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In Corona-Zeiten stehen Führungskräfte vor der Herausforderung, Teambuilding neu zu denken. Dabei hilft ein Klassiker der Gaming-Szene: Minecraft. Und er kann noch so viel mehr.
Das waren noch Zeiten, als die Mannschaft um Patrick Weinhold und André Steins mit einem eigenen Glühweinstand in die Weihnachtszeit startete. Eine Tradition für die Social-Media-Redaktion der Tagesschau, die die kleine Holzhütte jährlich auf dem Gelände der ARD aufbaute.
Bis der zweite Lockdown kam und mit ihm der Überdruss an den Folgen der Pandemie. Virtuelle Konferenzen? Können wir jetzt – gibt zu viele davon. Homeoffice? Ja, sicher – wie lange noch? Digitale Workflows?
Sie konnten es nicht mehr hören. Was wirklich fehlte: Adventsfeier, Weihnachtsmarkt und Arm in Arm „Last Christmas“ schmettern. Keine leichte Aufgabe, in dieser Zeit eine Feier oder ein Teamevent zu planen. „Was wir wollten, war eine gemeinsame Auszeit“, sagt Social-Media-Redaktionsleiter Weinhold, „und keinen weiteren Zoom-Call.“
Seine, wenngleich ebenfalls digitale, Lösung: Minecraft, eines der beliebtesten Computerspiele weltweit. Entstanden im Jahr 2009, kann man sich das Spiel als millionenfach verkauftes, digitales Lego vorstellen, das auch Einsatz in der Pädagogik findet.
Minecraft verbessert die Soft Skills
Kein Wunder: „Minecraft stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und verbessert Soft Skills“, sagt Sebastian Dannheim. Er schult als Leiter für Training und Content der Haba Digitalwerkstatt auch Sechs- bis Zwölfjährige und hilft ihnen, gemeinsam Herausforderungen in Minecraft zu meistern.
„Auch bei Erwachsenen stärkt es Gleichberechtigung und Hilfsbereitschaft, verbessert Frustrationstoleranz und Problemlösungskompetenzen.“ Um das auch im Social-Media-Team der Tagesschau zu erreichen, stellte Dannheim die Aufgabe: Baut ein winterliches Dorf in Minecraft.
Doch bis es so weit war, gab es einiges vorzubereiten. „Wir mussten vor allem technische Fragen klären“, sagt Weinhold, „zum Beispiel, ob alle Mitarbeiter die App herunterladen können.“
Zusätzlich machte sich Weinhold selbst im Vorfeld mit dem Spiel vertraut, kramte seine alte Computermaus aus und bat die Redaktion, sich ihrerseits ein Minecraft-Tutorial anzusehen.
Die Umsetzung der Challenge plante er gemeinsam mit Haba als Workshop in Form von vier Breakout Sessions mit jeweils zehn Teilnehmern und einem Trainer. Dauer: zweieinhalb Stunden.
Teambuilding mit einer Challenge
Zu Beginn unternahm das Team gemeinsam die ersten Schritte – niemand verfügte über nennenswertes Vorwissen. „Minecraft war für die meisten von uns Neuland“, so Weinhold.
„Um herauszufinden, wie das Spiel funktioniert, haben wir erst mal eine Schneeballschlacht gemacht.“ Danach folgte die erste Herausforderung: gemeinsam eine Treppe im Gänsemarsch erklimmen.
„Plötzlich war der Challenge-Gedanke da. Wie kommen wir da hinauf?“ Und die Erkenntnis: Das Team muss zusammenhalten. „Jetzt ist der Kollege runtergefallen – wir warten!“
Das Team in der Pandemie zusammenzuschweißen, war nicht der einzige positive Effekt. Im Vergleich zu vorherigen Feiern sei das Spiel in Minecraft weniger zeitaufwendig gewesen und deutlich günstiger, so Weinhold. „Die Vorgespräche mit Trainern bei klassischen Workshops zuvor fielen wesentlich umfangreicher aus.“
Auch die Kosten seien in Nicht-Corona-Zeiten wesentlich höher – schon allein aufgrund der benötigten Tagungsräume, Übernachtungen und Verpflegung.
Weinhold ist rundherum zufrieden: „Meine Sorge, ob ich dem Team Minecraft und den Gaming-Context zumuten konnte, war unbegründet.“ Die Resonanz der Mitarbeiter war ziemlich eindeutig. Das Spiel war das Highlight des vergangenen Jahres.
Minecraft: Digitales Lego auch für Nicht-Gamer
Welche Möglichkeiten bietet Minecraft?
Minecraft besteht aus unendlich vielen Blöcken, mit denen man interagieren und die man zusammensetzen kann. Bauwerke lassen sich betreten, man kann mit anderen Spielern auf Distanz an einem Projekt arbeiten oder ein Abenteuer erleben.
Wie funktioniert das Spiel?
Im klassischen Spielmodus müssen die Spieler zunächst aus gefundenen Ressourcen Werkzeuge erstellen und weitere Ressourcen mit ihnen aufspüren. Sie finden Blöcke unterschiedlichster Beschaffenheit vor, manche physikalischen Regeln der realen Welt existieren, andere sind ausgesetzt. So kann beispielsweise ein schwebendes Bauwerk entstehen. Es gibt die Möglichkeit, Elektrizität zu erzeugen. Mechanismen und Kettenreaktionen ermöglichen den Bau von Computern, die einfache Rechenaufgaben lösen können. Zu den Blöcken kommen die sogenannten Entitäten – Tiere etwa und Monster, die das Spiel beeinflussen können.
Was können Erwachsene lernen?
Bei Minecraft handele es sich um eine aus quadratischen Klötzchen generierte, unendliche Welt, sagt Josef Heinrich, Youtuber und angehender Lehrer. „Im Dialog mit Freunden oder im Internet muss der Spieler selbst herausfinden, wie er mit diesem Material umgeht.“ Durch die Zusammenarbeit von Spielern könnten beispielsweise große Bauwerke entstehen. Das stärke die Team- und Problemlösungsfähigkeit.
Quelle und Youtube-Tipp: „Minecraft – pädagogisch wertvoll?“ von Josef Heinrich (TheJoCraft)