In Deutschland befassen sich mittelständische und Familienunternehmen intensiv mit der digitalen Transformation und den damit verbundenen Herausforderungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Motivation und digitale Qualifikation der Mitarbeiter sowie das Recruiting neuer Spezialisten.
Egal wie groß ein Unternehmen ist, die digitale Transformation ist immer eine Herausforderung. Am besten gelingt dies, wenn mit dem Thema transparent umgegangen wird und die Mitarbeiter die Chance erhalten, die Digitalisierung im Unternehmen mitzugestalten. Voraussetzungen dafür sind eine gute Qualifikation der Mitarbeiter und ihre Motivation. Denn die beste Digitalisierungsstrategie nützt wenig, wenn die Mitarbeiter sie nicht leben und mittragen.
Der Wandel ins Digitale bringt neue Aufgaben mit sich, die von den Mitarbeitern deutlich mehr IT-Kompetenz erfordern. Ein interdisziplinäres Aus- und Weiterbildungsangebot im Unternehmen selbst ist dazu hilfreich. Da die digitale Transformation die Arbeitswelt konstant beeinflussen wird und Mitarbeiter künftig bereit sein müssen, sich über das gesamte Berufsleben weiterzubilden, sind solche Bildungsmöglichkeiten ein enormer Wettbewerbsvorteil.
Strategischer Knotenpunkt
Wird in deutschen Unternehmen von Digitalisierung gesprochen, reagieren Mitarbeiter in einem ersten Schritt oftmals skeptisch: Sie befürchten, von einer Maschine ersetzt zu werden. Die Angst vor dem Jobverlust ist groß. Dabei soll die Digitalisierung Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag nicht ersetzen, sondern vielmehr effizient unterstützen: Digitale Helfer sollen dem Menschen die Arbeit erleichtern – ohne, dass dieser seine Entscheidungsgewalt einbüßt.
Damit die neue Zusammenarbeit funktioniert, muss die Bereitschaft und das Verständnis dafür, sich im erlernten Job weiterzubilden und zu entwickeln, im Unternehmen etabliert werden. Damit sollten sich auch Personalabteilung und Führungsetage befassen: Über intensive Mitarbeitergespräche, in denen auf die Wünsche und Bedenken der Mitarbeiter eingegangen wird, können sie als strategischer Knotenpunkt wichtige Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit für einen Übergang ins digitale Zeitalter leisten.
Selbstreflexion erforderlich
„Industrie 4.0“, „Digitalisierung“, „Change“ und „Transformation“ – Begriffe wie diese sind auf der persönlichen Ebene oft wenig greifbar. Ebenso schwer lässt sich einschätzen, wann die Zeit zur Umsetzung gekommen ist. Doch genau diese Entscheidungen müssen jetzt im Personalbereich getroffen werden. Als Umsetzungshorizont sollten dabei die nächsten drei bis fünf Jahre ins Auge gefasst werden.
Dementsprechend ist es notwendig, dass Unternehmer und Geschäftsführer die Strukturen und Geschäftsmodelle ihrer Unternehmen regelmäßig auf den Prüfstand stellen, um herauszufinden, wo Ansatzpunkte oder Unsicherheiten bezüglich des digitalen Wandels bestehen. Hier sollte frühzeitig erkannt werden, welche innovativen Technologien wie und an welcher Stelle optimal im Unternehmen eingesetzt werden können.
Anspruchsvolle Bewerber abholen
Die Aspekte mittelständischer und familiengeführter Unternehmen werden von Bewerbern häufig nicht stark genug wahrgenommen – beziehungsweise von den Unternehmen nicht prominent genug transportiert. Diese Vorteile sind ein entscheidender Faktor im Recruiting. Für Unternehmen bedeutet dies, sich für Bewerber attraktiver positionieren zu müssen – als Arbeitgeber und als Marke.
Gute Voraussetzungen für Transformation
Ein zu wenig beachteter Vorteil mittelständischer und familiengeführter Unternehmen ist die nachfolgende Generation: Digital aufgewachsene Unternehmerkinder können, wenn Sie die Nachfolge antreten, für regelrechte Innovationsschübe sorgen. So können neue Geschäftsbereiche erschlossen und bestehende Geschäftsmodelle erweitert werden, ganz organisch und ohne Innovationsdruck von „außen“. Auch ist es wahrscheinlich, dass mit dieser digital-affinen Nachfolge eine zielgruppenorientierte Ansprache von Bewerbern einhergehen wird.
Die Bereitschaft für Veränderung ist auch mit der Ursprungsgeschichte gerade von Familienunternehmen verknüpft: Vor Generationen wurden diese auf Basis einer mutigen Idee oder Vision gegründet. In der Regel ist dieser „Gründergeist“ historisch in der Unternehmenskultur verankert, erneut ohne Einflüsse oder Trends von außerhalb.
Was das Leitbild, die technische Ausstattung oder Work-Life-Modelle betrifft, sind mittelständische Unternehmen in Deutschland wahre Vorreiter: Oftmals haben sie flachere Hierarchien und arbeiten mit weniger Bürokratie als große Konzerne. Dies ist für junge Führungskräfte mit IT-Kompetenzen natürlich besonders attraktiv.
Positiver Blick in die Zukunft
Ein Großteil der mittelständischen Unternehmen blickt positiv in die Zukunft und ist motiviert, die digitale Transformation umzusetzen. Wichtig ist es dabei, den Mitarbeitern ihre Ängste zu nehmen und diese über die Veränderungen aufzuklären. Außerdem sollten Unternehmen ihre Vorteile stärker präsentieren, um vor allem junge Fachkräfte aus dem IT-Bereich für sich zu gewinnen. Die digitale Transformation bringt sicherlich Herausforderungen mit sich. Durch gute Vorbereitung und Kommunikation können daraus jedoch hervorragende Möglichkeiten werden.