„Bafin prüft kleine Institute schärfer“ überschreibt das Handelsblatt vom 15. Januar 2016 einen Beitrag. „Was geht das mich an?“ könnten Sie jetzt als Unternehmerin und Unternehmer sagen.
Ich sage: Sehr viel. Zumindest dann, wenn Sie Kredite in Anspruch nehmen und für die weitere Entwicklung Ihres Unternehmens auch zukünftig auf Kredite angewiesen sein werden und ggf. sogar weitere benötigen.
Denn warum schaut die Bankenaufsicht näher hin:
- Bereits 2014 haben Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Durchschnitt (!) nicht mehr ein langfristig als auskömmlich zu betrachtendes Ertragsniveau erreicht. Das beschreibt die Bundesbank sehr plastisch in ihrem Monatsbericht vom September 2014. In der Gewinn- und Verlustrechnung einer Bank sollte das „Betriebsergebnis vor Bewertung“ (also vor Buchung der Kreditrisiken) dauerhaft mindestens 1 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme betragen – so eine Faustregel. Die Genossenschaftsbanken lagen 2014 im Schnitt bei 0,95 Prozent, die Sparkassen nur noch bei 0,83 Prozent. Wie gesagt im Durchschnitt. Es gibt ertragsstärkere Institute – aber eben auch ertragsschwächere. Und bei letzteren sind Sie hoffentlich nicht Kunde!
- Die Verbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken und die Bundesbank gehen davon aus, dass die Zinsüberschüsse der Banken (Zinsertrag aus Krediten abuzüglich Zinsaufwand aus Einlagen) in den kommenden vier Jahren um 20 – 25 Prozent zurückgehen werden. Der Zinsüberschuss macht aber 75 Prozent aller Erträge der Institute aus – teilweise liegt der Anteil noch höher. Die Betriebsergebnisse werden also weiter zurückgehen.
- Deshalb streichen viele Institute ihre Filialnetze zusammen und sparen Kosten wo es nur geht.
- Die besondere Sorge der Bankenaufsicht: In dieser Drucksituation geben viele Institute Kredite mit langfristigen Zinsbindungen an ihre Kunden und das auf dem jetzt niedrigen Zinsniveau. Das Geld dafür nehmen die Banken und Sparkassen aus ihren Kundeneinlagen, die sie derzeit meist mit knapp über 0 Prozent verzinsen. Wenn die Zinsen wieder steigen sollten, werden die Einlagen für die Banken teurer – die festgeschriebenen Zinssätze im Darlehensgeschäft können aber nicht parallel erhöht werden. Also: Druck auf den Ertrag. Der Bankfachausdruck dafür: Zinsänderungsrisiko.
- Die Sanktionsmöglichkeit der Bankenaufsicht: Sie kann Instituten mit besonders hohen Zinsänderungsrisiken (gemessen an der „Risikotragfähigkeit“ der Bank) vorschreiben, das Eigenkapital über die normalen Anforderungen von Basel III hinaus zu erhöhen.
Und was heißt das jetzt für Ihre Kreditversorgung als Mittelständler:
- Bereits jetzt erhöhen viele Institute Ihre Anforderungen im Kreditgeschäft: Bessere Ratingnoten, mehr Informationen, mehr Sicherheiten werden verlangt. Dahinter steht die klare Erkentnis, dass bei weiter sinkenen Bank-Ergebnissen die Institute sich auf gar keinen Fall neue Kreditrisiken leisten können. Das kann auch Sie treffen!
- Ihre Schlussfolgerungen sollte sein: Informieren Sie sich über die Ausgangslage bei Ihren kreditgebenden Banken. Fragen Sie nach der Erfüllung der Anforderungen aus Basel III und nach dem Betriebsergebnis von Bewertung in Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme.
- Und fragen Sie nach Ihrer Ratingnote bei Ihren Banken, damit Sie einschätzen können, wie Ihre Banken Sie beiurteilen. Das ist wichtig für Ihre Verhandlungstaktik. Denn es kommt auf Ihre Verhandlungsmachtposition an. Und wer diese nicht realistisch einschätzen kann, läuft Gefahr, Fehler zu machen.
- Weiter: Machen Sie sich auf keinen Fall von nur einer kreditgebenden Hausbank abhängig.
- Bauen Sie die Verbindung zu einer ertrags- und eigenkapitalstarken (!) zweiten Hausbank auf – jetzt!
- Nutzen Sie weitere Finanzierungsalternativen.
Oder zusammengefasst: Formulieren Sie eine klare Finanzierungsstrategie für Ihr Unternehmen bzw. passen Sie Ihre vorhandene Finanzierungsstrategie an die sich ändernden Verhältnisse im Bankenmarkt an.