Als meinungsstarker Bundesbank-Vorstand dürfte Andreas Dombret nach seiner bevorstehenden Pensionierung in Erinnerung bleiben. Für seinen Verantwortungsbereich Bankenaufsicht hat er in den letzten Jahren die Debatten entscheidend mitgeprägt.
In einem Gastkommentar im Handelsblatt vom 30. April schreibt er aktuell mit Blick auf das Ende seiner Amtszeit zur Stabilität des Bankensektors (Hervorhebungen vom Autor dieses Beitrags):
„Auch wenn die Kreditinstitute die Risiken in ihren Bilanzen verringert haben, gibt es Grund zur Sorge. Die starke Zinsabhängigkeit der Geschäftsmodelle führt angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen zu einer besorgniserregenden Ertragsschwäche. Dazu kommen die Konkurrenz durch neue Player wie Fintechs und das Thema Digitalisierung. Mit Blick in die Zukunft wage ich drei Behauptungen: Erstens werden Fusionen und Übernahmen im Bankensektor zunehmen; zweitens wird das traditionelle Bankgeschäft weiter erodieren; drittens werden die Themen Cyberkriminalität und -sicherheit immer wichtiger. Der deutsche Bankensektor ist gut beraten, diesen Entwicklungen mit allem notwendigen Ernst und aller möglichen Kreativität zu begegnen.“
Leider sagt Dombret nicht, was er dem kreditnehmenden Mittelstand vor diesem „besorgniserregenden“ Hintergrund empfiehlt.
Ich springe dafür einfach einmal ein:
- Lassen Sie sich von der derzeit fast überall guten Finanzierungs-Situation nicht blenden. Das wird nicht so bleiben – siehe Dombret: Ertragsschwächer werdende Banken bleiben keine starken Kreditgeber, sondern werden eher risikoscheuer.
- Schauen Sie auf Ihre Hausbank/en: Wie stark sind diese – sind diese als Volksbank oder Sparkasse zum Beispiel im Vergleich über- oder unterdurchschnittlich ertragsstark?
- Steht bei Ihrer Hausbank / Ihren Hausbanken womöglich eine Fusion an? Was bedeutet das für Ihre Kreditversorgung. Siehe dazu auch den Beitrag zum „Konsolidierungs-Wahn“ mit Zitaten des obersten Banken-Aufsehers.
- Nutzen Sie die jetzt gute Finanzierungssituation zu einer selbstkritischen Betrachtung Ihrer Finanzierungsstrukturen: Sind diese zukunftssicher und stabil – vor dem Hintergrund Ihrer Pläne für die nächsten zwei bis drei Jahre?
- Vergessen Sie bei allem nicht das Szenario „Konjunkturabschwächung“ (ich will ja gar nicht von einer Rezession sprechen): Welche Risiken lauern dort für Ihr Geschäft? Und welche für das Geschäft Ihrer Hausbank/en? Und werden Sie bei einem Rückgang im eigenen Geschäft und einer evtl. ertragsschwächeren Hausbank noch die Unterstützung erhalten, die Sie gerade dann wirklich benötigen?
Letztlich: Wie sieht Ihre Finanzierungs-Strategie aus vor dem Hintergrund Ihrer Verhandlungsposition gegenüber Ihren Kreditgebern.
Zum Autor:
Carl-Dietrich Sander kennt beide Seiten des Besprechungstisches in Finanzierungsfragen: 20 Jahre war er in der Firmenkundenbetreuung von Banken tätig, zuletzt neun Jahres als Vorstandsmitglied der Volksbank Neuss. Seit 1998 ist er selbstständig als freiberuflicher UnternehmerBerater: Trainer, Berater, Fachautor rund um die Themen Liquidität, Finanzierung, Rating, Bankenkommunikation. Unter anderem für die NRW.BANK hält er Unternehmer-Seminare. Sein Buch aus dem NWB-Verlag „Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln“ ist eines der umfassenden Arbeitsbücher für Unternehmer und Berater zu seinem Themenkreis. Im Bundesverband „Die KMU-Berater“ leitet er die Fachgruppe Finanzierung-Rating.
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