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Wer krank ist, geht zum Arzt. Viel zu selten aber liegt das Hauptaugenmerk der Medizin darauf, etwas für die Gesundheit zu tun. Ein Fehler.

 

Zwischen Prävention und Vorsorge besteht ein großer Unterschied: Prävention ist aktiv, Vorsorge ist passiv. Prävention ist die gesunde Lebensweise, die hilft, Ihre Gesundheit höchstwahrscheinlich zu erhalten. Vorsorge beschreibt Untersuchungen, die ein Arzt macht, um bereits entstandene Krankheiten möglichst früh zu erkennen.

Ich selbst kann den Wert der Prävention nicht genug betonen. Aber leider werden in der Medizin technische Leistungen sehr hoch, menschliche Leistungen dagegen praktisch gar nicht vergütet. Darum gibt es in Deutschland zum Beispiel viele teure Röntgengeräte, die sich durch etliche Untersuchungen rasch amortisieren. Allein in Berlin stehen mehr Röntgengeräte als in ganz Italien. Der Strahlenmediziner Professor Edmund Lengfelder hält jede zweite in Deutschland gemachte Röntgenaufnahme für überflüssig und schätzt die dadurch bedingten Todesfälle auf bis zu 30.000 pro Jahr.

Am häufigsten sind Frauen betroffen, weil ihnen zu mehr Früherkennungsuntersuchungen geraten wird als Männern. Wenn 2.000 Frauen zehn Jahre lang regelmäßig zur Mammographie gehen, kann nur eine Einzige davon durch Früherkennung gerettet werden. Das wäre die richtige Lesart der Statistik.

Im Gegenzug werden viele Überdiagnosen erhoben, sprich falsch positive Diagnosen gestellt. Zum einen werden Krebsarten diagnostiziert, die wahrscheinlich unerkannt nie zu einem Problem geworden wären. Zum anderen muss der Arzt sich nach einem unklaren Befund absichern und rät deshalb zur Biopsie oder Operation.

Dennoch wird in Deutschland allen Frauen im entsprechenden Alter unisono zur Mammographie geraten. Ähnliches gilt für die Früherkennung des Prostata-Karzinoms. Viele Männer wären irgendwann mit dem Prostatakrebs, aber nicht an dem Prostatakrebs gestorben.

 

Prävention: Vermeiden statt erkennen

Darum sollten wir unser Augenmerk auf die wirkliche Prävention legen. Denn sie hilft, Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall und in Teilen auch Krebs zu vermeiden. Um diese proaktive Gesundheitsgestaltung kümmere ich mich jeden Tag in meiner Praxis – und zwar ganz ohne Geräte. Bei vielen Patienten renne ich damit offene Türen ein. Manche brauchen einen Anschubser. Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite beginnt exakt dann, wenn man realisiert, dass man nur eines hat. Ich möchte Sie lieber vor dieser manchmal schmerzlichen Erkenntnis zum Handeln motivieren.