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Creditreform

„Renditekönig Mittelstand“ titelt das Handelsblatt vom 17. Mai und zeigt auf Basis der Bilanzdaten von 300.000 Unternehmen aus dem bundesweiten Datenbestand der Sparkassen-Organisation auf, dass mittelständische Unternehmen in den Jahren seit 2003 ertragsstärker waren als die deutschen börsen-notierten Unternehmen.

Diese Entwicklung habe sich auch 2015 fortgesetzt. Zum letzten Jahr allerdings sind Fragen angebracht – und da hakt es dann doch in Analyse und Schlussfolgerung:

Haken 1: Für 2015 liegen den Sparkassen erst 7.000 Jahresabschlüsse vor – also 2,3 % der Gesamtheit von 300.000. Dies dürften vor allem mittelgroße und große Kapitalgesellschaften sein, die nach HGB bis zum 30.03. ihren Jahresabschluss vorlegen müssen (was noch lange nicht alle tun). Damit ist die Stichprobe für 2015 für den Mittelstand in keiner Weise repräsentativ. Erfahrungsgemäß kommen die Jahresabschlüsse der meisten kleinen Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften erst im Herbst des Folgejahres. Und bei diesen sind die Bilanzverhältnisse erfahrungsgemäß oft deutlich „zurückhaltender“.

Haken 2: Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften wird bei der Rentabilität der „Unternehmerlohn“ bereits berücksichtigt – also vom Jahresüberschuss abgezogen. Wie das erfolgt, wird allerdings nicht beschrieben. Damit ist der „korrigierte“ Jahresüberschuss als Basiswert für die Errechnung der Umsatzrendite als Erfolgsmaßstab nicht wirklich einzuschätzen.

Haken 3: Selbst bei der Stichprobe von 7.000 liegen 22,6 % der Unternehmen nur bei einer Umsatzrendite unter 1,00% .

Haken 4: Was bedeutet das alles jetzt in der wirtschaftlichen Realität – zum Beispiel in der Unternehmensfinanzierung? Darauf wird in dem Beitrag im Handelsblatt nicht eingegangen. War vielleicht auch nicht Thema – sondern der analysierende Vergleich mit den börsen-notierten Unternehmen. Nur – darauf kommt es im Unternehmensleben an.
Und wie schon öfter an dieser Stelle angesprochen: Das Finanzierungs-Umfeld wird deutlich schwieriger werden. Da ist eine gute Eigenkapitalausstattung und eine nachhaltig gute Rentabilität natürlich wichtig und erleichtert Kreditgespräche. Aber das wird nur für die oberen 25% wirklich gelten. Alle anderen Unternehmen müssen sich auf steigende Anforderungen der Kreditgeber einstellen! Und wie finanzieren sich die angesprochenen 22,6 der Unternehmen mit einer Umsatzrendite unter 1 % in Zukunft?

Ein erster Ansatzpunkt, um die eigene unternehmerische Finanzierungs- und Banken-Situation einzuschätzen bietet aktuell das „KMU-Banken-Barometer 2016“: Ein Selbst-Check mit zwölf Aussagen, die Sie für Ihr Unternehmen einschätzen. Sie erhalten dann eine Auswertung und einen Handlungsimpuls. Und zusätzlich eine Information zu den Notenskalen in den Ratingsystemen der deutschen Kreditinstitute, so dass Sie auf Basis Ihrer Ratingnoten Ihre Verhandlungsposition realistisch einschätzen können. Selbst-Check machen unter www.banken-barometer.kmu-berater.de.