der CRB-Index gefallen, bis er unter seinem Vorjahresstand lag. Seit einigen Wochen ist dieser Abwärtstrend zwar beendet. Aber sein Stand bleibt relativ niedrig. Und niedrige Rohstoffpreise bedeuten geringere Kosten für Unternehmen
US-Dollar: Die US-Währung bleibt gegenüber dem Euro schwach. Mittlerweile sprang der Euro sogar über die Marke von 1,14 US-Dollar. Die europäischen Exportwerte haben darauf bereits negativ reagiert. Daher auch der schwache Dax.
Saisonfaktor: Der Indikator ist seit dem 28. April 2017 negativ – dem Beginn der oft schwierigen Sommersaison.
Fazit: Das Gesamtsystem bleibt mit 2:1 positiv. Die Kursentwicklung an den deutschen Börsen ist aber bereits seit einem Monat rückläufig. Das ist auch kein Wunder, denn die deutschen und US-amerikanischen Aktien sind im Durchschnitt sehr hoch bewertet, und die Aktienhausse läuft (mit der kleinen Unterbrechung zwischen Mai 2015 und Februar 2016) nun schon seit sechs Jahren. Noch sind die Anleihezinsen keine Konkurrenz für den Aktienmarkt. Aber das kann sich schnell ändern. Wer keine Lust hat, ständig den Aktienmarkt zu beobachten, sollte so vorsichtig sein, diese Wertpapiere zumindest mit Stopps abzusichern – oder besser noch einen Großteil zu verkaufen.