Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.
Die Weltbörsen folgen immer noch ihrem Aufwärtstrend, der seit Herbst 2016 ungebrochen ist. Dennoch gibt es Grund zur Sorge. Vor allem US-Aktien sind im historischen Vergleich mittlerweile weit überbewertet. Der Dow Jones wird derzeit mit dem dreifachen Jahresumsatz der Unternehmen bewertet, die im Index enthalten sind. Langfristig gilt aber die Regel: Börsenwert gleich Jahresumsatz! Außerdem häufen sich Börsengänge und Übernahmen, was ebenfalls auf zu hohe Durchschnittskurse schließen lässt. So etwas hat in der Vergangenheit stets zu starken Korrekturen geführt. Zudem rückt die US-Zentralbank deutlich von ihrer bisherigen Niedrigzinspolitik ab. Auch drohen politische Gefahren wie die Wahl Marine Le Pens in Frankreich, was zu einem Ende des Euro und zu einer tiefen Rezession in Europa führen könnte. Von daher ist es verwunderlich, dass die Kurse immer noch steigen. Doch bewährte Indikatoren helfen uns bei der Einschätzung. Wir betrachten folgende Signale:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.
Wie also dürfte es nun weitergehen an den Märkten?
Zinsstruktur:
Unser Konjunkturindikator, der den Abstand der langfristigen Zinsen von den kurzfristigen Zinsen in den USA und in Deutschland misst, gibt im Einklang mit anderen Konjunkturindikatoren weiter positive Signale. Denn der geglättete Abstand ist nun bei 0,36 angelangt; vor einem Monat betrug der Abstand noch 0,32. Das bedeutet: Eine Rezession droht weder in den USA noch in Europa.
Trendsignal:
Der Trend der Aktienindizes zeigt weiter nach oben. Für die US-Indizes gilt das schon seit Jahresbeginn; sie melden Rekordstände. Auch der Dax hat wieder Kurse über 12.000 Punkte erreicht, wie im April 2015 bei seinem absoluten Höchststand.
Anleihezinsen:
Die Anleihezinsen steigen. Früher, als man noch Inflation bekämpfen musste, galt das als ein sehr wichtiges Warnsignal. Steigende Anleihezinsen zeigen aber auch, dass die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Auch läuft der Zinsanstieg bisher sehr verhalten. Die deutsche Umlaufrendite pendelt immer noch um die null Prozent.
Ölpreis:
Der Ölpreis pendelt in sehr engem Rahmen um die 55 US-Dollar. Anfang März meldete er sogar ein knappes Fünf-Wochen-Tief und gab damit Entwarnung gegenüber Befürchtungen über einen zu starken Anstieg. Das kann sich jedoch bald wieder ändern. Aber immerhin verhilft dies momentan zu einer 3:2-Mehrheit bei den „übrigen Indikatoren“.
CRB-Index:
Die Rohstoffpreise insgesamt (CRB Anfang März bei 188) sind im vergangenen Monat etwas zurückgegangen. Da wir aber hier einen Vorjahresvergleich machen, bleibt immer noch ein deutlicher Anstieg. Weil der CRB-Index rechtzeitig vor Inflationsgefahren warnen soll, gilt das als negatives Signal.
US-Dollar:
Die erwarteten Zinserhöhungen in den USA halten den US-Dollar gegenüber dem Euro im Aufwärtstrend. Ein steigender Dollar war aber in der Vergangenheit meist ein Haussefaktor für den Aktienmarkt.
Saisonfaktor:
Dieser Indikator wird allerdings ab dem 28. April negativ werden. Denn dann beginnt die oft schwierige Sommersaison.
Fazit:
Unser Gesamtsystem bleibt mit 3:0 positiv und das wird wohl noch bis Ende April so bleiben. Es sei denn, die Präsidentschaftswahlen in Frankreich mit entsprechenden Meinungsumfragen führen dann schon zu einem heftigen Absturz bei den Aktienindizes. Es wird sich hier entscheiden, ob Europa zusammenhält oder weiter auseinanderfällt.
Sell in May and go away.