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Creditreform

Nach einem kurzen Blick auf und in die Frauenhandtasche weiß Rosanna Pierantognetti, wie deren Besitzerin tickt. Ihre Erkenntnisse teilt Deutschlands erste Handtaschentherapeutin mit den Lesern des Creditreform-Magazins – und gibt Tipps zum Umgang mit diesen Erkenntnissen, die sehr wohl auch Männer interessieren dürften.

Rosanna Pierantognetti ist überzeugt: „Schuhe sind wie ein One-Night- Stand. Handtaschen sind dagegen wie der Mann fürs Leben.“ Die 48-jährige selbst ernannte Handtaschentherapeutin sieht bei ihren Klientinnen ganz genau hin – und hat schon Erstaunliches zu sehen bekommen: von Sparschälern über Gartenschläuche bis hin zu einem Führerschein mit einem Udo-Jürgens-Autogramm.

Generell gilt: Je mehr Frau mit sich herumschleppt, desto ängstlicher ist sie. „Sie hat Sorge, etwas Wichtiges zu vergessen. Sie fühlt sich nicht wohl, wenn sie nicht Nähzeug, Kosmetik und weiß Gott noch was dabei hat.“ Ihr Tipp: Tasche entrümpeln, versuchen, ohne diese Dinge auszukommen und auch Spontaneität zulassen.

Bei sehr chaotischen Inhalten mit unendlich vielen Zetteln fehlt den Trägerinnen häufig auch im Alltag der Überblick. Doch dies darf nicht mit dem ganz normalen Chaos verwechselt werden. Denn eines stellte die Expertin nach fünf Jahren Berufserfahrung ebenfalls fest: In fast jeder Handtasche geht es chaotisch zu. „Eine Studie besagt, dass wir Frauen 96 Tage im Leben damit verbringen, etwas in unserer Tasche zu suchen.“

Zeig mir deine Tasche und ich sage dir, wer du bist

Was neben Portemonnaie, Schlüssel und Handy sonst noch in der Tasche liegt, hängt von Lebensumständen und Beruf ab: Mütter schleppen oft Spielzeug und Essen mit. Friseurinnen Bürsten, Haarspray und Kosmetik. Journalistinnen einen Extraslip und ein Aufnahmegerät, weil sie „vielleicht spontan zu einem Termin losmüssen“. Berufsübergreifend haben viele eine Ersatzstrumpfhose und etwas zu Lesen dabei. Selbstredend, dass da schnell vier bis fünf Kilo zusammenkommen. Pierantognettis schwerster Fund: eine 18-Kilo- Tasche – randvoll mit Sexspielzeug.

Neben dem Inhalt sagt laut Pierantognetti die Tasche selbst etwas über die Trägerin und deren Leben aus. Gerade bei Businessfrauen sei eine teure, sehr geradlinige Tasche ein Statussymbol. „Die Tasche zeigt: Ich bin erfolgreich, perfekt und unnahbar. Meist fehlt Emotionalität – in den Taschen und bei den Trägerinnen gleichermaßen.“

Politikerinnen setzen mit Taschen sogar Statements. So nutzte die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher ihre Handtasche, um sich Gehör bei Sitzungen zu verschaffen, indem sie sie auf den Tisch knallte – der Begriff „Handbagging“ war geprägt. „Darüber hinaus soll sie ihre Tasche als den einzig sicheren Ort in der Downing Street bezeichnet haben“, so Pierantognetti. Oder Angela Merkel: Die Kanzlerin hat eine Tasche der Marke Longchamp – hochwertig, aber preislich noch erschwinglich. „Damit setzt sie ein klares Zeichen. Außerdem drückt sie mit einem französischen Produkt gezielt ihre Nähe zu Frankreich aus.“

Nach mehr als 1.000 tiefen Blicken in Taschen hat Pierantognetti verschiedene Charaktere ausfindig gemacht:

© ZWEI GmbH

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Die Spaßhaberin

Die Tasche: Ständig wechselnde Modelle – heute Lkw-Plane, morgen Laptop-Backpack. Aber immer modern, cool und funktional. Stauraum für 3G-Mobile-Phone, Subnotebook und Papiere.

Die Trägerin: Sie ist immer in Bewegung, total vernetzt im Hier und Jetzt und damit absolut am Puls der Zeit.

Tipps für den Mann: Jeder muss mal zur Ruhe kommen, zu sich, zu seinem Inneren. Überzeugen Sie sie, dass sie nicht alles Neue mitmachen muss und auch mal chillen sollte. Hierbei hilft etwas Duftendes in der Tasche – schenken Sie es ihr.

 

Weitere vier Handtaschentypen finden Sie in der App oder unter creditreform-magazin.de/handtaschen

 

 

© ZWEI GmbH

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Die Glücksstrategin

Die Tasche: Modern, trendiges Design. Im Inneren finden sich eine große Sonnenbrille, jede Menge Restaurantquittungen und eine Box mit bunten Kondomen.

Die Trägerin: Sie ist vielseitig interessiert und offen für Neues. Optimismus ist ihr zweiter Vorname. Sie wagt sich mutig auf unbekannte Wege.

Tipps für den Mann: Wenn Sie nicht mit Menschen klarkommen, die nicht vorausschauend agieren und Termine wie zum Beispiel Geburtstage vergessen: Finger weg von diesem Frauentyp! In ihrer Tasche findet sich Unerledigtes wie etwa Behördenbriefe oder unbeantwortete SMS-Nachrichten im Handy.

©  Abury

© Abury

Die Friedensstifterin

Die Tasche: Stabil und robust aus pflanzlich gegerbtem Leder, Canvas oder Baumwolle, um ein strahlungsarmes Handy, Biokosmetik und Pulswärmer zu verstauen.

Die Trägerin: Sie lebt bewusst, setzt sich für unsere Zukunft ein und zeigt Flagge.

Tipps für den Mann: Erklären Sie ihr, dass nicht immer alles hundertprozentig sein muss. Wer in irgendeiner Hinsicht sündigt, entwertet nicht gleich alle guten Dinge, die er tut. Also: Schenken Sie ihr knallbunte Marshmallows für ihre Tasche.

© PICARD

© PICARD

Die Alleskönnerin

Die Tasche: Elegant, hochwertig, mit klaren Formen. Design ist ein Muss. Der Inhalt: Organizer, Visitenkarten und Extrastrumpfhose.

Die Trägerin: Eine Macherin, die genau weiß, was sie will – wenn nötig, fährt sie dafür auch die Krallen aus, geht aber lieber strategisch vor.

Tipps für den Mann: Seien Sie nicht nachtragend, wenn Sie nicht viel Beachtung erfahren. Dieser Frauentyp pflegt zwar ihre Sachen, aber nicht ihre Freundschaften. Sie ist immer auf dem Sprung und das kostet viel Energie. Deshalb braucht sie eine Möglichkeit, sich auch mal gehen zu lassen. Schenken Sie ihr etwas Weiches wie ein Etui mit Samtoberfläche oder ein Tuch.