Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Ruhe und Gleichmut, nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit: Das ist laut Expertin Rita Pohle das richtige Rezept. „Gelassenheit ist eine innere Haltung, die einen authentischen Menschen ausmacht. Gelassenheit ist keine Fähigkeit, die man von anderen erwarten kann oder die von oben verordnet werden kann.“ (mil)

Beachten Sie die folgenden fünf Schritte, um der Gelassenheit näherzukommen:

Schritt 1: Im Hier und Jetzt leben

Während wir am PC sitzen und eine E-Mail schreiben, denken wir schon wieder daran, was danach zu tun ist. Während wir die Post lesen, telefonieren wir. Diese Fähigkeit wird als „Multitasking“ hoch geschätzt, während sie eigentlich nur eines bringt: Man tut nichts richtig und vergisst die Hälfte. In allen Fällen sind wir nicht im Hier und Heute, sondern bereits in der Zukunft.

Konzentriertes Arbeiten setzt voraus, dass die Gedanken dort sind, wo sich auch der Körper befindet, dass man sich auf eine Sache konzentriert.

Doch unser scheinbar vorausplanendes Handeln und strategisches Denken bringt uns weg von der momentanen Realität. Seien Sie sich bewusst, dass Sie sich in dieser Sekunde befinden, in denen Ihnen nichts passieren kann, in der es keinen Grund zur Angst und Sorge gibt. Im jetzigen Moment geht es Ihnen gut.

Schritt 2: Prioritäten setzen

Anstatt in blindem Aktionismus zu verfallen und auf die von außen kommenden Aufgaben zu reagieren, heißt es: in Ruhe zu agieren, nachdem man Prioritäten gesetzt hat. Was ist wirklich wichtig? Und in welcher Reihenfolge? Diese Fragen erfordern Entscheidungen. Um sich nicht zu verzetteln, sollte man sich zunächst Zeit für Überlegungen nehmen und Prioritäten festsetzen. Die Frage „Was ist wirklich wichtig und was kann warten?“ können Sie nur selbst beantworten. Also nehmen Sie sich mehr Zeit für Überlegungen und gehen Sie dann in Ruhe eines nach dem anderen an. So haben Sie auch das gute Gefühl, sich nicht fremdbestimmen zu lassen, sondern selbstbestimmt zu agieren.

Schritt 3: Instinkt

Wir vergessen oft, dass wir mit einem „Instinkt“ ausgestattet sind, der es uns erlaubt, winzige „Unstimmigkeiten“ bei unseren Mitmenschen wahrzunehmen. Wir bezeichnen das auch als Bauchgefühl oder Intuition. Dabei geht es um nichts anderes, als Mimik, Gestik und Körpersprache in exaktem Maße lesen und interpretieren zu können. Bewusst können wir oft gar nicht formulieren, was genau uns an einer bestimmten Person stört. Oft sind es nur winzige Gesten, die bei uns als Bauchgefühl ankommen und signalisieren: „Mit dem oder der stimmt was nicht.“

Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Ihr Instinkt greift in allen Lebensbereichen, privat ebenso wie geschäftlich. Dem eigenen Instinkt zu vertrauen, kann einem manchen Ärger und finanziellen Verlust ersparten. Das Motto sollte sein: „Ein gutes Gefühl muss an erster Stelle stehen.“

Schritt 4: Kleine Auszeiten

Gelassenheit erfordert ein bestimmtes Maß an Zeit, auch an zeitlicher „Leere“. Planen Sie täglich kleine „italienischen Momente“ zwischendurch. Halten Sie doch unterwegs mal an und genießen Sie den Blick auf die Landschaft, gehen Sie ein paar Schritte und entspannen Sie sich dabei. Kommen Sie lieber mal zu früh zu einem Termin und nehmen Sie sich noch Zeit für einen Espresso.

Finden Sie heraus, was Ihnen gut tut. Das könnte in der Mittagspause ein „Powernap“, ein kleines Mittagsschläfchen von zehn Minuten sein, danach sind Sie wieder regenieriert. Anstatt die Erholung auf den großen Jahresurlaub zu vertagen, sollte man dafür sorgen, täglich kleine Pausen zu pflegen. Betrachten Sie auch unerwünschte Wartezeiten als „geschenkte Zeit“, die Ihrer Regeneration dienen kann.

Schritt 5: „Wu Wei“

Übersetzt aus dem Chinesischen, bedeutet „Wu Wei“ so viel wie „Handeln durch Nichthandeln“. Es beschreibt jedoch nicht den Zustand des absoluten Nichtstuns, sondern dass die Handlung mit dem „Wesen des Dao“ geschieht, leicht und mühelos, mit innerer Stille, ohne Übereifer und blinden Aktionismus. Die Handlung wird bestimmt durch die eigene Intuition, das bedeutet: Man handelt nicht gegen sein inneres Selbst, man handelt mit geringem Kraftaufwand im Fluss der Energien. Was nicht mit Leichtigkeit entstehen kann, sollte hinterfragt werden.

Bevor man dem Handlungsdruck von außen nachgibt, sollte man in sich gehen und sich fragen, ob dieser Druck und Aktionismus wirklich Sinn ergeben und einem selbst entsprechen. Hier greift die chinesische Weisheit: „Wenn du es eilig hast, gehe langsam.“

Gerade wenn von außen ein scheinbares Problem an einen herangetragen wird, sollte man ihm mit Ruhe und Aufmerksamkeit begegnen ‐ und nicht mit Angst, denn Probleme beißen nicht. Sie ruhig zu betrachten, kann sie oft schon lösen, weil sich bei näherem Betrachten oft herausstellt, dass es sich um gar kein Problem handelt, sondern um eine Tatsache, die man nicht ändern kann.

Gelassenheit ist eine Art von Coolness, eine innere Einstellung, die in einer äußeren Haltung mündet. Gelassen zu sein, das ist Ihre eigene, individuelle Entscheidung.

Lesen Sie auch: Heikle Situationen mit Humor meistern