Norweger und Finnen haben weniger Ärzte als die Deutschen, gehen auch viel seltener hin – und leben länger. In Deutschland werden jährlich rund 1.250 Röntgenuntersuchungen pro 1.000 Einwohner vorgenommen. In den Niederlanden und Schweden liegt diese Zahl zwischen 500 und 600. Auf bis zu 50 Prozent der pro Jahr rund 100 Millionen durchgeführten Röntgenuntersuchungen könnte verzichtet werden. Einsparpotenzial: eine Milliarde Euro. Infolge von Röntgenuntersuchungen erkranken hierzulande etwa 50.000 Menschen jährlich an Krebs, 15.000 davon sterben.
Ein Kardinalproblem sind auch die Nebenwirkungen der verschriebenen Medikamente. Ein Paradebeispiel sind die Statine, die Blutfettsenker. Immerhin ein Markt von 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Der deutsche Anteil liegt bei nicht unerheblichen fünf Milliarden. Wir erinnern uns: Hierzulande sterben fünfmal mehr Menschen durch die Nebenwirkungen von Medikamenten als im Straßenverkehr. Darum bin ich bei meinen Patienten immer bemüht, die von anderen Ärzten verschriebenen Medikamente möglichst zu reduzieren.
Umstrittene Blutfettsenker
Statine fliegen als Erstes raus, denn die haben nur Nebenwirkungen und praktisch keine Wirkung. Gesunde Menschen, die Statine erhalten, um einen Herzinfarkt zu verhindern, haben keinerlei Nutzen. Schwer Herzkranke haben einen Nutzen von nur 1,7 Prozent. Die Nebenwirkungen sind dagegen immens: Statine vergrößern dramatisch das Risiko für Diabetes Typ II, grauen Star, Alzheimer und Demenz. Sie erhöhen die Muskelermüdung bei 30 Prozent der Patienten, zersetzen den Muskel bei 13 Prozent. Junge Männer leiden zehnmal häufiger an Potenzstörungen, wenn sie Blutfettsenker nehmen.
Das Confirm-Register schockierte die wissenschaftliche Welt 2012 mit der Erkenntnis, dass Statine die Herzkranzgefäßverkalkung beschleunigten – also genau das verstärken, was sie verhindern sollten. Leider wissen das viele Hausärzte nicht, weil sie Studien nicht kritisch hinterfragen. Zudem werden die meisten Ärztefortbildungen von der Pharmaindustrie durchgeführt. Hier wird der Bock unter Umgehung des Gärtners gleich zum Landwirtschaftsminister gemacht.
Statt Blutfettsenkern empfehle ich meinen Patienten – wie das auch die unabhängige American Heart Association macht – die tägliche Einnahme von hoch dosierten B-Vitaminen, Folsäure und Omega-3-Fettsäuren (3 Gramm täglich). Zusätzlich wäre eine Stunde Bewegung täglich optimal, um die körpereigene Fettverbrennung anzukurbeln. Last but not least sollte man solche Fette bei der Ernährung meiden, die bei Raumtemperatur fest sind. Das sind nämlich die eher ungesunden Omega-6-Fettsäuren. Ausnahme der Regel bilden Lachs, Makrele und Hering.