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Creditreform

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Die Digitalisierung setzt sich in der Medizin durch und steigert die Effizienz im Gesundheitswesen. Auch für Anleger ergeben sich neue Möglichkeiten.

 

Die Pandemie ist ein Türöffner für die Digitalisierung – auch im Gesundheitswesen. Bestes Beispiel ist die ärztliche Beratung per Video. Hielten Ärzte in Deutschland im gesamten Jahr 2019 bundesweit nur knapp 3.000 Videosprechstunden ab, waren es im ersten Halbjahr 2020 mehr als 1,4 Millionen. Für beide Seiten ein Vorteil: Patient und Praxis sparen Zeit.

Mehr Effizienz ist dringend nötig. Denn das Gesundheitswesen kommt in vielen Ländern an die Grenzen der Finanzierbarkeit. Dafür sorgen auch der wachsende Anteil älterer Menschen und damit verbunden höhere Behandlungskosten.

Nach Prognosen der Beratungsgesellschaft Roland Berger wächst der digitale Gesundheitsmarkt allein in Europa bis 2025 um 50 Prozent auf 231 Milliarden Euro. Die Experten gehen davon aus, dass die Pandemie den Digitalisierungsprozess der Branche insgesamt um rund zwei Jahre beschleunigt. „Tatsächlich sehen wir keine Alternative zu einem optimalen Technologieeinsatz, um die stark steigende Nachfrage nach Dienstleistungen im Gesundheitsbereich bezahlbar zu behalten“, sagt auch Fondsmanager Thomas Amrein von der Credit Suisse.

 

Digital Health: Der US-Markt ist führend

Anleger können mit Aktien und Aktienfonds auf die Digitalisierung der Medizin setzen. Sie werden dabei vor allen Dingen in den USA fündig. Dort ist die Bereitschaft größer als in Deutschland, innovative und wachstumsstarke Unternehmen zu finanzieren.

Kein Wunder also, dass der Marktführer in Sachen Telemedizin in den USA ansässig ist. Teladoc ist eine digitale Plattform, die den Austausch von Medizinern mit Patienten und untereinander ermöglicht. Die Anzahl der Nutzer ist 2021 um 20 Prozent auf 52 Millionen gestiegen.

Digitale Technologien sind besonders bei chronischen Krankheiten sinnvoll. Zum Beispiel bei Diabetes; Marktführer auf diesem Gebiet ist Dexcom. Das US-Unternehmen hat einen Hautsensor entwickelt, der permanent Blutzuckerwerte misst und an das Smartphone schickt.

Entsprechend kann ein Diabetiker seine Insulindosis anpassen. „Nirgendwo sonst können digitale Ansätze ihre Vorteile besser ausspielen. Patienten können rund um die Uhr betreut werden, egal wo sie sind“, sagt Portfoliomanager Stefan Blum von Bellevue Asset Management.

Wer Einzelwerte scheut, kann in aktiv gemanagte und breit streuende Aktienfonds wie den Apo Digital Health Aktienfonds R setzen. Er kam 2017 auf den Markt und war der erste Fonds in diesem Bereich. „Wir stellen die Fusion von Gesundheit und Digitalisierung in den Vordergrund“, sagt Fondsmanager Hendrik Lofruthe.

Er hält 54 Unternehmen im Portfolio. Zu den größten Positionen zählt die Compugroup, die sich auf die Software im Gesundheitswesen spezialisiert hat. Aber auch Teladoc darf nicht fehlen. Die Drei-Jahres-Rendite betrug Ende August 16,7 Prozent per annum bei einer jährlichen Managementgebühr von 1,59 Prozent.

 

Interessante Digtial Health Börsengänge

Der Aktienfonds Bellevue BB Adamant Digital Health kauft bevorzugt schnell wachsende Unternehmen mit Schwerpunkt USA. Fondsmanager Stefan Blum sieht großes Potenzial: „Das gesamte Gesundheitswesen ist weder industrialisiert noch digitalisiert. Die USA stehen klar im Fokus. Allein in den letzten fünf Jahren wurden 53 Milliarden US-Dollar in Digital-Health-Unternehmen investiert“, sagt Blum.

Zu den größten Positionen zählt Dexcom. Blum rechnet mit weiteren interessanten Börsengängen in naher Zukunft. Die Drei-Jahres-Rendite liegt bei 18,0 Prozent per annum und einer jährlichen Managementgebühr von 1,65 Prozent.

Auf Sicht von drei Jahren liefert der Credit Suisse Digital Health Equity Fund mit 23,4 Prozent per annum bei einer Managementgebühr von 1,85 Prozent die beste Rendite unter den Aktienfonds mit Schwerpunkt digitale Medizin.

Er investiert in 75 Unternehmen. Sie müssen mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit der Digitalisierung erzielen. Der Fonds investiert unabhängig und muss keine Benchmark beachten. „Besonders die Effizienz hat einen Schub erhalten“, sagt Co-Fondsmanager Thomas Amrein über die Entwicklung während der Corona-Pandemie.

Aber auch passiv investierende Aktienfonds stehen zur Auswahl. So wie der L&G Healthcare Breakthrough UCITS ETF. Der Fonds investiert in die neun Subsektoren Genomik, medizinische Instrumente, Automatisierung, Robotik, Datenanalytik, regenerative Medizin, Diagnostik, Präzisions- und Telemedizin – und hält aktuell 84 Unternehmen.

Mit einer jährlichen Managementgebühr von 0,49 Prozent ist er deutlich günstiger als die aktiv gemanagten Produkte. Der Fonds, der noch keine drei Jahre am Markt ist, erzielt mit einer Rendite von 37,8 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten die beste Ein-Jahres-Performance unter den Aktienfonds mit Schwerpunkt digitale Medizin.