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Sie sind kleine, tragbare Helfer, häufig voll vernetzt und intuitiv zu bedienen. Sogenannte Wearables gelten seit einigen Jahren als großer Techniktrend – nicht nur für private Nutzer. Nach dem anfänglichen Hype um Datenbrillen und Smartwatches entdecken auch Unternehmen den Einsatz tragbarer Technik für sich. 

Wenn der Technologiekonzern Google eine Rolle rückwärts macht, spricht das für sich. Nachdem der Suchmaschinenriese mit dem Verkaufsstart seiner Datenbrille Google­ Glass im April 2014 für Aufsehen gesorgt hatte, stellte das Unternehmen den Verkauf ein Jahr später bereits wieder ein. Die Brille war der erste sehr kleine, leichte und tragbare Computer mit einem transparenten Display, der Informationen direkt im Sichtfeld des Trägers abbilden konnte. Doch 2015 sah Google noch keinen Markt für das Produkt, hieß es.

Zwei Jahre später ist das offenbar anders. Im Sommer 2017 präsentierte Google die auf Unternehmenskunden zugeschnittene Weiterentwicklung Glass Enterprise. Denn auch nach dem offiziellen Verkaufsstopp belieferte Google im Hintergrund vor allem Firmen weiter mit der Technologie. Industriekonzerne wie Volkswagen oder General Electric nutzten die Datenbrille in ihrer Produktion, DHL und andere in der Logistik – überzeugt von den Vorteilen: Über die Brille erhalten Mitarbeiter Informationen zu ihrer Umgebung in Echtzeit. So haben sie, etwa bei Reparaturen, gleichzeitig beide Hände frei für manuelle Arbeiten. In einem Blogbeitrag zur Glass-Enterprise-Edition schreibt Google-Projektleiter Jay Kothari: „General Electric schätzt, dass Mitarbeiter in der Instandhaltung dadurch weniger Fehler machen und zwischen acht und zwölf Prozent effizienter arbeiten.“

Nun also der zweite Anlauf mit einem überarbeiteten Produkt. Glass Enterprise sieht modischer aus als der Erstling und bei den Anwendungen arbeitet Google mit spezialisierten Softwareentwicklern zusammen. So sollen Business-Kunden eine auf sie zugeschnittene Kombination aus Hard- und Software erhalten. Wobei die Nutzung der Datenbrille nicht mehr nur auf die Industrie beschränkt ist. Im Prinzip kommt sie für jeden Nutzer infrage, der an schnellem Zugriff auf für ihn relevante Daten interessiert ist, egal ob Ärzte, Juristen, Vertriebler oder Geschäftsführer. Einen festen Preis nennt Google nicht, er variiert je nach Ausstattung und Anwendung. Und auch eine Version für Endverbraucher wird es vorerst nicht geben.

Smarte Brillen auf dem Vormarsch

Gleichwohl zeigt das Beispiel, dass Nutzer sogenannte Wearables, also tragbare Computertechnologie, mehr und mehr akzeptieren und der Trend nachhaltig ist. Das IT-Marktforschungsinstitut Gartner etwa hat ausgerechnet, dass im Jahr 2017 weltweit mehr als 310 Millionen Wearables verkauft wurden. Fast die Hälfte davon entfiel auf Bluetooth-Headsets, rund 13 Prozent auf Smartwatches und immerhin sieben Prozent auf Datenbrillen. Doch bis zum Jahr 2021 prognostizieren die Analysten dem Segment der Brillen und sogenannten Head-Mounted-Displays mit einem Plus von rund 205 Prozent das größte Wachstum. Der Markt für Smartwatches soll um rund 95 Prozent wachsen und Headsets legen um 37 Prozent zu. Das Potenzial sei vorhanden, schreiben die Analysten, sowohl für private Anwender als auch für Business-Nutzer. Mit diesen vier ausgewählten Geräten sind Geschäftsleute schon heute smart unterwegs:

