Erste Zinsanhebung seit 2006
Es ist geschafft! Endlich hat die US-Notenbank den ersten Zinsschritt vollzogen und damit die US-Leitzinsen von 0 bis 0,25 % auf 0,25% bis 0,5% angehoben. Die Notenbank entsprach mit ihrer Entscheidung den Erwartungen der Marktteilnehmer, die mit einer großen Mehrheit von einer Zinsanhebung ausgegangen waren. Weniger einig waren sich die Experten, wie die Marktreaktionen nach der Zinserhöhung ausfallen würden. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Entscheidung suchten die Märkte für etwas mehr als eine halbe Stunde nach einer Richtung. Danach ging es für den Aktienmarkt deutlich aufwärts. Der US-Dollar reagierte mit nur durchschnittlichen Änderungen auf die Entscheidung und tendierte etwas fester zum US-Handelsschluss. Am Anleihemarkt stiegen die Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve; am langen Ende fielen sie. Damit setzt sich der seit einigen Wochen bestehende Trend weiter fort.
Interpretation der Marktreaktion
Die Marktreaktionen im Anschluss an die US-Zinserhöhung deuten wir als sehr gesunde Entwicklung der Kapitalmärkte. Für eine lange Zeit waren schlechte Wirtschaftsnachrichten gut für die Aktienmärkte. Denn in diesen Fällen war klar, die Notenbank wird mehr unternehmen, um die Märkte zu stützen. Im Umkehrschluss bedeutete dies jedoch auch, dass gute Nachriten für die Wirtschaft schlecht für die Entwicklung der Aktienmärkte waren. Dieser paradoxe Mechanismus scheint sich wieder hin zur klassischen Funktionsweise umzukehren: Gute Nachrichten für die Wirtschaft sind gleichbedeutend mit einer gute Aktien-, respektive Währungs- oder Anleihemarktentwicklung.
Wir beurteilen die Anzeichen der Märkte als einen weiter voranschreitenden Gesundungsprozess im immernoch angeschlagenen Finanz- und Wirtschaftssystem.
Wie geht es an den Märkten weiter?
Die Zinsanhebung wurde seit langer Zeit vorbereitet und dann doch immer wieder verschoben. Es ist gut, dass endlich Tatsachen geschaffen wurden. Die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung kann somit keine weitere Unsicherheit mehr verursachen. Die große Angst vieler Anleger, dass die höheren Zinsen zu Marktturbulenzen und starken Kursverlusten am Anleihemarkt und an anderen Märkten (Anleihen, Aktien und Währungen) in den Schwellenländern führen würden, wurde nicht bestätigt. Wie so oft an der Börse wurde diese Entwicklung bereits frühzeitig vorweggenommen und zum Zeitpunkt der Zinserhöhung ging es mit den Kursen an den fraglichen Märkten dann deutlich bergauf.
In der Vergangenheit (letzten sechs Fed-Zinserhöhungszyklen seit 1983) konnten die besagten Schwellenländer, aber auch Rohstoffe und globale Aktien am stärksten während der Fed-Zinserhöhungszyklen profitieren. Am Aktienmarkt waren es besonders Unternehmen, die günstige Bewertungen (Value) aufwiesen oder aber kleine Unternehmen (Small), die sich besser als der Markt entwickelten. Deutlich schlechter als der Gesamtmarkt entwickelten sich dahingegen besonders große Unternehmen (Large) und Unternehmen mit relativ teuren Bewertungen (Wachstum).
Ob sich die Geschichte auch im aktuellen Fall wiederholt, bleibt abzuwarten. Die historischen Daten sowie die ersten Reaktionen einen Tag nach der Zinserhöhung in den USA deuten jedoch darauf hin.