Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.
Die Pendelbewegung des Dax zwischen 12.800 und 13.200 hat auch über die Jahreswende hinweg angehalten. Nach einem leichten Rückgang ging es wieder aufwärts, als der viel beachtete US-Einkaufsmanager-Index, der zwei Monate lang gefallen war, im Dezember wieder ein Plus melden konnte. Freilich mag das auch daran liegen, dass man sich von dem Steuersenkungsprogramm von US-Präsident Donald Trump viel verspricht. Wahrscheinlich werden die Unternehmen deshalb nicht zusätzlich investieren. Es ist aber anzunehmen, dass freie Gelder dann den Weg in die Börse finden. Daher der momentane Optimismus. Doch unsere Indikatoren geben mittlerweile auch erste Warnsignale. Wir analysieren:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.
Wie dürfte es also weitergehen an den Märkten?
Zinsstruktur: Der Zinsabstand zwischen langen und kurzen Zinsen ist wieder leicht auf 0,45 Punkte gesunken. Doch solange die langen Zinsen noch höher bleiben als die kurzen, droht jedenfalls keine Weltrezession.
Trendsignal: Die Aktienindizes sind im Aufwärtstrend. Sie müssten weit abstürzen, um eine Baisse zu signalisieren.
Anleihezinsen: Die Anleihezinsen sind leicht gestiegen. Zwar befinden sie sich im historischen Vergleich noch auf sehr tiefem Niveau. Aber es scheint nun doch, dass sie die Tiefstände des Vorjahres nicht mehr unterbieten werden, sondern langsam nach oben gehen.
Ölpreis: Der Ölpreis (Brent) bleibt im Aufwärtstrend. Da dies für Unternehmen und Verbraucher höhere Kosten bedeutet, ist dies negativ zu werten. Aber auch hier gilt, dass ein Ölpreisstand von nur 60 bis 70 Dollar noch keine Gefahr für die Konjunktur bedeutet.
CRB-Index: Beim CRB-Index, der die Rohstoffpreisentwicklung anzeigt, beobachten wir längerfristige Trends. Auch er ist leicht im Steigen, was ein Vorbote künftiger stärkerer Inflation sein könnte. In einem solchen Fall würde die US-Zentralbank die kurzfristigen Zinsen noch weiter als bisher nach oben ziehen.
US-Dollar: Seltsamerweise hat der US-Dollar nicht vom gestiegenen Zinsabstand zum Euro profitieren können und mittlerweile ein 15-Wochen-Tief gemeldet. Das ist ein weiteres Warnsignal für den Aktienmarkt, der meistens einen steigenden Dollar bevorzugt.
Saisonfaktor: In den Wintermonaten hat es nur in Ausnahmejahren eine Aktienbaisse gegeben; zuletzt 2007/8 und 2008/9. Ab Ende April wird dieser Indikator aber ebenfalls negativ werden.
Fazit: Das Gesamtsystem steht nur noch 2:1. Da die Hauptsignale aber positiv bleiben, gibt es noch keinen Grund, den Aktienmarkt zu verlassen. Doch es bleibt dabei: Auf 100 Prozent Aktien im Depot sollte man weiterhin nicht gehen. Denn das jetzige Kursniveau ist einfach schon sehr hoch und manche Großanleger sind auf dem Sprung, bei ersten Schwächezeichen der Börse die Gewinne mitzunehmen. Da die meist freundliche Wintersaison Ende April endet, ist bis dahin noch mit steigenden Kursen zu rechnen. Danach aber gilt erhöhte Vorsicht!