Smart und edel

Neben den Platzhirschen Apple Watch und Samsung Gear bieten inzwischen auch einige etablierte Uhrenhersteller Smartwatches an. Etwa die Hamburger Montblanc GmbH. Der Schreibwarenhersteller führt seit rund 20 Jahren auch Luxusuhren im Programm und hat nun mit dem Modell Summit eine Smartwatch vorgestellt, die vor allem auf hochwertiges Design setzt. Das Gehäuse ist wahlweise aus Titan oder Edelstahl erhältlich, außerdem können verschiedene Armbandvarianten aus Leder oder Kautschuk gewählt werden. Smart wird die Uhr dank 1,39-Zoll-Display, 512 Megabyte Arbeitsspeicher, 4 Gigabyte internem Speicher, Bluetooth- und WiFi-Konnektivität, Herzfrequenzmesser und dem Betriebssystem Android Wear 2.0. Damit ist sie sowohl mit Android-Smartphones als auch mit iPhones kompatibel. Ausgerichtet auf Business-Nutzer sind unter anderem Apps für digitale Reisedokumente, Sprachübersetzung, Kalender, Messaging und Navigation vorinstalliert. Preis ab 890 Euro.

montblanc.com/de-de/discover/specials/summit.html

Evolution des Headsets

Mit den bekannten Freisprecheinrichtungen, die USB-Stick-groß und umständlich mit einem Bügel ans Ohr geklemmt werden, hat das Sony Xperia Ear so viel gemein wie ein Handy aus den 90er-Jahren mit einem modernen Smartphone. Der weniger als sieben Gramm schwere Knopf fürs Ohr kostet 199 Euro und reagiert dank Sprachsteuerung auf Befehle, gibt Antworten und registriert sogar Kopfschütteln oder Nicken seines Trägers. „Spend more time looking up“, „blicke häufiger auf“ bewirbt Sony das Konzept. Statt also ständig aufs Display zu schauen, soll das Xperia Ear – per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden – Nachrichten, Navigation oder Termin­erinnerungen direkt ins Ohr flüstern. Umgekehrt kann der Assistent einfache Aufgaben erledigen, wie etwa Termine eintragen, den Wecker stellen, Kontakte anrufen oder SMS verschicken.

sonymobile.com/de/products/smart-products/xperia-ear

Weniger ist mehr

Ein Problem bei Datenbrillen ist weniger die technische Machbarkeit, sondern das Design. Irgendwo müssen Mini-Projektor, Display, Kamera und Stromversorgung untergebracht werden. Das optische Ergebnis ist entsprechend eher funktional denn modisch. Vue, ein Startup aus Kalifornien, reduziert seine Brillen aufs Wesentliche. Die Modelle Classic und Trendy sehen aus wie konventionelle Brillen und können mit optischen oder Sonnenschutzgläsern bestückt werden. So können sie keine Informationen im Sichtfeld anzeigen, sondern arbeiten vorwiegend mit Ton. Die Technik verbirgt sich im Gestell. Statt mit Kopfhörern überträgt Vue Geräusche via Knochenschall. Für die Sprachsteuerung ist ein kleines Mikrofon integriert, im Nasensteg sitzt eine Kamera und über zwei kleine Touch-Interfaces in den Bügeln können Träger Kurzbefehle geben. Für 229 Dollar erhalten sie eine smarte Brille, die zwar auf optische Informationen verzichtet, dafür aber für Außenstehende kaum von einer Alltagsbrille zu unterscheiden ist.

enjoyvue.com

Gürtel unter Strom

Nicht nur das Smartphone braucht Strom, auch bei Wearables bleibt ohne Saft die Anzeige schwarz oder der Lautsprecher stumm. Mit Powerbanks kann der Stromspeicher auch unterwegs wieder aufgefüllt werden. Allerdings sind die tragbaren Akkupakete – je größer und leistungsfähiger – entsprechend unhandlich. Eine elegante Lösung ist der XOO Belt des britischen Unternehmens Nifty. Ein – wie der Name schon sagt – Gürtel mit integrierter Powerbank. Zugegeben: Es gibt Akkus mit deutlich mehr Kapazität. Der XOO Belt bietet mit 1.600 Milliampèrestunden Strom für lediglich einen Smartphone-Ladevorgang. Doch als letzter Ausweg aus der Stromnot ist der 249 Dollar teure Gürtelspeicher immer und unauffällig dabei – und selbst binnen zwei Stunden komplett wieder aufgefüllt.

getxoo.com